Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Kirchenjahr - Die österliche Freudenzeit

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Die österliche Freudenzeit

"Die fünfzig Tage sind wie das Pascha zu feiern, und sie sind alle wie ein einziger Sonntag"
(Ambrosius von Mailand, 4. Jhd.).

In den ersten Jahrhunderten waren die fünfzig Tage nach Ostern ein geschlossener Festkreis, der mit Pfingsten endete. Diese Zeit galt als Vorschau des himmlischen Lebens, und es gab damals eine entsprechende Körpersprache der Osterfreude:

In der Zeit zwischen Ostersonntag und Pfingsten
  • sollte es keine schwere Arbeit geben, denn durch die Auferstehung ist der Mensch für die Befreiung von allen irdischen Lasten vorgesehen
  • war Fasten nicht erlaubt, denn die fünfzig Tage sind eine Zeit der Festfreude
  • sollte man beim Beten nicht knien, sondern vor Gott als befreiter Mensch mit Würde stehen

Die Sonntage dieser österlichen Freudenzeit (Quasimodogeniti, Misericordias Domini, Jubilate, Cantate, Rogate, Exaudi) erläutern verschiedene Aspekte der Auferstehung Christi.

1. Sonntag nach Ostern

Quasimodogeniti

"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten." (1. Petr 1, 3)

Ferdinand Reus, 2007: Celestial Church of Christ baptism ceremony, Cotonou, Benin

"Der Name des Sonntags Quasimodogeniti leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon ab: Quasi modo geniti infantes, Halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite. (1. Petr 2, 2; deutsch: Wie die neugeborenen Kindlein seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch). (aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

Der erste Sonntag nach Ostern war gleichzeitig der 2. Sonntag des Osterfestes, denn Ostern war ursprünglich ein 8-tägiges Fest (und ist auch heute noch eine 50-tägige Festzeit).

Holger, Ellgaard, 2005

Die Personen, die in der Osternacht getauft wurden, erschienen an diesem Sonntag in ihren weißen Taufkleidern; deswegen bekam dieser Sonntag den Namen: "Weißer Sonntag". Diese Frischgetauften sind „wie die neugeborenen Kinder“. In dem Wochenspruch, der auch der Beginn der Epistellesung ist, werden alle Getauften angesprochen, denn sie sind durch die Taufe „wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Christi von den Toten“. Dieser Sonntag ist besonders dazu geeignet, einen Tauferinnerungsgottesdienst zu feiern.

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2. Sonntag nach Ostern

Misericordias Domini

"Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben." (Joh 10, 11a. 27-28a)

Ausschnitt aus Ikone 'Good Shepherd', Ende des 19. Jhds.

Der Name des Sonntags Miserikordias Domini leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon ab: Misericordias Domini plena est terra. (Ps 33, 5) Die Erde ist voll der Güte des Herrn. (aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

Was hat das Motiv „Jesus ist der guter Hirte“ mit der Osterzeit zu tun? Jesus ist deswegen der gute Hirte, weil er in das Totenreich gegangen ist, um das Verlorene aufzusuchen. Er hat die Toten herausgeführt wie ein Hirte, der seine Schafe aus einem finsteren Tal herausholt.

Ein Gebet für Misericordias Domini

Gottes Gebet an dich (nach Psalm 23)

Nein, ich werde dir nicht unbedingt geben, was du willst
Ja, ich werde dir Glückseligkeit geben.

Nein, ich werde nicht alle Schatten in dir und um dich herum wegnehmen.
Ja, ich werde dein Licht sein.

Nein, ich werde dein Elend nicht mit einer Handbewegung wegfegen.
Ja, ich werde dir dort einen Raum schaffen, in dem du atmen kannst.

Ausschnitt aus Fresco 'Descent of Christ to Limbo'

Nein, ich werde dir nicht alle Hindernisse aus dem Weg räumen,
und ich werde dich nicht davor bewahren, mit einigen zusammenzuprallen.
Ja, ich werde dich führen: Mein Stecken und Stab werden dich trösten.

Nein, ich werde dich nicht über das Tal des Todes hinweg tragen.
Ja, ich werde dich hindurch tragen.

Nein, ich werde nicht dein göttlicher Zauberer sein.
Ja, ich werde dein Guter Hirte sein.

Ich werde mit dir gehen,
ich werde dein Gott sein
In guten und schlechten Zeiten,
im Tod und im Leben.

(Hetty Overeem)

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3. Sonntag nach Ostern

Jubilate

"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (Joh 10, 11a. 27-28a)

'Paradiesfalter', 1987 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Paradiesfalter', 1987
Walter Habdank
© Galerie Habdank

Der Name des Sonntags Jubilate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Jubilate Deo, omnis terra! Halleluja! Jauchzet Gott, alle Lande, Halleluja! Lobsinget zur Ehre seines Namens! Halleluja! (Ps 66, 1)
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

An diesem Sonntag geht es um das Thema neue Schöpfung. Die Auferstehung Jesu Christi ist nicht bloß sein persönliches Erlebnis, sondern ein kosmisches Ereignis: der Anfang einer neuen Schöpfung. Die ganze Schöpfung ist für Herrlichkeit vorgesehen: „denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit“ (Röm 8, 21)

'In terra pax', 1983 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'In terra pax', 1983 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,
Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist.
Halleluja, Halleluja.

Das himmlisch Heer im Himmel singt,
Halleluja, Halleluja,
die Christenheit auf Erden klingt.
Halleluja, Halleluja.

Jetzt grünet, was nur grünen kann,
Halleluja, Halleluja,
die Bäum zu blühen fangen an.
Halleluja, Halleluja.

Der Sonnenschein jetzt kommt herein,
Halleluja, Halleluja,
und gibt der Welt ein' neuen Schein.
Halleluja, Halleluja.

Text: Friedrich Spee 1623 (EG 110)

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4. Sonntag nach Ostern

Cantate

"Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!" (Joh 10, 11a. 27-28a)

Der Name des Sonntags Cantate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Cantate Domino canticum novum, quia mirabilia fecit! Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! (Ps 98, 1a)
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

Warum kommt ein Sonntag zum Thema “Singen” in der Osterzeit vor?

Der Durchzug Israels durch das Schilfmeer war die Vorlage der Auferstehung. Und diese große Befreiungstat Gottes löste das erste Singen in der Bibel aus:

Miriams Tanz, Miniatur aus dem bulgarischen Tomić Psalter, 1360/63

Miriams Tanz

Damals sangen Mose und die Israeliten dies Lied dem HERRN und sprachen: Ich will dem HERRN singen, denn er hat eine herrliche Tat getan. Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. (2. Mose 15, 1. 2)

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand in der biblischen Geschichte gesungen. Adam und Eva, Noah, Abraham und Sarah, Isaak und Rebekka, Jakob und seine 12 Söhne sangen nicht. Es gab keinen Lobgesang in der Bibel bis die Israeliten nach dem Auszug aus der ägyptischen Sklaverei am jenseitigen Ufer des Schilfmeers standen und wussten, dass sie endgültig befreit waren. Das Singen war auch mit einem Freudentanz begleitet:

Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen. Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem HERRN singen, denn er hat eine herrliche Tat getan. (2. Mose 15, 20. 21)

Der Auszug aus Ägypten und die Auferstehung Jesu Christi waren definierende Momente in der biblischen Geschichte, denn in diesen Befreiungstaten hat Gott seine wahre Identität offenbart. Es gibt nur eine angemessene Erwiderung des Menschen, wenn Gott solche Wunder tut. Wie es in der Epistellesung für diesen Sonntag heißt:

„Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen“ (Kolosserbrief 3, 16)

Text: Friedrich Spee 1623 (EG 110)

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5. Sonntag nach Ostern

Rogate

"Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet" (Ps 66,20)

Schon seit dem 4. Jahrhundert sind Christen im Frühling mit Bittprozessionen durch Felder gezogen. Seit dem 8. Jahrhundert gab es eine allgemein verbreitete Tradition, in den drei Tagen vor Himmelfahrt feierliche Flurprozessionen und Bitttage zu begehen. Es ging darum, um Gnade, um Fruchtbarkeit für Feld und Flur, um Verhütung vor Hagel, Frost und anderen Unwettern zu beten. Der Sonntag vor Himmelfahrt, der heute Rogate heißt, war der Einstieg in diese Bittwoche.

Am 5. Sonntag nach Ostern geht es um Gebet. Auch dieses Motiv hat einen Bezug zu Ostern. Denn dass wir mit unseren Gebetsanliegen in die unmittelbare Anwesenheit Gottes treten dürfen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ist ein Ergebnis des Ostergeschehens.

Als Christus starb, zerriss der Vorhang im Tempel und damit wurde das Allerheiligste – der Ort, wo Himmel und Erde sich berührten – für alle Menschen eröffnet. Vorher durfte nur der Hohepriester diesen Raum einmal im Jahr am Versöhnungstag betreten. Aber durch die Ereignisse am Karfreitag, an Ostern und an Pfingsten ist die unmittelbare Anwesenheit Gottes für alle Menschen zugänglich geworden. Wer zu Christus gehört, lebt - wie der Hohepriester am Versöhnungstag - dauerhaft in der Gegenwart Gottes und bekommt dadurch eine priesterliche Funktion, die besonders durch Fürbittengebet verwirklicht wird.

„Ihr seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“

Zu diesem Verkündigungsauftrag gehört Gebet für andere Menschen.
Hier eine Sammlung von Gebeten, die Ihnen helfen kann, für sich selbst und für andere zu beten.

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6. Sonntag nach Ostern

Exaudi

"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, will ich alle zu mir ziehen." (Joh 12, 32)

Der Name dieses Sonntags leitet sich ab von dem Beginn der lateinischen Antiphon: Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me!
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe! Sei mir gnädig und erhöre mich! (Ps 27, 7)

Der Sonntag Exaudi ist eine Vorschau auf Pfingsten. Nachdem Jesus leibhaftig nicht mehr anwesend war (Himmelfahrt), haben seine Anhänger auf eine neue Form seiner Anwesenheit gewartet: nämlich, dass sein Geist dauerhaft in ihren Herzen und Gedanken wohnt, damit sie die Kraft bekommen für alle bevorstehenden Aufgaben.

Ohne den Geist Gottes, der gleichzeitig der Geist Jesu Christi ist, kann es keine Kirche geben. Exaudi ist eine Erinnerung daran, dass wir als christliche Gemeinschaft zwar den heiligen Geist schon empfangen haben – sonst würden wir nicht existieren – aber dass wir auch eine wartende Gemeinde sind, denn wir sind immer wieder darauf angewiesen, dass der Geist Gottes uns belebt und leitet. Deshalb dürfen wir nie aufhören, den Geist Gottes um seine Gegenwart zu bitten.

Exaudi als letzter Sonntag der Osterzeit ist auch ein Hinweis, dass die Auferstehung Christi erst durch das Pfingstwunder vollendet wurde, denn die Auferstehung allein hätte nicht ausgereicht, um die Christenheit zu gründen oder am Leben zu erhalten. Die Kirche lebt davon, dass der Auferstandene mit uns ist und mit uns bleibt: in Wort und Sakrament, in unseren Gebeten, in unseren Herzen, in unseren Handlungen.

Pfingstrose, 2002, ArtMechanic

Eingangsgebet für Exaudi

Gott, Allmächtiger, Herrscher des Himmels und der Erde: deine Schöpfung ruft nach dir, sie sehnt sich nach deinem Geist, der Leben schafft und erhält. So lass deinen Geist über uns kommen, damit alle deine große Güte und Liebe erfahren. Durch Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

Die rosafarbenen Pfingstrosen sind eine Erinnerung an Ostern (Farbe der Morgenröte) und gleichzeitig eine Pfingstvorschau.

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Die Photographie von Holger, Ellgaard, 2005, wurde unter den Bedingungen der Creative Commons "Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported"-Lizenz veröffentlicht.
Die Photographie 'Celestial Church of Christ baptism ceremony, Cotonou, Benin' (Ferdinand Reus, 2007) ist lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Attribution ShareAlike 2.0.
Die Abbildungen der Ikone 'Good Shepherd', Ende des 19. Jhds. sowie des Frescos 'Descent of Christ to Limbo' (Cappella Spagnuolo, Santa Maria Novella, Florence, 1365-1368, Andrea Bonaiuti da Firenze) sind im public domain, weil ihr copyright abgelaufen ist.
Es ist erlaubt, das Photo 'wine grapes', Fir0002, unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, ausschließlich in der Version 1.2, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren.
Die Photographie des Glasfensters der Kirche von Gründarfjörður, 2003, Christian Bickel, ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Deutschland.
Wir danken dem Frankfurter Diakonissenhaus für die Erlaubnis, das Keramik-Engelbild (entworfen und geschaffen von Töpfermeister Wim Mühlendyck+, Höhr-Grenzehausen/Westerwald, von Feierabendschwestern gestiftet) aus der Kirche des Diakonissenhaus zeigen zu dürfen.
Die Photographien der Pfingstrosen 'Paeonia lactiflora cultivar', (June 2005, Czech Republic) sowie 2002, ArtMechanic, wurden unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht. Es ist erlaubt, die Dateien unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren.
Das Bild

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PSch