Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
Zurück zum Archiv Home der Dreikönigsgemeinde

Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Predigten von Pfarrer Thomas Sinning: 1. Timotheus 6, 12-16 - Wofür es sich zu kämpfen lohnt

« Predigten Home

Predigt Exaudi - Konfirmation: 1. Timotheus 6, 12-16 - Wofür es sich zu kämpfen lohnt

Gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 16.5.2010

Konfirmation - 16. Mai 2010

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist und bekannt hast ein gutes Bekenntnis vor vielen Zeugen. Ich gebiete dir vor Gott, der alle Dinge lebendig macht, und vor Christo Jesu, der unter Pontius Pilatus bezeugt hat ein gutes Bekenntnis, dass du haltest das Gebot ohne Flecken, untadelig, bis auf die Erscheinung unsers HERRN Jesu Christi, welche wird zeigen zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und HERR aller Herren.

1. Timotheus 6, 12-16

„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!

„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ heißt es hier. Wann hast Du das letzte Mal gekämpft? Kinder kämpfen manchmal auf dem Spielplatz um ein Spielzeug. Das ist für Euch schon lange her. Vielleicht hast Du heute morgen mit Deiner Frisur gekämpft. Kämpfen tut man mit Pickeln, mit Mathe, mit dem Frühaufstehen, oder mit der eigenen Schüchternheit. Oder man kämpft mit den Eltern um die Erlaubnis, endlich mal länger abends wegbleiben zu dürfen, so wie die anderen, die das ja schon längst dürfen.

Ihr wisst, was es heißt, mit euren Eltern um solche und andere Dinge zu kämpfen. Es ist unglaublich, wie heftig das werden kann. (Ich habe da auch so meine eigenen Erfahrungen.) Aber hoffentlich gibt es dabei nicht immer nur einen Sieger. Jeder, Eltern und Kinder, sollten sich gegenseitig ernst nehmen. Und mit einem vernünftigen Kompromiss, wo jeder ein bisschen sich bewegt, fährt man meistens am besten bei solchen Kämpfen.

Konfirmation - 16. Mai 2010

Etwas anderes ist es aber, wenn jemand sich verliebt; wenn eine um einen Jungen oder einer um ein Mädchen „kämpft“. Dann wird es wirklich spannend, wenn beim Kämpfen Liebe im Spiel ist, wenn Phantasie und Ehrlichkeit gefragt sind und man aufpassen muss, seine Konkurrenten nicht zu hassen.

Ihr werdet bestimmt noch oft in Situationen kommen, wo ihr kämpfen müsst, auf ganz verschiedene Weise. Manchmal sogar gegen euch selbst. Eines ist dabei wichtig: immer wenn du kämpfst, dann gibt es in dem Moment nichts Wichtigeres für dich. Das, wofür oder worum du kämpfst, das ist wichtig für dich. Wenn du dich an den letzten Streit mit deinen Eltern erinnerst, dann denke einmal daran, welche unglaubliche Energie du da gehabt hast. Eben weil dir etwas so wichtig ist. Diese Energie ist etwas ganz Wertvolles, was Du hast. Etwas, was Du auch zukünftig wirst brauchen können.

Die Frage aber ist: Wofür? Wofür lohnt es sich zu kämpfen, wofür lohnt es sich, seine ganze Kraft und Energie einzusetzen, jenseits all dessen, was ich eben erwähnt habe? Wofür lohnt es sich wirklich, zu kämpfen im Leben?

Unser Bibeltext sagt: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ Für den Glauben lohnt es sich also zu kämpfen. Für Gott lohnt es sich, seine Energie einzusetzen. Es lohnt sich zu kämpfen. Aber nicht gegen andere. Nicht gegen Andersdenkende oder Ungläubige. Nicht gegen irgendjemanden. Aber es lohnt sich zu kämpfen gegen die eigene Trägheit und Bequemlichkeit. Gegen die eigene Gleichgültigkeit. Gegen die Ängstlichkeit, die Gott nichts zutraut.

Wer seinen Glauben ernst nimmt, wer nicht nur Worte macht, sondern tatsächlich betet und tatsächlich Gott etwas zutraut und tatsächlich tut, was er von Jesus verstanden hat, der hat schon mit dem „guten Kampf des Glaubens“ angefangen.

Konfirmation - 16. Mai 2010

Und das habt Ihr getan. So habe ich es wahrgenommen. Ihr habt euch in dem vergangenen Jahr freiwillig Zeit genommen für den Konfirmandenunterricht. Ihr habt euch auf die Gemeinschaft eingelassen, habt vielleicht sogar teilweise dafür auf andere Aktivitäten verzichtet. Ihr habt eure Kreativität eingebracht, wie wir vor einer Woche beim Vorstellungsgottesdienst erlebt haben, und ihr habt Sonntag morgens gegen eure Müdigkeit gekämpft, um zum Gottesdienst zu kommen. Und auf dem Konfirmandenseminar vor vier Wochen, da haben wir ein Vertrauensspiel gemacht: und das Bemerkenswerte für mich war: Jeder von Euch hat mitgemacht. Jeder wollte das Vertrauen der anderen spüren, aber auch anderen Vertrauen schenken. So funktioniert Gemeinschaft.

Das alles zusammen genommen – dieses ganze Konfirmandenjahr, bei dem ihr mitgemacht habt - ist schon ein Bekenntnis zu Jesus Christus, das ihr bekannt habt, wie es in unserem Predigttext heißt. Und heute, wenn ihr euer Konfirmationsversprechen ablegt, dann wird das der vorläufige Höhepunkt eures Bekenntnisses zu Jesus Christus sein. So habt ihr angefangen, den „guten Kampf des Glaubens“ zu kämpfen. Ich glaube: wer dich kennt, der hat sicher gemerkt: der Glaube an Christus ist etwas, das ist dir wichtig. Da setzt Du deine Energie für ein.

Wie wird das in Zukunft sein? Wirst Du das auch in Zukunft tun? Wofür wirst Du in Zukunft Deine Kraft und Zeit einsetzen? Ganz gleich, was Deine persönlichen Ziele sein werden: es gilt weiter der Ratschlag: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“

Dabei ist Jesus derjenige, der uns Orientierung gibt. Auch er hat gekämpft – dafür, dass die Menschen Vertrauen zu Gott fassen; dafür, dass Menschen, auf die andere sonst nur herabgesehen haben, ernst genommen werden und Hoffnung haben. Jesus hat sich mit seiner ganzen Lebensenergie dafür eingesetzt, dass die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten an erster Stelle steht.

Wenn ich das zur Grundlage meiner Lebenseinstellung und meiner Entscheidungen mache, und wenn ich dafür meine Energie einsetze, dann hat mein Leben eine gute Richtung. Aber das ist nicht immer der bequemere Weg. Es ist eine bewusste Entscheidung.

Natürlich ist es bequemer, vor dem Fernseher zu sitzen, als in der Bibel zu lesen. Aber ohne Gottes Wort wird mein Glaube schnell eingehen wie eine Primel, die kein Wasser mehr bekommt. Natürlich ist es bequemer, immer nur nach dem eigenen Vorteil zu schauen oder den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, oder sich einfach nur nach den anderen zu richten. Aber manches Gute und Notwendige wird dabei zu kurz kommen. Natürlich ist es bequemer, Menschen, die benachteiligt werden, einfach nur zu bemitleiden, anstatt sich für sie einzusetzen. Aber es lohnt sich, seine Energie einzusetzen, damit es gerechter zugeht. Der barmherzige Samariter zum Beispiel hat die Mühe auf sich genommen, dem verletzten Überfallenen zu helfen; er ist nicht vorbei gegangen wie die anderen. Er hat für den, der für ihn ja ein verachteter Ausländer war, das Notwendige getan, hat es sich Zeit und Mühe und Geld kosten lassen, zu helfen. Das war nicht das Bequemere, aber es war das Gute, das, was Gottes Gebot sagt. So kann der Kampf des Glaubens aussehen.

Konfirmation - 16. Mai 2010

Natürlich ist es auch bequemer, Sonntags auszuschlafen, anstatt in die Kirche zu gehen. Aber wenn ich den Kontakt zur Kirche und zur Gemeinschaft mit anderen Christen verliere, woher soll mein Glaube dann neue Kraft und Anstöße und Ideen bekommen? Natürlich ist es bequemer, die Kirche zu kritisieren, und Gründe dafür kann man sicher genug finden. Aber nur wenn ich auch mitmache, dann kann ich etwas positiv verändern. Kirche macht nur Spaß, wenn man mitmacht. Diese Erfahrung habt ihr, glaube ich, in diesem Konfirmandenjahr gemacht. Kirche macht nur Spaß, wenn man mitmacht. Nur dann kann ich auch erleben, wie schön es ist, gemeinsam mit anderen Gottes Nähe zu erfahren.

„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ so lautet der Ratschlag der Bibel heute zu Eurer Konfirmation. Überlegt es Euch, wofür Ihr Eure Energie einsetzen werdet und was Euch wichtig sein wird in Eurem Leben. Ich glaube, mit Jesus an Eurer Seite seid Ihr auf einem guten Weg. Gott segne Euch auf ihm. Amen.

^ Zum Seitenanfang