Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
Zurück zum Archiv Home der Dreikönigsgemeinde

Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Predigten von Pfarrer Thomas Sinning: Römer 8, 26-27(28a)

« Predigten Home

Predigt: Exaudi, 6. Sonntag nach Ostern - Römer 8, 26-27(28a)

Gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 20.07.2008 in der Pfarrei zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit

'Pfingsten', PSch

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Der Predigttext des heutigen Sonntags ist die Epistel aus Römer 8:

26 Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt. 28 Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.

Wie gut, wenn man nicht allein ist! Wenn Menschen älter werden, dann bewältigen sie oft nicht mehr die einfachsten Dinge des Alltags ohne fremde Hilfe. Ob Schuhe anziehen, Treppenstufen bewältigen oder schriftliche Dinge erledigen, oder zum Arzt begleiten, wenn man jemanden hat, der einem hilft, dann ist es gut. Der biblische Satz aus der Genesis: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei,“ gilt für jeden Menschen, für die jungen auf ihre Weise, und für die älteren gewiss erst recht.

Wie gut, wenn man nicht allein ist! Das gilt auch in anderen Lebenszusammenhängen. Wenn einem Unrecht widerfährt, weil er aus seiner Wohnung heraus geklagt werden soll, oder weil einer übervorteilt und betrogen wurde, dann ist es wichtig, einen guten Anwalt zu haben, der seine Interessen vertritt und mit den richtigen Worten zur Sprache bringt. Er selbst weiß gar nicht, was er schreiben soll, um seine Sache vorzubringen. Ein guter Anwalt ist in solchen Situationen Gold wert. Denn er vermag für denjenigen zu sprechen, dessen Anliegen er vertritt.

Immer, wenn ich meine eigene Schwachheit wahrnehme, dann merke ich auch: ich brauche jemanden. Es ist wichtig, nicht allein zu sein, sondern jemanden zu haben, der mir hilft. Das gilt nun aber nicht allein in unserem alltäglichen Leben. Das gilt auch vor Gott. Auch da komme ich mir doch manchmal hilflos vor. Denn es kommt immer wieder vor, dass in meinem Leben Dinge geschehen, die ich nicht verstehe, die mich ratlos machen und fragen lassen: Warum lässt du, Gott, das geschehen? Warum muss ich mich jetzt damit auseinandersetzen? Warum erlegst du mir das auf? Und dann möchte ich beten, doch ich finde die rechten Worte nicht. Und ich zweifle gar, ob Gott mich überhaupt hört, wenn ich zu ihm rufe. Wie gut, wenn ich auch da nicht allein bin!

Der Apostel Paulus hat in der heutigen Epistel die frohe Botschaft: Wir sind nicht allein. Auch dann nicht, wenn wir vor Gott sprachlos und verunsichert sind. Denn der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Und das ist auch dringend notwendig. Denn, so schreibt ja der Apostel Paulus: „Wir wissen selber gar nicht, wie wir in rechter Weise beten sollen.“ Auch die feierlichen Gebete der Kirche sind vor Gottes Angesicht nicht mehr als ein kümmerliches Gestammel. Menschliche Sprache und menschlicher Geist sind zu klein und zu beschränkt, um Gottes Sprache sprechen zu können.

Aber, - Gott sei Dank! – wir brauchen uns unseres kümmerlichen Gestammels vor Gott nicht zu schämen. Wir brauchen uns auch gar keine Sorgen zu machen, ob Gott uns hört und versteht. Er versteht uns. Denn wir haben einen Anwalt bei ihm, der unsere Interessen vertritt. Nicht irgendeinen Anwalt, sondern den besten, den es gibt. Jesus nennt ihn den „Tröster“. Es ist der Heilige Geist, der uns mit unausprechlichem Seufzen vor Gott vertritt. Der unser kümmerliches Stammeln in Gottes Sprache übersetzt. Denn der Heilige Geist ist es, der ganz und gar von Gott ist, und der zugleich auch ganz und gar bei uns ist. Er vermag unser unvollkommenes Beten in Gottes Sprache zu übersetzen.

An Pfingsten ist ein Sprachwunder geschehen, als durch den Geist Gottes Menschen verschiedener Sprache sich verstanden. Und jedes Mal, wenn ein Mensch betet, dann geschieht auch ein Sprachwunder: Der Heilige Geist übersetzt unser Beten so, dass Gott uns versteht.

Darum dürfen wir wissen, dass alles, was unser Herz bewegt, bei Gott gut aufgehoben ist. Denn Gott ist einer, der die Herzen der Menschen erforscht; der weiß, wie es um mich steht. Der mich besser kennt als jeder noch so vertraute Mensch. Jesus sagt daher: „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr bedürft, noch ehe ihr ihn bittet.“ Und trotzdem ist das Gebet wichtig. Es ist etwas überaus Kostbares. Denn Gott will ja nicht nur der Erfüller unserer Wünsche sein, sondern der, dem wir wie einem Vater oder einer Mutter vertrauen können. Erst im Gebet spüre ich ja, dass ich nicht allein bin.

Eine Frau war einmal in einem Lift eingeschlossen, der zwischen den Stockwerken des Gebäudes feststeckte. Der Geschäftsführer des Gebäudes fragte sie über die Sprechanlage, ob sie allein sei. Sie antwortete: „Nein, ich bin nicht allein.“ Er versicherte ihr, dass der Lift bald repariert werde und sagte ihr, sie solle keine Angst haben. Als schließlich der Lift repariert war und die Tür sich öffnete, kam die Dame allein heraus. „Sie sagten doch, sie seien nicht allein?“ sagte der Mann verwundert. „Nein, antwortete sie ruhig, “ich war nicht allein. Gott war mit mir.“ (KG 4,111) Diese Frau hat erfahren, was es heißt, nicht allein zu sein in einer schwierigen Situation. Diese Erfahrung macht aber nur der, der sich an Gott wendet im Gebet.

Wie gut, wenn man nicht allein ist! Wir sind eingeladen, unser Leben Gott anzuvertrauen. Das heißt beten. Es kommt dabei nicht auf bestimmte Worte an, nicht auf fromme Traditionen oder auf irgendwelche Äußerlichkeiten. Es kommt nur auf das Vertrauen an. Und das wird er nicht enttäuschen. Denn, so schreibt der Apostel Paulus schließlich: „Wir wissen aber, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.“ Diese Erfahrung wünsche ich uns allen. Amen.

^ Zum Seitenanfang