Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Himmelfahrts-Gottesdienst, 13. Mai 2010 im Park der Villa Metzler

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Himmelfahrts-Gottesdienst

Bibel zur Einweihung der Lukaskirche 1913 Bibelwidmung Auguste Viktoria Bibelwidmung Auguste Viktoria Abendmahlskelche Hostiendose Hostiendose Vor dem Gottesdienst Vor dem Gottesdienst Vor dem Gottesdienst Vor dem Gottesdienst Vorspiel Akkordean Alexander Bytchkow Abendmahl im großen Kreis, Villa Metzler im Hintergrund Abendmahl im großen Kreis Nach dem Gottesdienst Nach dem Gottesdienst

Am Himmelfahrtstag feierten die Maria-Magdalena- und Dreikönigsgemeinde gemeinsam einen Abendmahlsgottesdienst im Park der Villa Metzler. Wir verwendeten dabei Abendmahlsgeräte, die von Carl und Albert von Metzler zur Einweihung der Lukaskirche 1913 gespendet wurden.

Auf dem Altar lag eine Bibel, die auch bei dieser Einweihung gestiftet wurde. In dieser Bibel steht eine Widmung von Auguste Viktoria, der letzten deutschen Kaiserin. Kaiser Wilhelm II war ein Patient von Dr. med. D. theol. Moritz Schmidt-Metzler, der Erster Vorsitzender der Lukasgemeinde seit ihrer Gründung im Jahre 1903 war. Vorher war er jahrelang Erster Vorsitzender der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Frankfurt, zu der die Dreikönigskirche gehörte. Er setzte sich für den Neubau der Lukaskirche ein, aber hat ihn nicht mehr erlebt. Seine Witwe, Mathilde Schmidt-Metzler, Schwester von Carl und Albert von Metzler, legte den Grundstein zu der neuen Kirche und wohnte bis zu ihrem Tode 1932 in der Villa, sie starb dort im Alter von 92 Jahren.

1928 verkaufte Mathilde Schmidt-Metzler die Villa an die Marburger Diakonissen, die in dem Haus ein Altersheim einrichteten: Haus Daheim. Die Villa blieb trotz der Bombenangriffe des Krieges unbeschädigt, so dass nach dem Krieg bis 1953 Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen der Lukas- und Dreikönigsgemeinden in der Villa gehalten werden konnten. Diese Villa hatten wir während des Himmelfahrts-Gottesdienstes vor Augen.

Trotz des kalten Wetters und der Gefahr des Regens feierten ca. 80 Personen im Park der Villa Metzler die Himmelfahrt Christi. Wir haben dabei erlebt, wie viele Glocken es in dem Innenstadtbereich gibt, denn mehrmals hörten wir Glocken von verschiedenen Kirchen läuten: eine wundervolle Begleiterscheinung dieses Himmelfahrts-Gottesdienstes.

Das Thema des Gottesdienstes, das in den Predigten von Pfr. Thomas Sinning und Pfr. Volker Mahnkopp erläutert wurde, lautete: die Himmelfahrt bedeutet nicht, dass Christus weg, sondern dass er seitdem allgegenwärtig ist. Er ist gegenwärtig in Menschen, in Einrichtungen, in Gemeinschaften und auch in der Geschichte.

Hostiendose

Und wir haben gefeiert, dass Christus anwesend ist, wenn christliche Gemeinden Abendmahl feiern. Die Atmosphäre des historischen Ortes, an dem wir uns befanden, zusammen mit den altehrwürdigen Abendmahlsgeräten prägten die besondere Atmosphäre dieses Gottesdienstes.

PSch

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Predigt: Apg. 1, 3-11 Schaut nicht hinauf ... - Gehalten von Pfarrer Thomas Sinning

Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg entfernt. Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus.

Apg. 1, 3-11

„Was steht ihr da und seht zum Himmel?“ Vor vier Wochen haben viele zum Himmel geschaut – und nichts gesehen. Auch ich habe nicht nur das schöne Wetter genossen, sondern mich wie viele andere gefragt: Ist da eine Aschewolke, oder ist da nicht vielmehr nichts. Ich wollte doch an dem Samstag nach Jerusalem fliegen. Und wie ich so da stand und in den Himmel schaute, merkte ich: Ich kann nichts ändern an dem was der Himmel bringt. Aber es ändert mein Leben. Es hat Einfluss auf meinen Weg. Und das gilt nicht bloß für den sichtbaren blauen Himmel mit seinen Wolken und Kondensstreifen. Das gilt in viel tieferer Weise für den Himmel Gottes.

Abendmahl im großen Kreis
In jenen Tagen ist das Leben vieler Menschen durcheinander geraten. Auch ich musste meinen Plan, nach Jerusalem zu fliegen, begraben. Und es blieb mir nichts anderes übrig, als mich wieder der Arbeit hier auf der Erde zuzuwenden.

Auch die Jünger blickten zum Himmel, wie wir in der Lesung gehört haben. Sie blickten zum Himmel, so als wollten sie Jesus festhalten; als wollten sie die Verbindung zu ihm nicht abreißen lassen. Der Blick in den Himmel ist schön. Jenseits der Wolken und der Vögel und der Kondensstreifen ist der Himmel ja der Ort der Herrlichkeit Gottes, wo die himmlischen Heerscharen vor dem Thron Gottes sich an dessen Schönheit freuen. Es ist etwas Besonderes, wenn einer wie Stephanus in einer Vision den Himmel offen stehen sieht und Christus zur Rechten des Thrones Gottes.

Doch so schön der sehnsüchtige Blick in den Himmel sein kann, so sehr der Blick meine Er-wartungen beflügelt – es ist doch notwendig, den Blick für die Gegenwart für das Hier und Heute wach zu halten. Wer immerzu nach oben blickt, bekommt wahrscheinlich keine Vision, sondern bloß Genickstarre. Da ist es gut, wenn zwei Engel vom Himmel herabkommen und sagen, wo es lang geht: „Was steht ihr da und seht zum Himmel?“ Es klingt fast ein bisschen vorwurfsvoll. Aber nicht der Blick zum Himmel ist das Problem, sondern das Stehen bleiben. Die Jünger bleiben stehen, und ihr Leben, ihre österliche Freude kommt zum Stillstand.

Vor dem Gottesdienst

Aber wer vom Himmel erfüllt ist, wer das im Herzen trägt, was Jesus verkündete, der bleibt nicht stehen. Der macht sich auf den Weg. Der geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Menschen. Der geht hin zu den geringsten Schwestern und Brüdern und gibt ihnen, was sie brauchen. Der freut sich mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.

Jesus hat sich an Himmelfahrt den Augen der Jünger entzogen, um ihnen umso mehr in den Herzen nahe zu sein. Er ist nicht mehr sichtbar bei ihnen, um in unsichtbarer Weise gegenwärtig zu sein. Darum dürfen wir uns heute darüber freuen, dass Jesus unsichtbar gegenwärtig ist.

Jesus ist gegenwärtig, wo Menschen in seinem Namen zusammen sind. Er geht mit uns, wenn wir dorthin gehen, wo das Leben pulsiert. Denn dort ist der Platz der Christen. Hier im Museumspark. Drüben am Mainufer. Nebenan im Pflegeheim. Nebenan im Krankenhaus. Dort drüben in den Etagen der Bankentürme. Auf den Straßen des Bahnhofsviertels. Jesus ist gegenwärtig überall dort. Aber er begegnet nur dort, wo Menschen sich in seinem Namen aufmachen und in ihrem Herzen und in ihrem Tun von dem bestimmt sind, was Jesus ihnen gegeben und aufgegeben hat.

Jesus hat den Himmel auf die Erde gebracht. Und er hat seine Jünger in den Dienst genommen, dass sie dieses Werk weiterführen, mit der Verheißung, dass er bei ihnen ist alle Tage, bis an der Welt Ende. Das ist unser Auftrag, bis heute. Zwischen Himmel und Erde zu leben, auf Christus zu hören und dabei nicht stehen zu bleiben, sondern den Weg zu gehen, den er uns gewiesen hat. Wir leben zwischen Himmel und Erde. Ein kluges Sprichwort sagt: „Leg ein Ohr an den Erdboden, dann ist das andere für den Himmel offen.“ Amen.