Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Dreikönigskirche in Frankfurt-Sachsenhausen

FÜHRUNG DURCH DIE DREIKÖNIGSKIRCHE

Historischer Überblick

1340

Weihe einer gotischen Spitalkapelle, gestiftet vom Sachsenhäuser Patrizier Heile Dymar. Ursprung des Mainfestes, des ältesten Festes Frankfurts, das bis heute jährlich am Mainufer gefeiert wird

1452

Kapelle wird Pfarrkirche

1531

Die Dreikönigskirche schließt sich der lutherischen Reformation an, indem sie ihren ersten evangelischen Pfarrer offiziell zugeteilt bekommt: „Prädikant“ Peter Chomberg

1690

Barockisierung der Kirche

1875

Abriss wegen altersbedingter Schäden und Bau der neugotischen Hallenkirche durch Dombaumeister Josef Franz von Denzinger

1881

Einweihung der jetzigen Dreikönigskirche

1934

Anschluss der Dreikönigsgemeinde an die „Bekennende Kirche“

1945

Instandsetzung nach Kriegsschäden

1956

Glasfenster von Charles Crodel

1961

Einbau der Schuke-Orgel (besonders geeignet für Barock-Musik)

Zwei prominente Kirchenmusiker, die dem Werk Johann Sebastian Bach verpflichtet waren, wirkten an dieser Kirche:
Kurt Thomas, Leiter der Kantorei (1945 - 1956)
Helmut Walcha, Organist (1946 - 1981)

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Ost-West-Orientierung

Turm der Dreikönigskirche

Turm der Dreikönigskirche

West

Diese Kirche ist nach christlicher Tradition gebaut. Der Eingang ist im Westen, so dass der Eintretende sich vom Westen abkehrt. Der Westen ist die Richtung der untergehenden Sonne und der kommenden Nacht, Sinnbild für die Mächte der Dunkelheit, die Finsternis des Todes und die Abenddämmerung der vergehenden Welt.
Deswegen sieht der Turm wie eine Festung aus und steht auf der Westseite der Kirche. Er symbolisiert die Macht Gottes, die er zum Schutz seines Volkes gegen Teufel, Tod und Finsternis eingesetzt hat („Ein’ feste Burg ist unser Gott“). Jesus beschrieb die Kirche mit den Worten: „Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Der festungsähnliche Turm der Kirche ist ein Gleichnis für diese Macht, die unermesslich stärker ist als der Tod.

Ost

Während des Gottesdienstes schaut die Gemeinde Richtung Osten: die Richtung der aufgehenden Sonne, ein Sinnbild der Auferstehung Jesu Christi, die in der Morgendämmerung geschah und den Aufgang einer neuen Schöpfung einleitete. Die aufgehende Sonne ist auch eine Veranschaulichung der „Sonne der Gerechtigkeit“, einem Begriff aus dem Alten Testament, der auf Jesus Christus übertragen wurde. Diese „Orient“-ierung nach Osten ist eine Erinnerung daran, dass die Christenheit sich sonntags zum Gottesdienst versammelt, um die Auferstehung Christi zu feiern.

Nach den biblischen 10 Geboten ist eigentlich der Samstag (Sabbat) als heiliger Ruhetag vorgeschrieben. Aber der erste Ostermorgen wurde als der entscheidende Wendepunkt der Menschheitsgeschichte verstanden. Denn die Auferstehung Christi definierte Gott als den, der den Tod besiegte und damit ein für allemal demonstriert hatte, dass er mächtiger ist als alle Terrorherrschaften dieser Erde, die ihre Macht davon ableiten, dass sie töten können. Wer Tote auferwecken kann, ist stärker als alle Vernichtungsgewalten der Menschheitsgeschichte.
Die Anbetung Gottes am Sonntag bezeugt diesen entscheidenden Moment des Sieges. Der Sonntagsgottesdienst gibt Christinnen und Christen die Kraft, ihren Glauben trotz Anfechtung auszuleben und auf den Tag zu warten, an dem der Ostersieg endgültig vollendet wird. Jeder Sonntagsgottesdienst ist ein Osterereignis.

Eingang

Weinender Engel - Glasfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche Fröhlicher Engel - Glasfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Weinender und Fröhlicher Engel. Glasfenster von Charles Crodel im Eingangsbereich der Dreikönigskirche

In dem Eingangsbereich sind in den Fenstern des Künstlers Charles Crodel zwei Engel zu sehen: ein fröhlicher (roter) und ein weinender (blauer) Engel.
Diese Engel sind Hinweise, dass ein christlicher Gottesdienst ein Ort ist, wo Himmel und Erde sich begegnen: Nöte und Sorgen, die wir in die Kirche hineinbringen und die mit unserer Entfremdung von Gott zusammenhängen, werden in die himmlische Welt getragen – besonders wenn wir in dem ersten Teil des Gottesdienstes singen: „Herr, erbarme dich unser“. Der blaue Engel veranschaulicht, dass es im Himmel ein Mitgefühl für menschliches Leid gibt.

Die Versöhnung mit Gott, die Freude und Frieden bewirkt, wird auch im ersten Teil des Gottesdienstes verkündet, wenn wir singen: „Ehre sei Gott in der Höhe“. Der rote Engel illustriert die Freude im Himmel, wenn Menschen umkehren und die Gnade Gottes empfangen.

Bildtafel des Allgemeinen Almosenkastens aus dem Jahre 1531

Bildtafel des Allgemeinen Almosenkastens aus dem Jahre 1531

Bildtafel des Allgemeinen Almosenkastens aus dem Jahre 1531

In dem hinteren Bereich der Kirche hängt eine Bildtafel des „Allgemeinen Almosenkastens“, eine Wohltätigkeitseinrichtung, die am 15. März 1531 gegründet wurde und die bis heute existiert, um hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen. Die Reformation trug wesentlich dazu bei, dass diese Einrichtung zustande kam.

Oben auf der Tafel steht: “Gebt den Hußarmen (Hausarmen) umb Gottes willen in gemeynen Kasten 1531”. Der Begriff „Hausarmen“ bedeutet, dass diese Unterstützung auf die städtischen Armen beschränkt war. Es wäre eine völlige Überforderung gewesen, auch die ortsfremden Bettler zu unterstützen, die tagsüber in die Stadt kamen.
Die „Hausarmen“ waren deshalb verpflichtet, den Stadt-Adler auf ihren Rockärmeln zu tragen. Im Jahre 1531 wurden 310 Adlerzeichen in Frankfurt und Sachsenhausen verteilt. Jede Kirche in Frankfurt hatte eine eigene Almosenkastentafel. Diese ist die einzige, die noch existiert.

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Vor dem Altar

Achteckiger Taufstein vor dem Altarraum der Dreikönigskirche

Achteckiger Taufstein

Der achteckige Taufstein

Vor dem Altarraum auf der linken Seite steht der Taufstein. Die acht Ecken deuten auf den „achten Schöpfungstag“. Nach dem Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel ist der erste Tag der Woche identisch mit dem Tag, den wir Sonntag nennen; die Schöpfung wurde am 7. Tag, dem Sabbat, vollendet. Weil die Auferstehung an einem Sonntag geschah, entstand eine Tradition, den ersten Ostersonntag als den achten Schöpfungstag zu bezeichnen. Diese Formulierung vermittelt die Botschaft, dass die Auferstehung nicht bloß ein persönliches Ereignis Jesu Christi war, sondern dass der Ostersieg eine kosmische Bedeutung als Morgenröte einer neuen Schöpfung hat. Der Begriff „Achter Tag der Schöpfung“ kündet an, dass die Auferstehung zuletzt alles erfassen wird und dass die ganze Wirklichkeit für eine neue Schöpfung vorgesehen ist. Wie es in dem letzten Buch der Bibel heißt: „Siehe, ich mache alles neu“. Wer getauft wird, wird in die Auferstehung und in die neue Schöpfung „eingetaucht“.

Das Einweihungsbild

Dr. Johann Jacob Krebs, Pfarrer an der Dreikönigskirche von 1857 bis 1902

Einweihungsbild und Pfarrer Dr. Johann Jacob Krebs

Blick in die Sakristei

Blick in die Sakristei

Links von dem Taufstein unter der Nordempore hängt ein Gemälde, das den Einweihungsgottesdienst der jetzigen Dreikönigskirche am 8. Mai 1881 darstellt. Das Bild zeigt die Kirche vor den Bombenangriffen des zweiten Weltkriegs. Damals stand der Taufstein in der Mitte, direkt vor dem Altar, und die Kanzel näher zum Altar. Durch die offene Tür zur Sakristei sieht man mehrere Personen, die scheinbar auf etwas warten: auf die Taufe, die Konfirmation und/oder eine Trauung – weil solche Amtshandlungen zur Weihe der Kirche gehörten?

Der Pfarrer, der vor dem Altar steht, ist Dr. Johann Jacob Krebs (Pfarrer an dieser Kirche von 1857 bis 1902), der in seiner Predigt zur Einweihung sagte: „Und wenn je ein anderes Evangelium in ihm (dem christlichen Gottesdienst) verkündigt würde, das doch kein Evangelium ist, sondern Menschenwort und eigener Weisheits-Tand, wenn Menschen also schwiegen, so würden Steine schreien... Ist doch dies neue Haus,..eine steinerne Predigt... und seine himmelwärts strebenden Linienzüge, deuten sie nicht auf die göttliche Heimat, den ewigen Ursprung des Wortes Christi und unserer daraus abgeleiteten Predigt?“

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Der Altar

Mittelpunkt des heiligen Abendmahls

Altar der Dreikönigskirche, für den Gottesdienst geschmückt

Altar: für den Gottesdienst geschmückt

In einer lutherischen Kirche ist der Altar ein Tisch, an dem die Elemente des Abendmahls, Brot und Wein, konsekriert werden. In dieser Kirche wird das Abendmahl jeden Sonntag gefeiert. Das heilige Abendmahl ist auch eine Osterfeier, denn Brot und Wein repräsentieren die lebendige Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Lutheraner sprechen von „Realpräsenz“: Jesus Christus ist „in, mit, und unter“ Brot und Wein gegenwärtig, wenn dieses Altarsakrament gefeiert wird.

(Ein „Sakrament“ ist eine Handlung, von Christus gestiftet, die durch die Verbindung von gesprochenem Wort und sichtbarem Zeichen die Gnade Gottes vermittelt. Protestanten erkennen zwei Sakramente an: Taufe und Abendmahl.)

Da alle Symbole mehr als eine Bedeutung haben können, vermittelt ein steinerner Altar auch das Bild des leeren Grabsteins Jesu – ein weiterer Hinweis auf die Auferstehung Christi. Am Karfreitag wird der Altar in vielen Kirchen vollständig „entkleidet“: Parament (der Altarbehang), die Bibel, die Kerzen und das Kreuz werden entfernt. Der nackte Altar ist eine Erinnerung an die Nacktheit Christi, als er starb (denn Kreuzigungsopfer wurden komplett entkleidet.)

(In der Dreikönigskirche wird der Altar am Karfreitag nicht vollständig „entkleidet“: Blumen und Behang werden weggelassen, Kreuz, Bibel und Kerzen bleiben; die Kerzen werden allerdings nicht angezündet (als Ausdruck der Anteilnahme am Tod Jesu.)

Kerzen

Altarkerzen sind immer weiß (die Farbe des Lichtes), denn sie symbolisieren Christus, das Licht der Welt. Es gibt zwei Kerzen, denn Jesus Christus ist „wahrer Mensch und wahrer Gott“. Eine weitere Symbolik, die in diesen zwei Kerzen zum Ausdruck kommt, ist das Licht des Wortes Gottes in der Bibel, die zwei Teile hat: Altes und Neues Testament.

Kreuz

Kreuz und Kerzen auf dem Altar der Dreikönigskirche

Kreuz und Kerzen auf dem Altar

Der zentrale Blickpunkt jedes Altars ist das Kreuz, denn das Kreuz ist der Angelpunkt des christlichen Glaubens. Das Kreuz war die Vollendung der Inkarnation, das Gehemnis der Menschwerdung Gottes, das am Christfest und in der Weihnachtszeit gefeiert wird. Die Menschwerdung wurde in Bethlehem eingeleitet, aber die Vereinigung zwischen Gott und Mensch in der Person Jesu wurde am Kreuz „vollbracht“, denn hier wurde die letzte Kluft zwischen Gott und Menschheit überbrückt, indem Jesus unseren Tod starb. Dieses Sterben am Kreuz hat buchstäblich Millionen von Menschen getröstet, die in diesem Ereignis eine Offenbarung sehen, nämlich, dass Gott zuletzt mit uns bleibt in allem, was uns widerfährt. Weil Gott mit uns ist – von Geburt bis zum Grab und sogar jenseits des Grabes – brauchen wir zuletzt keine Angst zu haben, denn wir sind mit Gott und Gott ist mit uns, heute und für immer.

Blumen

Blumen sind nicht bloß Dekoration.
Es gibt mehrere Erklärungsversuche dafür, warum Blumen auf jedem Altar stehen. Möglicherweise sind Blumen ein Hinweis auf den Paradiesgarten, der am Anfang der Bibel beschrieben wird. Menschen wurden für das Paradies geschaffen, der Inhalt des Paradieses ist die innige Gemeinschaft mit Gott, die auch das Ziel des menschlichen Lebens ist.

Die uralte biblische Symbolik des Gartens spiegelt sich auch in der Tatsache, dass Jesus in einem Garten begraben wurde. (Zur Zeit Jesu konnten Gärten auch Friedhöfe sein.) Der Evangelist Johannes erwähnt den Gartenfriedhof ausdrücklich und beschreibt, dass Maria von Magdala den Auferstandenen für den Gärtner gehalten hatte.
Adam, der erste Mensch, ist Gärtner. Der Evangelist Johannes will seine Leser an den Paradiesgarten erinnern, und er präsentiert Jesus als den neuen Adam in einem neuen Garten, den Anfang einer neuen Menschheit.

Für die ersten Christen war das Grab eines Märtyrers der zentrale Anhaltspunkt des Gottesdienstes. Die Sitte, diese Gräber für den Gottesdienst mit Blumen zu schmücken, begann möglicherweise in dieser Zeit.

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Hinter dem Altar

Die drei Gemälde (aus dem Jahr 1994) der Künstlerin Petra Falk sehen wie Metallplatten aus und versinnbildlichen die Dreifaltigkeit: Gott der Vater, Gott der Sohn, Gott der heilige Geist.

  • Gold in der Mitte symbolisiert Gott Vater, „der allein Unsterblichkeit hat“ (1. Tim. 6, 16). Weil Gold nicht rosten kann, veranschaulicht es die Unvergänglichkeit, die allein Gott gehört.
  • Kupfer sieht wie rotbraune Erde aus, die Farbe der Vergänglichkeit: „Du bist Erde und sollst zu Erde du werden.“ (1. Mose 3, 19) Diese Platte steht für Gott den Sohn, der Mensch wurde und unsere Sterblichkeit annahm.
  • Silber vermittelt die Botschaft, dass Gott nicht fassbar ist. Es erinnert an den Wind als Symbol des Heiligen Geistes: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt“ (Joh. 3, 8)

Diese Gemälde enthalten keine Bildnisse, entsprechend dem biblischen Gebot, das Bilder von Gott verbietet.
Aber Gott lieferte uns doch ein Bild von sich selbst, nämlich Jesus: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol. 1, 15) Es ist deshalb sinnvoll, dass das Kruzifix vor der Goldplatte steht, eine sichtbare Andeutung, dass Gott sich selbst in der Kreuzigung Jesu enthüllt hat.

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Fenster von Charles Crodel (aus dem Jahr 1956)

Ostfenster

Tafeln mit den 10 Geboten - Ausschnitt aus Ostfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Tafeln mit den 10 Geboten

Mose and dem brennenden Busch - Ausschnitt aus Ostfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Mose and dem brennenden Busch

Die fünf Fenster im Osten des Altarraums stellen die fünf Hauptstücke des Katechismus von Martin Luther dar.
Von links nach rechts sind dies: Die zehn Gebote, die Taufe, das Glaubensbekenntnis, das Abendmahl sowie das Vater Unser. Dieses Bekenntnismotiv wurde von Crodel ausgewählt, weil sich die Dreikönigsgemeinde als erste Frankfurter Gemeinde zu der lutherischen Reformation bekannte und weil sie im Jahre 1934 die erste Gemeinde in Frankfurt war, die sich der „Bekennenden Kirche“ anschloss (in Opposition zu den sogenannten „Deutschen Christen“, die zuließen, dass christlicher Glaube mit nationalsozialistischer Ideologie kontaminiert wurde).

Zehn Gebote

Dieses Fenster zeigt Moses, wie er in Richtung Sinaiberg läuft, wo er die beiden Tafeln mit den zehn Geboten empfangen wird, die in dem oberen Teil des Fensters zu sehen sind. Die roten Steintafeln erinnern an den Wüstenberg Sinai, wo Gott als Feuer auf den Berg herabkam. Die zwei Tafeln bieten Schutz für eine zarte Blüte, die zwischen ihnen wächst: ein Hinweis darauf, dass die Gebote den Menschen gegeben sind, um Leben zu schützen. Rechts und links von den Tafeln sind Dämonen, Andeutungen der dunklen Mächte, die Menschen davon abhalten, das Leben zu finden, das die Gebote von Sinai vermitteln.

Unterhalb der Tafeln ist der brennende Dornbusch zu sehen, der Ort, an dem Gott seinen heiligen Namen an Mose offenbarte. Mose wurde aufgefordert, seine Schuhe auszuziehen, denn der Ort, an dem Gott sich offenbart, ist heilige Erde. Die ausgezogenen Schuhe sind unter dem Busch zu sehen.
Diese Symbolik ist hintergründig: die Nacktheit der Füße, die heilige Erde berühren, veranschaulicht, dass Gott dabei ist, das Paradies wiederherzustellen. Denn in dem Garten Eden waren Adam und Eva nackt und merkten es nicht, weil sie in ungetrübter Gemeinschaft mit Gott waren. Nacktheit steht für die allumfassende Gemeinschaft mit Gott, die Menschen mit unvergänglicher Geborgenheit kleidet.
Abseits des Pfades, auf dem Mose voranschreitet, sieht man einen Hasen. Angeblich schließt der Hase nie seine Augen, auch nicht wenn er schläft. - In diesem Zusammenhang ist der Hase ein Bild für die unablässige Wachsamkeit Gottes, der seine Augen auf sein Volk in Ägypten ständig gerichtet und auf die optimale Zeit gewartet hatte, um sein Volk aus der Gefangenschaft herauszuführen. Der Auszug aus Ägypten wurde am brennenden Dornbusch eingeleitet.

Taufe - Ostfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Taufe

Dreieifaltigkeit - Ostfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Dreieifaltigkeit

Glaubensbekenntnis - Ostfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Glaubensbekenntnis

Taufe

So wie Fische Wasser brauchen, um leben zu können, so braucht der Christ das Wasser der Taufe. Die Fisch-Sammlung unter dem Zeichen des Kreuzes ist ein Bild der christlichen Gemeinde, für die die Taufe der Einstieg ist. Die Fisch-Zusammenstellung sieht wie ein Floß aus und das Kreuz wie sein Mast, eine Erinnerung daran, dass die Kirche wie ein Schiff ist, das Menschen an einer Küste abholt und zu einem jenseitigen Ufer bringt, zur ewigen Herrlichkeit.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Dieses Bekenntnis hat drei Teile:

Gott der Schöpfer ist durch eine Hand angezeigt, die aus einer weißen Wolke hervorragt (eine lichte Wolke ist ein biblisches Symbol für die Herrlichkeit Gottes). Sie deutet auf die Schöpfung mit ihren vier Elementen: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die Schöpfung ist umgeben von einem goldgelben Ring, der die Welt umfasst - ein Symbol für Gottes Gnade und Nähe.

Diese Auslegung wird in dem nächsten Fenster bestätigt, denn der Kelch des Abendmahls, der die Gnade und Anwesenheit Gottes repräsentiert, hat dieselbe goldgelbe Farbe. Indem Crodel dem Kelch und dem Ring um die Schöpfung dieselbe Farbe gibt, verbindet er Schöpfung und Erlösung.

Gott der Sohn wird durch die zwei griechischen Buchstaben X (chi) und P (rho) gezeichnet, denn diese sind die ersten zwei Buchstaben des griechischen Wortes CHRISTOS. Auch hier kommt die goldgelbe Farbe vor.

Gott der Heilige Geist wird durch die riesige herabfliegende Taube dargestellt. Die roten Bänder um Körper und Flügel sind eine Erinnerung an das Pfingstfeuer.

Die herabsteigende Taube zeigt dreifach kreative Kraft:

  • Inkarnation: Die Taube, ihr Kopf mit einem Kreuz umrandet, fliegt nach unten auf das Christuszeichen zu. Hier wird die Aussage im Glaubensbekenntnis angedeutet: „empfangen durch den Heiligen Geist“. Es wird veranschaulicht, was Gabriel zu Maria bei der Ankündigung der Geburt Jesu verkündete: „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lukas 1, 35).
  • Schöpfung: Dass die Taube über der Erde schwebt, erinnert daran, dass der heilige Geist die Schöpferkraft Gottes ist: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde... und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“ (1. Mose 1, 1. 2)
    Die Bewegung des Geistes nach unten und die Hand Gottes, die nach unten zeigt, präsentieren die Welt als Schwerpunkt des Eingreifen Gottes. Die Gnade, Herrlichkeit und erlösende Tätigkeit Gottes haben als Ziel die Erneuerung und Vollendung der Schöpfung.
  • Abendmahl: Der Geist Gottes schwebt auch über dem Altar, und deutet auf ihn, denn am Altar findet die schöpferische Kraft Gottes einen Focuspunkt. Es gehört zu der vollständigen Abendmahlsliturgie, den heiligen Geist zu bitten, die greifbare Anwesenheit Jesu Christi in Brot und Wein für uns zu verwirklichen.
Heiliges Abendmahl - Ausschnitt aus Ostfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Heiliges Abendmahl

Heiliges Abendmahl

Jesus verglich seine Gemeinde mit einem Weinstock: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben” (Johannes 15, 5).
Dieses Gleichnis ist die Vorlage für die Darstellung des Abendmahls in dem Fenster. Wachstum und Lebenserhaltung der Zweige hängen davon ab, ob die Zweige organisch zu dem Weinstock gehören oder nicht. Das Kreuz steht für Jesus, und von ihm aus wächst der Weinstock, der den Tisch umringt. 11 Zweige sind erkennbar: eine Erinnerung daran, dass Judas frühzeitig wegging, um seinen Verrat an Jesus vorzubereiten. Damit werden auch die Einsetzungsworte angedeutet: „Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward,...“

Auf dem Tisch sind 19 kleine Objekte, die mehr oder weniger wie Kronen aussehen. Hier wird das letzte Ziel des Weges der Drei Könige angedeutet: nicht Bethlehem, sondern eine innige Gemeinschaft mit Christus als Krönung des Lebens. Das letzte Buch der Bibel spricht von der „Krone des Lebens“ (Offenbarung 2, 10: 3, 11), für die wir Menschen vorgesehen sind, und Christus spricht von denen, die „mit mir auf meinem Thron sitzen“ werden (3, 20). Die Kronen auf dem Abendmahlstisch deuten an, dass das Abendmahl uns nicht nur mit dem unvergänglichen Leben Christi verbindet, sondern uns auch Anteil an seiner königlichen Würde gibt.

Vater Unser

Unten sind drei betende Menschen zu sehen. Von links nach rechts:

  • Der Stumme: er ist scheinbar an die Wand gedrückt.
  • Der Zuversichtliche: er schaut mit Innigkeit nach oben zu der Dreifaltigkeit (symbolisiert durch ein Dreieck mit Auge). Vor ihm ein offenes Fenster, das einen Blick auf Maria mit Kind bietet, neben dem Fenster eine Säule (Sinnbild für „solide“ Zuversicht). Der Zuversichtliche ist in den Strukturen des christlichen Glaubens fest eingebettet.
  • Der Verzweifelte: als Leidgeplagter befindet er sich, nach Charles Crodel, im “Gefängnis seines Lebens”: Sein aufgerissener Mund veranschaulicht, dass sein Gebet ein Schrei ist.

Sieben taubenähnliche Vögel tragen grüne Blätter nach oben, ein Hinweis auf die sieben Bitten des Vater Unsers.

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Obere Fenster: der Weg des Glaubens der Drei Könige

Besucher können den Treppengang zu der Südempore emporsteigen, um die Fenster besser sehen zu können, die hier beschrieben werden.

Die Reise nach Bethlehem

Beginnend auf der linken Seite der oberen Südfenster wird die Reise der Drei Könige nach Bethlehem in 20 Szenen dargestellt. Die Anfangsszene zeigt einen König, der aus seinem Zelt herauskommt und offenbar den Stern oben links noch nicht entdeckt hat. Die Reisevorbereitungen sind in den nächsten Fenstern zu sehen.

Auf der linken Seite der oberen Nordfenster treffen die Drei Könige an einer Wegkreuzung aufeinander und reisen nun zusammen. Ihr Ziel ist die Geburtsstätte in Bethlehem. Es gibt keinen bestimmten Weg zu sehen, den sie gehen, aber es gibt viele Kreuze, die das Leiden der Welt anzeigen, das das Kind in Bethlehem auf sich nehmen wird

Die Drei Könige in Bethlehem

In dem rechten oberen Nordfenser haben die Drei Könige Bethlehem erreicht und beten das neugeborene Kind an, das seine Arme in einer segnenden Haltung ausbreitet. Oberhalb dieser Szene sind drei Pfaue, die als Paradiesvögel gelten: eine Erinnerung an die jüdische Erwartung, dass der Messias die Erde in ein Paradies verwandeln wird. Dementsprechend gibt es ein Lied, das in der evangelischen Kirche für Heiligabend vorgesehen ist; in dessen letzter Strophe es heißt: „Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis.“ Die drei Pfauen sitzen auf einem Tannenzweig, wie Schmuck auf einem Christbaum.

Auffallend ist, dass Maria traditionsgemäß Blau trägt.
Es gibt verschiedene symbolische Deutungen dieser Farbe; die biblische Grundlage für diese Symbolik ist das Blau des Tuches, das die Bundeslade abdeckte, die als Wohnsitz Gottes galt, als das Volk Israel in der Wüste unterwegs war. Maria trägt Blau, weil sie die neue Bundeslade ist, die neue Wohnstätte Gottes, denn sie trug Jesus in ihrem Mutterschoß.

Verhüllte Kreuze

Verhülltes Kreuz, Südfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Verhülltes Kreuz, Südfenster

Verhülltes Kreuz, Nordfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

Verhülltes Kreuz, Nordfenster

In zwei oberen Fenstern an der Nord- und Südseite sind Kreuze zu sehen, die an Hakenkreuze des Dritten Reiches erinnern. Crodel war einer der ersten von den Nazis verfehmten Künstler; er hatte Kontakt zu einer Widerstandbewegung, die diese Art Kreuz kannte.

Diese hakenkreuzähnlichen Symbole galten als Geheimzeichen. In der frühen Kirche wurde das Kreuz, so wie wir es kennen, nicht offen gezeigt, denn bis zum 4. Jahrhundert war das Kreuz ein abscheuliches Todesinstrument, und eine offene Darstellung des römischen Kreuzes hätte Verachtung ausgelöst und die Verbreitung des Evangeliums gehemmt. Die ersten Christen verwendeten deshalb versteckte, verhüllte Kreuzsymbole, die aus der nichtchristlichen Welt stammten. Eines davon war ein Kreuz mit gebogenen Balken, das wie ein Hakenkreuz aussah – wie in den Fenstern der Dreikönigskirche oben rechts und oben links zu sehen. Diese Kreuzform – in der frühen Christenheit, wie in der Hitlerzeit – wurde von Christen „crux dissimulata“ (verhülltes Kreuz) genannt.

Wie schon erwähnt: die Dreikönigsgemeinde war die erste Gemeinde in Frankfurt, die sich der „Bekennenden Kirche“ anschloss, um sich der nationalsozialistischen Ideologie zu widersetzen. Crodel hat deshalb das verhüllte Kreuz als ein Zeichen dieses Widerstandes in die oberen Fenster der Kirche gesetzt.

Geheimnisfenster

'Geheimnis', unteres Südfenster von Charles Crodel, Dreikönigskirche

“Geheimnis”, unteres Südfenster

Hinter den Treppen, die zu der Südempore führen, ist ein Fenster mit einem Fischer. Unten steht das Wort „Geheimnis“. Oberhalb des Fischers steht das griechische Wort für Fisch: Ι Χ Θ Υ Σ Dieses Wort war zur Zeit der römischen Verfolgung des Christentums ein Geheimbekenntnis zu Christus, wie in den Katakomben von Rom zu sehen ist. Die Buchstaben dieses Wortes sind die Initialen, die die Identität Christi erklären:
Ι = Jesus, Χ = Christus, Θ = Gottes, Υ = Sohn, Σ = Retter.

Osterkerze in der Dreikönigskirche

Osterkerze

Es gibt allerdings eine weitere versteckte Feinheit. Crodel hat Ι Χ Θ Υ Σ so geschrieben, dass die mittleren Buchstaben wie die ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets aussehen: A (Alpha) und Ω (Omega).

In dem letzten Buch der Bibel sagt Gott: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ Die Christenheit sah in dieser Aussage eine Offenbarung der Identität Jesu, wie in einem Weihnachtslied gesungen wird ( „Du bist A und O“) und wie auf der Osterkerze zu sehen ist, die links vom Altar steht. Das Kreuz auf der Kerze symbolisiert Jesus. und ist mit den Buchstaben A und Ω umrandet. Jesus ist A und Ω.

Crodel hat innerhalb der versteckten Botschaft eine weitere versteckte Botschaft eingebaut: Jesus Christus ist nicht nur Sohn Gottes und Retter. Er ist wahrhaftig Gott.

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PSch

17. September 2008