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Predigten von Prädikantin Ursula Schmidt:

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Predigt: Gehalten von Prädikantin Ursula Schmidt am Freitag, 05. März 2010 in der Kirche St. Bonifatius

Weltgebetstag

Weltgebetstag am Freitag, 5. März 2010

Wir haben einen Glauben, der frei macht

Es geschah aber, als wir zum Gebet gingen, da begegnete uns eine Magd, die hatte einen Wahrsagegeist und brachte ihren Herren viel Gewinn ein mit ihrem Wahrsagen. Die folgte Paulus und uns überall hin und schrie: Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen. Das tat sie viele Tage lang. Paulus war darüber so aufgebracht, daß er sich umwandte und zu dem Geist sprach: Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, daß du von ihr ausfährst Und er fuhr aus zu derselben Stunde. Als aber ihre Herren sahen, daß damit ihre Hoffnung auf Gewinn ausgefahren war, ergriffen sie Paulus und Silas, schleppten sie auf den Markt vor die Oberen und führten sie den Stadtrichtern vor und sprachen: Diese Menschen bringen unsre Stadt in Aufruhr; sie sind Juden und verkünden Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind. Und das Volk wandte sich gegen sie; und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen und befahlen, sie mit Stöcken zu schlagen.

Apostelgeschichte 16, 16 - 22

GNÄDIGER GOTT, SEGNE MEIN REDEN UND SEGNE UNSER HÖREN AUF DEIN WORT !

Für den diesjährigen Weltgebetstag haben Frauen aus Kamerun einen Text aus der Apostelgeschichte des Lukas ausgesucht, einen Text, in dem sie Parallelen zur Situation in ihrem Land entdecken. Lukas schildert darin Ereignisse in Philippi, der ersten Station der christlichen Mission in Europa.
Eine Sklavin, deren Wahrsagerei ihren Herren viel Geld einbringt, läuft tagelang Paulus und seinen Gefährten hinterher und schreit ihnen nach, dass sie „Verkünder des Heils“ seien. Paulus freut sich nicht etwa über die kostenlose Werbung, sondern exorziert ihren Wahrsagegeist.

Dass die Sklavin als Mensch nicht zählt, wird schon daran deutlich, dass sie namenlos bleibt.
Sie hat kein selbstbestimmtes Leben, sie muss tun, was man von ihr verlangt.
Sie ist Sklavin, sie ist ein Stück Besitztum und zwar nicht nur von einem, sondern gleich von mehreren „Herren“. Sie ist im wahrsten Sinn des Wortes besessen:
erstens besessen von einem Geist, der ihr keine freie Meinungsäußerung erlaubt, sondern sie zwingt, Dinge vorauszusagen,
und zweitens besessen von mehreren Besitzern, die ihre Weissagekunst schamlos ausnutzen und sie als nie versiegende Geldquelle ausbeuten.

Die Besessenheit, das Leid dieser namenlosen jungen Frau in Philippi verkörpert das Leid der vielen namenlosen jungen Frauen in Kamerun, die immer noch von ihren Eltern in einer untergeordneten Rolle festgehalten oder von reichen Kamerunern oft sklavisch ausgenutzt werden.
Die Situation der namenlosen Sklavin in Philippi und die Lage vieler junger Mädchen in Kamerun haben einen gemeinsamen Nenner: es geht ums Geld. Damals wie heute spielt Geld eine wesentliche Rolle, wenn es um das Leben von Frauen geht:
Damals werden die „Herren“ der Sklavin in Philippi wütend, weil durch den Exorzismus des Paulus ihre Geldquelle versiegt,
heute nutzen afrikanische „Herren“ ihre Vormachtstellung über junge Kamerunerinnen auch aus finanziellen Gründen aus, - natürlich die Eltern aus anderen Motiven als die Kameruner Oberschicht.
Beide Male ist der Faktor „Geld“ dabei wichtiger als die Situation der betroffenen Frauen! Für die Frauen in Kamerun versinnbildlicht also die Wahrsagerin die Lage vieler erniedrigter und ausgebeuteter Kamerunerinnen. Es tröstet sie, dass diese junge Frau durch Paulus von ihrem Dämon befreit wird. Diese Heilung macht ihnen Hoffnung, im Vertrauen des Glaubens in die Zukunft zu blicken.

Mich als Europäerin verwundert allerdings das WIE dieser Heilung.

Warum wurde Paulus „unwillig“, als die Frau ihm und Silas mehrere Tage hinterher schreit: „Diese Menschen sind Knechte des höchsten Gottes, sie verkündigen euch den Weg des Heils.“?
Sagt ihr Wahrsagegeist denn etwas Falsches?
Warum sieht es fast so aus, als würde Paulus sie nur heilen, weil er ihre Wahrsagerei „satt“ hatte, wie es in unserer Übersetzung heißt?
Warum lässt Lukas uns über das weitere Leben der Geheilten im Unklaren?
Ist denn so wenig erwähnenswert, wie es mit der jungen Frau weitergeht, die plötzlich ihren Herren nichts mehr wert ist, die von heute auf morgen gezwungen sein wird, ein ganz anderes Leben zu führen, vielleicht sogar ein noch härteres als zuvor?

Vielleicht basieren meine Fragen auf einer anderen Sicht auf das Leben. Vielleicht sehen Frauen in Kamerun mehr auf das WAS als auf das WIE.
Vielleicht kann und sollte ich von den Kamerunerinnen etwas lernen, nämlich mich über die Tatsache der Heilung zu freuen statt über deren Hintergründe zu grübeln.
Vielleicht habe ich vergessen, dass das LOBEN über die Heilung das Primäre und Notwenige ist, nicht das Nachdenken und Ergründen der Motive und Konsequenzen dieser Heilung.

„ALLES, WAS ATEM HAT, LOBE GOTT“ ist das diesjährige Motto des Weltgebetstages.
Aus unserem Atem sollen zu aller erst Lobgesänge fließen, nicht Gedankenstürme!

Die Frauen aus Kamerun werden heute für uns in Deutschland zu Missionarinnen mit dem Ruf „Alles, was Atem hat, lobe Gott!“!

Wir in Deutschland - und ich schließe mich dabei nicht aus - sind sehr oft gut im Grübeln, wie sind Meister im alles besser Wissen und im Meckern, aber wir haben ein großes Defizit im dankbaren Gott Loben.
Dabei haben wir mehr als einen Grund zum Lob Gottes.
Vor allem haben wir durch Jesus Christus allen Grund zum Loben!
Wir haben einen Glauben, der frei macht, einen Glauben, der auch uns heute frei machen kann von äußeren und inneren Zwängen - in Kamerun, in Deutschland und in der ganzen Welt.

Wir haben allen Grund zu sagen:

“ALLES, WAS ATEM HAT, LOBE GOTT.


Und der Friede Gottes, der höher ist als alles menschliche Denken und Handeln, der bewahre uns in Jesus Christus, unserem Herrn. AMEN!

Schlußsegen aus Afrika

Der Herr segne dich.

Der Herr erfülle deine Füße mit Tanz
und deine Arme mit Kraft.
Der Herr erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit
und deine Augen mit Lachen.
Der Herr erfülle deine Ohren mit Musik
und deine Nase mit Wohlgerüchen.
Der Herr erfülle deinen Mund mit Jubel
und dein Herz mit Freude.

Er schenke dir immer neu
die Gnade der Wüste,
Stille, frisches Wasser
und neue Hoffnung.
Er gebe uns allen immer neu die Kraft,
der Hoffnung ein Gesicht zu geben.

Es segne dich der Herr.

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