Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten von Prädikantin Ursula Schmidt: Vier beliebte Verse

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4. Sonnntag im Advent

Vier beliebte Verse

Predigt gehalten von Prädikantin Ursula Schmidt am 20.12.2009

'Wochenlied 4. Advent', 2009

GNÄDIGER GOTT, SEGNE MEIN REDEN UND SEGNE UNSER HÖREN AUF DEIN WORT!
Amen!

Vor einigen Jahren haben wir hier im Kirchsaal Süd eine neue Tradition begonnen:
der Gemeinde wird am 4.Advent nicht gestattet, in den sonst üblichen Kirchenschlaf zu versinken, auch wenn er heute, 4 Tage vor dem Heiligen Abend, besonders gesund sein würde. Die Gemeinde wird heute nicht nur dazu aufgefordert, aktiver als sonst zu werden, die Gemeinde BESTIMMT sogar das Programm und den Ablauf des Gottesdienstes, wenn sie nach einer verkürzten Predigt vorschlägt, welche Adventslieder gesungen werden.
Am 4. Advent steht bei uns nämlich das Singen von Adventsliedern im Mittelpunkt.
Und jedes mal scheinen die für den 4. Advent vorgeschlagenen Predigttexte unserer neuen Tradition des Adventsliedersingens nicht zu widersprechen.
Auch der für diesen Sonntag vorgeschlagene Predigttext ist für unsere heutige Gottesdienstgestaltung besonders geeignet, denn er ist sehr kurz, er besteht, passend zum 4. Advent, genau aus nur 4 Versen.
In der Christenheit ist jeder einzelne dieser 4 Verse seit Jahrhunderten sehr beliebt, weil jeder einzelne Vers ermutigend, tröstlich und hoch geschätzt ist.
Den letzten dieser 4 Verse hören regelmäßige Gottesdienstbesucher sogar fast jeden Sonntag.

Für Nichtchristen allerdings wirkt der Inhalt dieser Verse gefährlich naiv, unrealistisch und weltfremd.
Hören wir nun diese 4 Verse aus dem PHILIPPERBRIEF im 4. Kapitel:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Für den modernen Menschen unserer Zeit, der mit der Kirche nichts anfangen kann, klingt das - wie es der Volksmund salopp ausdrückt - wie „Friede, Freude, Eierkuchen“. Also wie süßlich-märchenhaftes Phantasieren.

FREUDE - ?

Das könnte riskant werden, damit könnte man ja etwas von seinen wahren Gefühlen zeigen, also etwas von seinem Innersten preisgeben.
Besser und moderner als Freude ist doch ein unverbindliches SPASS HABEN!

GÜTE - ?

Was für eine altmodische Eigenschaft!
Güte - und das auch noch anderen Menschen gegenüber?
Unsere Welt ist eine Ellenbogengesellschaft; Güte ist heute nicht nur unangebracht, sondern lebensgefährlich!

DER HERR IST NAHE - ?

Wie viele selbsternannte Propheten haben das schon behauptet?! Dass das eine falsche Prophezeiung ist, weiß man bereits seit Jahrhunderten!
Im Vergleich zu der Behauptung „Der Herr ist nahe!“ haben ja Horoskope mehr Wahrheitsgehalt!

SORGET EUCH UM NICHTS - ?
BETET - ?

Zeigt uns nicht gerade unsere Weltwirtschaftskrise, was passiert, wenn wir zu sorglos sind?!
Der Appell zur Sorglosigkeit und zum Beten ist bodenlose Verantwortungslosigkeit und feige Weltflucht!

'Alleluia', 1896, Thomas Cooper Gotch

Und schließlich: FRIEDE - ?
Und auch noch ein FRIEDE, der HÖHER IST ALS ALLE VERNUNFT - ?
Das setzt dem Fass ja die Krone auf.
Dass Friede nur ein schöner Traum ist, das erleben wir in unserem Alltag, in unserer unmittelbaren Umgebung und in der ganzen Welt!
Und dann noch „Friede, der höher ist als alle Vernunft“ - das ist pure weltfremde, utopische Schwärmerei !

Für Gleichgültige oder Zweifler sind diese 4 Verse des Apostel Paulus bestenfalls riskant und abenteuerlich.
Für Atheisten und für Gegner des Christentums sind sie ein gefundenes Fressen, denn diese
4 Verse bilden die Grundlage ihrer Argumente, warum die christliche Botschaft auf das Entschiedenste abzulehnen ist.

Und was bedeuten uns diese 4 Verse?
Lösen Sie bei uns eine leise Sehnsucht aus oder ein wehmutsvolles Seufzen nach dem Motto:
„Schön wär´s ja..., aber...“
Nehmen wir diese 4 Verse überhaupt ernst?
Können wir es uns leisten, sie ernst zu nehmen, sie in unserem Leben wirklich zu praktizieren?

Ich könnte jetzt flammende Appelle an Sie richten.
Ich könnte Ihnen zurufen: „ Wagen Sie es, wagen wir es gemeinsam!“
Ich könnte jetzt mit einer wohldurchdachten theologischen Auslegung beginnen.
Ich könnte jetzt Beispiele von Menschen nennen, die ihren Glauben gelebt haben und die uns Ermutigung und Vorbild sein können.

Aber all das werde ich jetzt nicht tun.
Stattdessen werde ich jetzt noch einmal die 4 Begriffe nennen, die das Fundament unseres Glaubens sind.
Nehmen wir sie mit nach Hause, überlegen wir, was diese 4 Begriffe in unserem Leben bedeuten, welchen Einfluss sie bisher in unseren Leben gehabt haben und welchen Stellenwert sie in Zukunft haben sollen.

Denken wir über die Grundlagen unseres Glaubens nach, über:
FREUDE
GÜTE
SORGET NICHT, SONDERN BETET
über FRIEDE.

Vertauen wir darauf, dass der barmherzige Gott größer ist als unsere ängstlichen Zweifel.
Vertrauen wir darauf, dass der barmherzige Gott uns aus unserem Kleinglauben heraus zum Glauben Können helfen kann.
Vertrauen wir auf das Wirklichkeit-Werden dieser 4 Glaubensaussagen.
Vertrauen wir auf die Wahrheit der Zusage:

„UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS.“ A M E N !

Die Abbildung 'Alleluia', 1896, Thomas Cooper Gotch, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.

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