Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: Römerbrief 13, 8 - 12 Wer wird zuletzt gewinnen?

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'Baseball diamond 
marines', 2005

1. Sonnntag im Advent

Wer wird zuletzt gewinnen? Römerbrief 13, 8 - 12

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt 2003

Seid niemandem etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3. Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Römerbrief 13, 8 - 12

Ich bilde mir ein, dass ich relativ gute Nerven habe – in dem Sinne, dass ich einigermaßen ruhig und besonnen bleibe. Aber es gibt ein Gebiet, bei dem meine Nerven versagen – und zwar, bei Fernsehübertagungen von Sportereignissen. Es gibt nur zwei Sportarten, die mich wirklich interessieren – es sind amerikanische Mannschaftssportarten - Baseball und Football. Ich bekomme AFN-Fernsehen und wenn ich weiß, dass ein Spiel übertragen wird, bei dem eine Mannschaft aus San Francisco beteiligt ist, dann schaue ich es nicht sofort an, denn ich kann ein Spiel nicht genießen, wenn ich nicht weiß, ob die Sache gut ausgeht oder nicht. Ich mache deshalb eine Videoaufzeichnung. Wenn meine Mannschaft verloren hat, dann schaue ich diese Katastrophe nicht an. Wenn die Mannschaft gewonnen hat, dann kann ich das Spiel in Ruhe genießen, denn ich weiß, dass es gut ausgehen wird – egal wie schlecht es zwischendrin aussieht. Das sind sogar die schönsten Spiele, wenn es zwischendrin so aussieht, als ob meine Mannschaft keine Chance hat, und trotzdem am Ende gewinnt.

Ich erwähne diese persönliche Macke, weil sie als Gleichnis dienen kann. Wir leben in einem Video-Zeitalter und man muss gute Nerven haben, um die Fernsehnachrichten jeden Tag anzuschauen. Was uns gezeigt wird, ist eigentlich völlig unzumutbar und nervlich nicht zu verkraften. Denken Sie an den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern oder an Irak. Jeden Terroranschlag bekommen wir im Fernsehen präsentiert. Es gibt fast keine Nachrichten ohne Bilder der Verwüstung, die von einem Attentat oder von einem militärischen Angriff verursacht wurde. Wie sollen wir das seelisch verkraften?

Ob die Seele so etwas verkraften kann oder nicht, hängt davon ab, wer zuletzt gewinnen wird. Es geht hier um die Frage: wer wird zuletzt bestimmen, was aus dieser Welt wird? Werden zuletzt die Kräfte gewinnen, die Chaos und Verwüstung anrichten? Werden Vergänglichkeit, Zerstörung und Tod alles besiegen? Oder wird Gott sich irgendwann durchsetzen und seine Gerechtigkeit überall und endgültig verwirklichen? Wird Gott gewinnen?

'Chrystus Pantokrator', 2009, Polimerek

Die Botschaft der Bibel ist eindeutig. Die Bibel offenbart einen Gott, der zuletzt alles besiegen wird, was gegen seinen Willen gerichtet ist. Ein Theologe, Thomas Gerlach, hat diese Verheißung folgendermaßen ausgedrückt:

Der gute Wille des Schöpfers wird sich am Ende durchsetzen. Die Weltgeschichte ist also kein offener Prozess mit ungewissem Ausgang, keine Schmierenkomödie und auch keine unendliche Tragödie. Sie wird sich nicht wiederholen und wird nicht unvermittelt abbrechen. Sie wird nicht im Sande verlaufen und wird auch nicht vieldeutig bleiben. Sondern die Weltgeschichte wird an das Ziel kommen, das Gott ihr bestimmt hat. Die Wahrheit siegt dann über die Lüge, das Gute über das Böse und das Leben über den Tod. Gott behält am Ende die Oberhand....
Bedeutsam ist das aber nicht erst „dann“, sondern bedeutsam ist es schon „hier und heute“. Denn wer die Zukunft kennt, sieht die Gegenwart in anderem Licht und weiß: Wer heute für das Leben streitet, wird ewig auf der Siegerseite stehen, selbst wenn er in der Zeit untergeht. Und wer heute dem Tod zuarbeitet, der wird ewig auf der Verliererseite stehen, selbst wenn er in der Zeit (vorläufig) triumphiert.

Diese Perspektive ist ein Motiv der Adventszeit. Für unsere Bevölkerung ist Advent der Anfang der Weihnachtszeit. Aber Advent bedeutet wortwörtlich Ankunft. Und es geht im Advent nicht nur um die Ankunft Jesu in Bethlehem vor 2000 Jahren. Sondern es geht vor allem um die Ankunft Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit am Ende der Zeit. Und es geht um die Frage, ob und wie wir uns auf diese Ankunft einstellen.

Der Römerbrieftext spricht dieses Motiv an, wo es heißt:

»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses... Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.

Hier ist die Aufforderung, liebevoll zu sein. Und die Motivation für diese Liebe ist die Verheißung, dass die Geschichte dieser Erde gut ausgehen wird. Diese Welt befindet sich zwar noch in einer Finsternis, aber „die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen.“ Das Vertrauen, dass diese Welt für Frieden und Gerechtigkeit vorgesehen ist, soll uns die Kraft und die Motivation geben, besonnen und liebevoll zu sein. Das Endergebnis steht fest, nur deswegen können wir nervlich und seelisch verkraften, was uns täglich an Nachrichten zugemutet wird. Aber nicht nur verkraften, sondern offensiv die Liebe Gottes verkörpern, denn wir stehen auf der Siegerseite der Geschichte.

'Venus near Moon'

'Venus near Moon'

Advent hat eine Fülle von Bildern und Symbolen, die in unseren Adventsliedern vorkommen. Und eines der schönsten Bilder ist der Morgenstern. Der Morgenstern ist der hellste Stern am Himmel. Und der Morgenstern ist – astronomisch gesehen – der Planet Venus. Und weil Venus zwischen der Erde und der Sonne liegt, kann er nur in der Abend- oder Morgendämmerung erscheinen. Wenn er in der Morgendämmerung erscheint ist er der Morgenstern, der den kommenden Tag ankündigt. Christus wird im Neuen Testament der Morgenstern genannt, denn seine Anwesenheit hier auf Erden hat den Anbruch eines neuen Tages für diese Erde angekündigt. Inzwischen sind 2000 Jahre vergangen und man könnte den Eindruck bekommen, dass die Nacht nie aufhören wird. Deswegen brauchen wir die Adventszeit, damit wir immer wieder gleich am Anfang des Kirchenjahres das Endziel sehen. Wir brauchen jedes Jahr die Adventszeit, damit wir daran erinnert werden, wer zuletzt siegen wird, damit wir befreit leben können.

Am 1. August 1838 wurden die Sklaven auf westindischen Inseln befreit. An dem Vorabend dieses Befreiungstages versammelten sich Tausende von Sklaven in den Kirchen, um den bevorstehenden Befreiungstag mit Gebet und Lobgesang zu feiern. Einige stiegen auf die Berge, um die Morgendämmerung abzuwarten. Als die Morgendämmerung erschien, gab es Jubelrufe, damit die Menschen im Tal hören konnten, dass der Befreiungstag angebrochen war. Diese Begebenheit veranschaulicht unsere Situation als Christenheit. Wir wissen, dass ein Befreiungstag bevorsteht, an dem die Erde von allen Versklavungen befreit wird. Es ist unsere Aufgabe, diesen Tag mit Gebet, mit Lobgesang und mit Wachsamkeit zu bezeugen. Dazu gehört auch das Abendmahl, ein Vorgeschmack des Vollendungsfestes, das Gott mit allen Völkern am Ende er Zeit feiern wird.

Wir danken Stefan Binnewies (www.capella-observatory.com) für die freundliche Genehmigung, das Bild 'Venus near Moon', 2004, kostenlos zeigen zu dürfen.
Die Photographie 'Baseball diamond marines', 2005, ist ein Werk eines Angestellten des United States Marine Corps, das im Verlauf seiner offiziellen Arbeit erstellt wurde. Als ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten ist diese Datei gemeinfrei.
Das Bild 'Chrystus Pantokrator', 2009, Polimerek, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

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