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Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: Römerbrief 8, 18 – 25 Wo geht die Reise hin?

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'Himmlisches Jerusalem', PSch

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr

Wo geht die Reise hin? Römerbrief 8, 18 – 25

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt 2008

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr: Römerbrief 8, 18 – 25 Wo geht die Reise hin?

Gehalten von Pfarrer Phil Schmidt 2008

Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit - ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld. Römerbrief 8, 18 – 25

Es gab einen Richter, der eine Reise mit der Bahn unternahm, als er 88 Jahre alt war. Als der Schaffner vorbei kam, um seine Fahrkarte zu kontrollieren, suchte dieser Richter nach seiner Karte und konnte sie nicht finden. Er durchsuchte alle Taschen, er durchwühlte seine Reisetasche. Dann fing er noch mal von vorne an und durchsuchte wieder alles, was er bei sich hatte; er wurde immer nervöser und immer hektischer, bis er zuletzt völlig verstört wirkte. Der Schaffner versuchte, ihn zu beruhigen, denn er wusste, dass dieser Kunde ein ehrwürdiger Richter und kein Betrüger war. Er sagte: „Machen Sie sich keine Sorgen: die Bahn hat volles Vertrauen zu Ihnen. Sie werden später die Karte finden, und dann können Sie uns die Karte nachträglich schicken.“ Aber der Richter war durch diese Worte überhaupt nicht beruhigt. Er erwiderte: „Mein lieber Mann, mein Problem lautet nicht: Wo ist meine Karte, sondern mein Problem ist mein Gedächtnis: Wo will ich hinfahren?“

Die Frage des Richters ist auch die Frage der Menschheit. Wo fahren wir hin? Wo führt das Leben auf diesem Planeten zuletzt hin? Diese Frage bekommt eine neue Dringlichkeit durch die Veränderungen auf unserem Planeten, die bedrohlich wirken – Klimaveränderungen, Bevölkerungsexplosion, finanzielle Zusammenbrüche. Wo wird das alles zuletzt hinführen? Wer die Antwort auf diese Frage nicht weiß, wird - wie der Richter, der seine Fahrkarte nicht finden konnte - zunehmend nervöser werden, je länger die Lebensreise dauert. Die Feststellung des Römerbrieftextes ist aktueller als jemals zuvor: „die ganze Schöpfung seufzt und ängstet sich“.

Die große Verheißung der Bibel lautet, dass die Schöpfung nicht sich selbst überlassen ist, sondern dass Gott vorhat, seine Schöpfung zu vollenden. Wie Paulus schreibt: „Auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Die Verheißungen der Bibel sind umfassend: es geht nicht nur darum, dass einzelne Menschen eine ewige Seligkeit finden. Es geht um etwas viel Größeres, es geht um das Ganze: die ganze Menschheit und die ganze Schöpfung sind für Heil vorgesehen.

'Himmlisches Jerusalem', PSch

Die Verheißung, dass Gott seine Schöpfung vollenden wird, ist nicht etwas, was wir jetzt sehen können. Wir können sehen, was Menschen der Schöpfung antun, aber wir können nur bruchstückhaft sehen, was Gott mit dieser Welt vorhat. Aber es genügt zunächst zu wissen, dass Gott etwas mit dieser Welt vorhat. Denn diese Verheißung setzt Kräfte frei und befreit uns von nervöser Hektik.

Der Richter, der seine Fahrkarte nicht finden konnte und immer nervöser wurde, weil er nicht wusste, wo er hin wollte, ist ein Bild dieser Welt. Wenn Menschen nicht wissen, wo sie zuletzt ankommen, wenn sie nicht vertrauen können, dass Gott etwas Gutes mit ihnen vorhat, leben sie mit einer unterschwelligen Reizbarkeit und einer tiefen Verunsicherung. Wer aber die Hoffnung kennt, die in der Bibel bezeugt wird, kann besonnener leben. Wie Paulus zum Abschluss schreibt: „Wenn wir auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.“

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