Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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ABC des Glaubens: das Evangelium

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Das Evangelium

Paulus

Paulus

„Evangelium“ ist ein zentraler Begriff des christlichen Glaubens. Christen, die sich „evangelisch“ nennen, sollten wissen, wovon ihre Selbstbezeichnung abgeleitet ist. Vordergründig gesehen, bedeutet Evangelium „gute Nachricht“. Und Paulus bezeichnet das Evangelium als „eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben“. Aber hintergründig tut sich bei dem Wort „Evangelium“ eine ganze Welt auf.

Was ist „das Evangelium“? Der Apostel Paulus liefert eine genaue Antwort auf diese Frage. Er gibt eine Formulierung weiter, die er von den ursprünglichen Zeugen „des Evangeliums“ empfangen hat.


Die Überlieferung, die nicht geändert werden darf

Paulus schreibt in dem 1. Korintherbrief, Kapitel 15, 1 - 7:

Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe:

„Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift;
und dass er begraben worden ist;
und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift;
und dass er gesehen worden ist von Kephas,
danach von den Zwölfen.“


Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.

Das Evangelium ist ein konkretes Ereignis

Das Evangelium besteht aus einer Handlung Gottes, die im Rahmen der Menschheitsgeschichte vollzogen wurde. Das Evangelium geschah an Orten, die man aufsuchen kann und in einem Zeitrahmen, der feststellbar ist. (Denn Pilatus war Statthalter in Palästina in den Jahren 26 bis 36) Das Evangelium ist kein Prinzip, Idee oder Gefühl, sondern eine Begebenheit, die von Zeugen gesehen, erlebt und berichtet wurde.

Das Evangelium ist eine abgeschlossene Handlung

Das Evangelium kann nicht ergänzt werden. Denn diese Handlung ist abgeschlossen. Die Betonung liegt auf dem, was Gott allein bewerkstelligt hat. Kein Mensch kann das Evangelium beeinträchtigen oder verbessern. Was Menschen glauben, erleben oder vollbringen gehört nicht zu dem Evangelium. Gott hat in Jesus etwas getan, was ein für allemal gilt. Das Evangelium kann nicht mehr verändert werden, denn „es ist vollbracht“. Wer das Evangelium ändert oder ergänzt, macht es wirkungslos. Nur das unverfälschte Evangelium hat befreiende, heilende Kraft.

Das Evangelium ist fast unmittelbar nach den berichteten Ereignissen entstanden

Offenbar entstand die Formulierung, die hier „Evangelium“ heißt, fast unmittelbar nach den Ereignissen, die geschildert werden. Dass dieser Text von den allerersten Zeugen artikuliert wurde, ist an verschiedenen Merkmalen zu erkennen:

  • der Name Kephas
  • die Nicht-Erwähnung der Kreuzigung
  • die Formulierung „nach der Schrift“
  • die Vierzahl der Heilshandlungen
  • dass es vermieden wird, ausdrücklich von Gott zu sprechen
  • die Nicht-Erwähnung des leeren Grabes
  • die Nicht-Erwähnung der Frauen als Zeuginnen
'Petrus', Ikonen-Museum, Recklinghausen

'Petrus', Ikonen-Museum, Recklinghausen

Kephas

Dass dieser Text zu den Ursprüngen zurückgeht, ist an dem Namen „Kephas“ erkennbar, dem aramäischen Spitznamen des Jüngers Simon, der auf Griechisch „Petros“ genannt wurde, was Fels bedeutet. Diese Urbotschaft war ursprünglich in Aramäisch: in der Muttersprache Jesu und seiner Jünger. Aramäisch war die Landessprache in Palästina schon seit Jahrhunderten.

'Golgatha', PSch

'Golgatha', PSch

Kreuzigung nicht erwähnt

Das Alter des Textes ist vielleicht auch daran zuerkennen, dass die Kreuzigung nicht erwähnt wird. Jesus ist „gestorben“ für unsere Sünden, nicht „gekreuzigt“. Es gab vermutlich eine Scheu, von dieser Hinrichtungsart zu sprechen, weil die Schande einer Kreuzigung so ungeheuerlich war.

In der Apostelgeschichte, in der die ersten christlichen Predigten zusammengefasst werden, kommt das Wort „Kreuz“ nie vor; es wird von „Holz“ gesprochen. Dass Jesus „gekreuzigt“ wurde, wird nur zweimal in der Apostelgeschichte erwähnt. Auch die Evangelien sind sehr zurückhaltend, wenn sie von der Kreuzigung Jesu berichten.

Es gab damals nicht die heutige „Mel-Gibson-Mentalität“ (Produzent des Spielfilms „Die Passion Christi“), die keine Hemmung hat, eine römische Kreuzigung in ihrer kompletten Grausamkeit darzustellen.

Die Ungeheuerlichkeit einer Kreuzigung ist auch daran erkennbar, wie lange es gedauert hatte, bis ein realistisches Kreuzigungsbild entstanden ist. Denn die erste eindeutige Darstellung von Jesus als Leiche am Kreuz soll erst im 8. Jahrhundert vorgekommen sein. Heutzutage redet die Christenheit unbefangen vom Kreuz. Aber am Anfang fiel es den Anhängern Jesu offenbar schwer, dieses Wort über die Lippen zu bringen.

Hebräischer Bibeltext

Hebräischer Bibeltext

„Für unsere Sünden nach der Schrift“

Hier sehen wir noch einmal das Alter des „Evangeliums“, denn nur Juden konnten diese Formulierung verstehen. Das Evangelium ist zu einem Zeitpunkt entstanden, als christlicher Glaube eine reine innerjüdische Angelegenheit war (Die 30er/40er Jahre des ersten Jahrhunderts).

Mit „Schrift“ ist die hebräische Bibel (und die griechische Übersetzung, die Septuaginta) gemeint, die wir heute „Altes Testament“ nennen. Wenn es heißt, dass Jesus für unsere Sünden „nach der Schrift“ gestorben ist, dann wird damit gesagt, dass die Bedeutung seines Todes durch alttestamentliche Vorlagen definiert wird. Der Tod und die Auferstehung Jesu Christi sind verwurzelt in dem Alten Testament. Wenn Jesus vom Alten Testament abgetrennt wird (wie das manchmal unter Christen und Sekten vorkam), können sein Leben und sein Sterben nur falsch gedeutet werden.

'Jesus Querbalken = Schriftrolle', Grace Cathedral, San Francisco

'Jesus Querbalken = Schriftrolle', Grace Cathedral, San Francisco

Das Bild (Grace Cathedral in San Francisco) veranschaulicht, dass der Tod Jesu am Kreuz im Judentum eingebettet ist: als Querbalken ist eine alttestamentliche Schriftrolle zu sehen; und viermal der siebenarmige Leuchter, der im Tempel stand.

Ohne das Alte Testament wäre der Tod Jesu als Messias nicht zu begreifen. Im Lukasevangelium wird berichtet, wie Jesus für seine Jünger die hebräische Bibel für sie ausgelegt hatte.
Zu den Emmausjüngern sagte er:

„Musste nicht Christus (der Messias) dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.“ (Lukas 24, 26. 27)

Zu seinem Jüngerkreis sagte er:

„Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage“ (Lukas 24, 44 – 46)

'Passafest mit vier Bechern', Psch

'Passafest mit vier Bechern', PSch

Vier Tätigkeiten

Der jüdische Charakter dieser Urbotschaft ist auch erkennbar an den vier Verben, die hier vorkommen: gestorben, begraben, auferstanden, erschienen. Diese Vierzahl ist ein Hinweis, dass Juden diesen Text für Juden formuliert haben. Denn für Israel spielen vier Heilstätigkeiten eine zentrale Rolle. Bei dem Passafest gibt es vier Becher für jede Person; diese vier Becher stehen für die vier Handlungen Gottes bei der Befreiung aus Ägypten:

„Ich bin der HERR und will euch wegführen von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen, und will euch erretten von eurem Frondienst und will euch erlösen mit ausgerecktem Arm und durch große Gerichte; ich will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein. (2. Mose 6, 6. 7) Diese vier Tätigkeiten definierten für die Juden, wer Gott ist.

Dementsprechend gibt es vier neue Heilshandlungen, die erneut definieren, wer Gott ist: gestorben, begraben, auferstanden, erschienen.

'Heiliger Name Gottes', Psch

'Heiliger Name Gottes', PSch

Scheu, von Gott direkt zu sprechen

Dass dieser Korintherbrief-Text von Juden für Juden geschrieben wurde, sieht man auch an der Formulierung: „er ist gesehen worden“. Die Juden hatten aus Ehrfurcht vor Gott es vermieden, ihn direkt zu erwähnen. Es gab Umschreibungen für Gott, wie z. B. „der Ewige“, „der Barmherzige“, „der Himmel“, „der Name“. Und eine Umschreibung war grammatikalisch gebräuchlich: nämlich die Passivform. Die Redewendung „Dir sind deine Sünden vergeben“ bedeutet: „Gott vergibt dir deine Sünde“. Und wenn es von Jesus heißt: „er ist gesehen worden“, dann bedeutet das: Gott hat ihn sichtbar gemacht.

Dass diese Auslegung der Redewendung „er ist gesehen worden“ richtig ist – dass Gott Jesus sichtbar gemacht hat -, wird in der Apostelgeschichte bestätigt. An einer Stelle redet Petrus mit Nicht-Juden. In diesem Rahmen muss er deshalb von Gott direkt sprechen, wenn er verstanden werden will. Da heißt es:

Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn erscheinen lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten.

(Apostelgeschichte 10, 40. 41)

„Er ist gesehen worden“ ist aber die ältere Formulierung, von Juden aus Ehrfurcht formuliert.

'Frauen vor dem Grab', Ikonen-Museum, Recklinghausen

'Frauen vor dem Grab', Ikonen-Museum, Recklinghausen

Keine Frauen

Auffallend an diesem ältesten Bericht ist auch, dass eine Zeugengruppe fehlt, nämlich die Frauen. Nach den Evangelien waren Frauen die ersten Zeuginnen des leeren Grabes und hatten zuerst den Auferstandenen gesehen. Aber in dieser Urbotschaft werden weder die Frauen noch das leere Grab erwähnt.

Aber nicht nur hier. In der Apostelgeschichte berichtet Lukas von den ersten christlichen Predigten. Und auch hier in den allerersten Auferstehungsberichten werden weder die Frauen noch das leere Grab erwähnt.

Wie gesagt: das Evangelium war ursprünglich für Juden formuliert, und deswegen werden die Frauen als Zeugen nicht erwähnt. Denn im Judentum galt das Zeugnis von Frauen als untauglich.

Im damaligen Judentum durften Frauen vor Gericht nicht als Zeuginnen auftreten. Sie galten als unzuverlässige Zeugen: angeblich unfähig, eine Begebenheit sachgemäß zu berichten. Dieses Vorurteil wird in dem Lukasevangelium widergegeben, wo die Frauen von der Auferstehung berichten und die Jünger diesen Bericht nicht ernst nehmen, weil sie meinen, er sei „Geschwätz“ der Frauen gewesen.

Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär's Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.

Wenn sogar die Jünger nicht bereit waren, die Zeugenaussagen von Frauen ernstzunehmen, die sie persönlich kannten, dann war es aussichtslos, Fremden gegenüber sie als Zeugen der Auferstehung aufzuführen.

(Es gab eine Ausnahme: Vor einem jüdischen Gericht durften Frauen eine einzige Sache bezeugen: den Tod eines Menschen. In diesem Zusammenhang waren die Jünger auf das Zeugnis der Frauen angewiesen: denn Frauen waren dabei, als Jesus starb, und konnten bezeugen, dass er wirklich gestorben war.)

Keine Erwähnung des leeren Grabes

Als die Jünger verkündeten: Jesus ist auferstanden und uns erschienen, war es zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig, von einem leeren Grab zu sprechen. Denn Auferstehung konnte in diesem Rahmen nur leibhaftige Auferstehung bedeuten.

Offene Grabstätte, Jerusalem

Offene Grabstätte, Jerusalem

Die ersten Zuhörer der Osterverkündigung waren nicht zeitgemäße liberale Theologen, die nur an eine geistige Auferstehung glauben können. Die ersten Zuhörer waren auch nicht Heiden aus der hellenistischen Welt, die glaubten, dass die Seele von dem toten Leib befreit wurde und dass es deshalb völlig egal wäre, ob der Leib im Grab ist oder nicht.

Und auf der anderen Seite: ein leeres Grab ist für Juden kein Beweis einer Auferstehung. Ein leeres Grab kann auch ein Hinweis auf Leichenraub sein. Auch die Frauen, die zuallererst am Grab waren, haben zuerst an Leichenraub gedacht, nicht an Auferstehung.

In diesem Zusammenhang gibt es eine aufschlussreiche Stelle am Ende des Matthäusevangeliums (Matthäus 27, 62 – 66)

Am folgenden Tage, also am Tage nach dem Rüsttag, versammelten sich die Hohenpriester und Pharisäer bei Pilatus und sagten: Herr, wir erinnern uns, dass dieser Betrüger, als er noch lebte, gesagt hat: Nach drei Tagen werde ich auferstehen. Ordne darum an, dass das Grab bis zum dritten Tage bewacht wird, damit nicht seine Jünger hingehen, ihn stehlen und dem Volke sagen: Er ist von den Toten auferstanden. Dann wäre der letzte Betrug ärger als der erste. Pilatus antwortete ihnen: Ihr habt ja eine Wache! Geht hin, sichert euch, so gut ihr es versteht. Da gingen sie hin und sicherten das Grab, indem sie den Stein versiegelten und eine Wache aufstellten

Dieser Text veranschaulicht die Mentalität der Menschen damals, die im Judentum verwurzelt waren. Das leere Grab ist die unverzichtbare Voraussetzung für die Botschaft der Auferstehung Christi. Wenn das Grab nicht leer ist, gibt es kein Evangelium.

„Begraben“

Sogenannte bibelkritische Forscher sagen, dass der älteste Osterbericht der Christenheit – im 1. Kor. 15 - von der Auferstehung erzählen kann, ohne von dem leeren Grab zu sprechen, dass die Berichte von dem leeren Grab deshalb zu einer späteren legendären Ausschmückung gehören. Aber diese Urbotschaft im 1. Kor. 15 verkündet doch das leere Grab.

In diesem Zusammenhang muss man sich fragen: warum das Wort „begraben“ in dem Urzeugnis steht.

'Petrus am Grab', Ikonenmuseum, Frankfurt

'Petrus am Grab', Ikonenmuseum, Frankfurt

Wie schon erwähnt: das Evangelium wird hier mit vier Tätigkeitsworten zusammengefasst – entsprechend den vier Heilshandlungen des Gottes Israels. Man fragt sich, warum ausgerechnet diese vier Verben ausgesucht wurden. Denn andere Handlungen wären scheinbar naheliegender: z. B. dass Jesus gelehrt, geheilt oder Wunder vollbracht hatte. Aber alles wird auf Karfreitag und Ostern reduziert: gestorben, begraben, auferstanden, erschienen.

Scheinbar hätte man „begraben worden ist“ weglassen können, und die Botschaft wäre trotzdem intakt. Denn hätte es nicht genügt, zu sagen: gestorben, auferstanden, erschienen? Dann hätte man sozusagen ein Tätigkeitswort frei, um etwas Wichtiges über Jesus zu sagen, wie z. B. dass er Feindesliebe gepredigt hatte. Warum ist es wichtiger, sein Begräbnis zu erwähnen, als z. B. dass er Kranke geheilt hatte?

Ganz offensichtlich war es unerlässlich zu bezeugen, dass er begraben wurde.

Denn durch die Erwähnung des Begräbnisses verkündet diese Urbotschaft folgendes: der Leib, der gestorben und begraben wurde, ist identisch mit dem Leib, der auferstanden und erschienen ist. Der ganze Jesus ist begraben worden, deshalb ist der ganze Jesus auferstanden, und Jesus in seiner Ganzheit ist gesehen worden. Und das heißt konkret: das Grab Jesu war am Ostermorgen leer.

'Emmaustisch', 1984 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Emmaustisch', 1984 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

Wenn das Wort „begraben“ gefehlt hätte, dann wäre das Zeugnis nicht eindeutig.

Denn damals im 1. Jahrhundert gab es die hellenistische Vorstellung, dass Auferstehung bedeuten könnte, dass die Seele von dem Körper befreit wird oder dass nur der Geist eines Menschen für Auferstehung vorgesehen ist. Was aus dem Körper wird, ist nach dieser Vorstellung völlig gleichgültig.

Einige Bibelforscher heute denken auch in diese Richtung, wenn sie sagen: was aus dem Leib Jesu wurde, ist egal. Zum Beispiel, 1995 erschien ein Buch von einem Theologieprofessor in Göttingen, Gerd Lüdemann, das Aufsehen erregte, weil er in diesem Buch erklärte, dass er davon überzeugt ist, dass das Grab Jesu nicht leer ist und niemals leer war, sondern dass die Gebeine Jesu – oder was davon übrig geblieben ist - sich noch in seiner Grabstätte befinden.

Aber es ist nicht egal, ob das Grab Jesu leer war oder nicht. Die Schande der Kreuzigung wurde an dem Leib Jesu vollzogen. Es war deshalb notwendig, dass diese Schande durch Begräbnis und Auferstehung leibhaftig überwunden wurde.

Denn das Leiden der Menschheit ist ein leibhaftiges Leiden, deswegen braucht die Menschheit eine leibhaftige Erlösung. Ungerechtigkeit wird körperlich erlitten, deswegen muss die Gerechtigkeit Gottes eine körperliche Antwort bieten. Die Antwort Gottes ist die ganzheitliche Auferstehung Jesu Christi nach seinem Begräbnis.

Deswegen sind auch die Sakramente der Kirche unverzichtbar, denn sie machen die Leibhaftigkeit der Erlösung für uns ergreifbar.

Die Leibhaftigkeit der Erlösung wird für uns Christen verwirklicht in dem Wasser der Taufe und in Brot und Kelch des Abendmahls. So wie Jesus nach seiner Auferstehung gesehen und angefasst wurde, so ist das Evangelium für uns heute in Brot und Kelch sichtbar und anfaßbar.

Jakobus

In dem Korintherbrieftext kommt der Name „Jakobus“ vor. Es heißt:

er ist gesehen worden von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.

'Jakobus, Bruder des Herrn'

'Jakobus, Bruder des Herrn'

Unter den zwölf Jüngern Jesu gab es zwei Personen, die Jakobus hießen. Aber der Jakobus, der hier genannt wird, war der Bruder Jesu. Es ist nicht allgemein bekannt, dass Jesus Geschwister hatte. Sie werden z. B. in dem Markusevangelium erwähnt (6, 3): „Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns?“

Zwei Schriften im Neuen Testament, Jakobus und Judas, sind nach zwei Brüdern Jesu genannt.

Außerdem wird in dem Markusevangelium berichtet, dass die eigene Familie Jesu zuerst glaubte, dass er verrückt sei. Als seine Familie hörte, was Jesus tat und sagte: „machten sie sich auf und wollten ihn festhalten; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen.“

Aber nach Ostern sind Maria und die Brüder Jesu Teil der Gemeinde in Jerusalem, die vor Pfingsten versammelt war. Es heißt in der Apg. 1, 14: „Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“

Und dazu gehörte der Bruder Jakobus. Jakobus war nach Ostern und Pfingsten auf einmal eine Autoritätsperson in der Urgemeinde in Jerusalem. In dem Galaterbrief erwähnt Paulus die drei Säulen der Gemeinde in Jerusalem: Jakobus, Kephas und Johannes. Obwohl Petrus sonst überall an erster Stelle steht, wenn er in einer Liste vorkommt, wird er unter den sogenannten Säulen der Urgemeinde hinter Jakobus gestellt. Und Paulus bezeichnet Jakobus als „Apostel“, obwohl er nicht zu den Zwölf gehörte.

Zitat aus dem Hebräerevangelium, das nicht zu der Bibel gehört

Als aber der Herr das Leintuch dem Knecht des Priesters gegeben hatte, ging er zu Jakobus und erschien ihm. Jakobus hatte nämlich geschworen, er werde kein Brot mehr essen von jener Stunde an, in der er den Kelch des Herrn getrunken hatte, bis er ihn von den Entschlafenen auferstanden sähe. Und kurz darauf sagte der Herr: Bringt einen Tisch und Brot! Und sogleich wird hinzugefügt: Er nahm das Brot, segnete es und brach es und gab es Jakobus dem Gerechten und sprach zu ihm: Mein Bruder, iss dein Brot, denn der Menschensohn ist von den Entschlafenen auferstanden.

Dieser Text ist zwar legendenhaft, aber veranschaulicht, dass Jakobus, der Bruder Jesu, einer der Zeugen der Auferstehung war.

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Wir danken dem Ikonenmuseum Recklinghausen (www.kunst-in-recklinghausen.de/6im.html) für die Genehmigung, Ikonen aus diesem Museum kostenlos zeigen zu dürfen.
Und wir danken dem Ikonenmuseum Frankfurt (www.ikonenmuseumfrankfurt.de ) für die Genehmigung, Ikonen aus diesem Museum kostenlos zeigen zu dürfen.
Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat.
© Galerie Habdank, www.habdank-walter.de

PSch