Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigt von Pfarrer Phil Schmidt: Markus 7, 31 – 37 „Hier sind die Hände anders“

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'Heilung des Taubstummen', 1979 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Heilung des Taubstummen', 1979
Walter Habdank. © Galerie Habdank

Bittgottesdienst um Heilung

„Hier sind die Hände anders“ Markus 7, 31 – 37

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt am 13.03.2011 im Kirchsaal Süd

Und als er wieder fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, dass er die Hand auf ihn lege. Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf! Und sogleich taten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig. Und er gebot ihnen, sie sollten's niemandem sagen. Je mehr er's aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend. Markus 7, 31 – 37

In Zaire gibt es medizinische Kliniken, die von der Regierung gebaut und eingerichtet wurden. Aber es gibt riesige Gebiete in Zaire, in denen es keine ärztliche Versorgung gibt. In einer entlegenen Gegend wurde deshalb eine medizinische Station von christlichen Missionaren gebaut. Eines Tages wurde diese Klinik von kranken Menschen aufgesucht, die einen langen Weg hinter sich hatten. Es stellte sich heraus, dass sie direkt in der Nähe einer Klinik wohnten, die von der Regierung unterhalten wird. Aber anstatt diese Regierungseinrichtung aufzusuchen, nahmen sie eine lange Reise auf sich. Als sie gefragt wurden, warum sie nicht die Klinik in ihrer Nähe aufgesucht hatten, antworteten sie: „Die medizinische Betreuung ist dort die gleiche wie hier, aber hier sind die Hände anders.“

'Community portrait of Yambuku, Zaire', 1976,  CDC/ Dr. Lyle Conrad

Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszudenken, was gemeint ist. Wenn es heißt: „Hier sind die Hände anders“, dann bedeutet das: der Patient wird in der christlichen Klinik mit mehr Einfühlsamkeit und mit mehr Zärtlichkeit berührt. Und diese zarten, einfühlsamen Hände sind nichts anderes als die Hände Jesu.

Denn in dem Markustext, den wir vorhin gehört hatten, wird vorgeführt, wie zart und einfühlsam Jesus mit einem behinderten Menschen umging. Normalerweise genügt es, dass Jesus ein Wort spricht oder die Hände auflegt, um eine Heilung durchzuführen. Aber mit diesem Taubstummen gibt er sich besondere Mühe. Weil der Taubstumme nicht hören kann, setzt Jesus seine eigene Gebärdensprache ein, damit er die Würde des Mannes nicht verletzt. Er will dem Behinderten eine Heilung nicht aufdrängen, sondern er will, dass der Mann Schritt für Schritt weiß, was Jesus vorhat, und Schritt für Schritt annimmt, was Jesus mit ihm tut. Erstens nimmt er ihn beiseite. Die Heilung soll nicht eine Show für Schaulustige sein; Heilung braucht einen vertraulichen Rahmen. Er steckt seine Finger in die Ohren des Tauben, er berührt die Zunge des Stummen mit seinem eigenen Speichel (Nach damaliger Vorstellung hatte Speichel eine heilende Wirkung). Er schaut nach oben, um anzuzeigen, dass die heilende Kraft von Gott kommt. Außerdem stöhnt Jesus: zwar konnte der Taubstumme dieses Stöhnen nicht hören, aber an dem Gesichtsausdruck Jesu wäre das Seufzen erkennbar gewesen. Der Taubstumme soll merken, dass Jesus emotional beteiligt ist, dass die Heilung ein Herzensanliegen Jesu ist. Diese Geschichte offenbart, wie feinfühlig Jesus ist. Aber es geht auch darum, zu offenbaren, wie feinfühlig Gott ist.

Denn in dem letzten Satz heißt es: „Er hat alles wohl gemacht: die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend“. Damit werden Jesus und Gott so gut wie gleichgesetzt. Der Prophet Jesaja hatte eine Endzeit vorausgesagt, in der Gott selber erscheinen würde: in dieser Endzeit sollen die Tauben hören und die Stummen frohlocken, heißt es. In Jesus ist also Gott selber erschienen. Das wird auch bestätigt durch den Satz:

Er hat alles wohl gemacht.

Oder anders übersetzt: er hat alles gut gemacht. Diese Worte sind eine Erinnerung an die Schöpfungsgeschichte, wo es hieß: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“

Heute in diesem Bittgottesdienst setzen wir auch Körpersprache ein. Wir bieten im Namen des Dreieinigen Gottes ein persönlich zugesprochenes Gebet um Heilung an, begleitet mit einer behutsamen Handauflegung. Wie bieten ein Segenswort an, das auch mit einer zarten Handauflegung begleitet wird. Es geht darum, Jesus nachzuahmen, der die Hände auf Menschen legte, um sie heil zu machen. Als Jesus die Menschen berührte, wurden sie von Gott selber berührt.

Und das ist unsere Bitte für Sie heute: dass Sie die Berührung Gottes in diesem Gottesdienst annehmen und dass eine Heilung einsetzt, die von Gott kommt. Vordergründig gesehen, wird es vielleicht keine sofortige, spürbare Wirkung geben, aber zuletzt sind wir alle für eine allumfassende und unvergängliche Heilung vorgesehen, so dass es eines Tages auch von uns heißen wird – wie in dem Markustext berichtet:

Sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht!

Die Photographie 'Community portrait of Yambuku, Zaire', 1976, CDC/ Dr. Lyle Conrad, ist in den Vereinigten Staaten gemeinfrei, da es von einem Beamten oder Angestellten einer US-amerikanischen Regierungsbehörde in Ausübung seiner dienstlichen Pflichten erstellt wurde und deshalb nach Titel 17, Kapitel 1, Sektion 105 des US Code ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist.

Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de

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