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Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: Offenbarung 21, 1 – 7 Zu schön, um wahr zu sein?

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Ewigkeitssonntag

Zu schön, um wahr zu sein? Offenbarung 21, 1 – 7

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt am 21. November 2010

'Sunset over the Vercors mountains, seen from Grenoble.', 2006, Eusebius (Guillaume Piolle)

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein. Offenbarung 21, 1 – 7

Es gibt eine Firma mit dem Namen H & R Block, die Finanz- und Steuer-Beratung anbietet. Diese Firma hat den Hauptsitz in der US-Stadt Kansas City. Weltweit hat sie 22 Millionen Kunden. Vor einigen Jahren veranstaltete diese Firma eine Verlosung für ihre Laufkunden. Zu gewinnen waren eine Million Dollar. Und ein Ehepaar aus dem Bundesstaat New Jersey mit dem Namen Sims hatte gewonnen. Es gab allerdings ein unerwartetes Problem mit der Geldübergabe. Als die Eheleute am Telefon hörten, dass sie eine Million Dollar gewonnen hatten, haben sie es nicht geglaubt. Sie dachten, dass der Anruf von einem Spinner oder Betrüger stammte. Immer wieder hat die Firma diese Verlosungsgewinner angerufen, und jedes Mal wurde der Telefonhörer mit Entrüstung aufgelegt. Sie bekamen Briefe und warfen diese Briefe in den Mülleimer. Dass sie so reagierten, ist verständlich, denn fast unweigerlich kommen solche Mitteilungen von Betrügern.

'H&R Block World Headquarters, Kansas City, Missouri', 2008, User:Charvex

Aber die Firma blieb hartnäckig. Nach einigen Wochen rief ein Vertreter der Firma an und teilte mit, dass es eine zeitliche Frist gäbe, das Geld anzunehmen, und diese Frist würde bald ablaufen. Er äußerte eine Warnung: falls die Eheleute das Geld nicht annehmen würden, müssten sie damit rechnen, dass ihre Weigerung, eine Million Dollar anzunehmen, in den Fernsehnachrichten erscheinen würde. Jetzt wurde Herr Sims zum ersten Mal nachdenklich und untersuchte die Sache näher und stellt fest, dass er und seine Frau tatsächlich eine Riesensumme Geld gewonnen hatten. Das Ehepaar erschien tatsächlich im Fernsehen – aber als Gewinner der Verlosung - und der Mann sagte dabei folgendes: „Die Beratungsfirma Block, die diese Verlosung veranstaltet hatte, wollte tatsächlich diese Angelegenheit zu einem glücklichen Ende bringen. Sie waren außer sich vor Freude, als wir endlich das Preisgeld annahmen.“

Setzen Sie sich in die Lage eines Vertreters dieser Firma. Sie wollen eine gigantische Summe Geld an den Gewinner einer Preisausschreibung überreichen, und sie begegnen nur Misstrauen. Sie werden für Märchenerzähler oder Gauner gehalten. Sie wollen etwas Riesengroßes schenken und erleben wiederholt nur Ablehnung.

Diese Begebenheit kann für uns als Gleichnis dienen. Denn Gott ist derjenige, der etwas Überwältigendes zu schenken hat. Aber er kann dieses Geschenk in vielen Fällen nicht anbringen, weil die meisten Menschen zu misstrauisch sind. Aber da, wo das gigantische Geschenk Gottes angenommen wird, gibt es Freude im Himmel.

Der Text, der für heute vorgesehen ist, beschreibt eine Verheißung, die zu gut ist, um wahr zu sein – wie die Meisten sagen würden. Diese Verheißung beginnt mit der Aussage, dass ein Tag kommen wird, an dem das Meer nicht mehr existieren wird. Diese Aussage ist symbolisch gemeint. Das Meer ist in der biblischen Welt ein Sinnbild für die chaotische Zerstörungsgewalt, die in Menschenherzen lauert und immer wieder zum Ausbruch kommt. Das stürmische Meer ist eine Veranschaulichung der Verwüstung, die in Kriegen und Terroranschlägen immer wieder zu sehen ist. Wie es in dem Buch des Propheten Jesaja heißt: „Die Gottlosen sind wie das ungestüme Meer, das nicht still sein kann und dessen Wellen Schlamm und Unrat auswerfen.“ (57, 20) Die Verheißung lautet: der Tag wird kommen, an dem alles menschenfeindliche Chaos verschwinden wird.

'Distant Rain. The picture was taken at Ocean Beach, San Francisco', 2006, Mila Zinkova

Eine weitere Verheißung lautet: Gott wird unter den Menschen wohnen. Das heißt: wir Menschen sind dazu bestimmt, in Ewigkeit in der unmittelbaren Nähe Gottes zu wohnen. Es gibt in diesem Zusammenhang ein rätselhaftes Wort, nämlich „Hütte“. Luther übersetzte: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen“. Das Wort, das Luther als „Hütte“ übersetzte, heißt im Urtext wortwörtlich „Zelt“. „Zelt“ ist eine Erinnerung an die sogenannte Stiftshütte, das Zelt, das als Wohnstätte Gottes diente, als das Volk Israel in der Wüste wanderte. Dieses Zelt war der Ort, an dem Gott als lichte Wolkensäule erschien. Das Zelt in der Wüste war die Offenbarungsstätte der Herrlichkeit Gottes. Wenn es heißt: „Siehe da, das Zelt Gottes bei den Menschen“ so soll der eingeweihte Zuhörer nicht bloß einen Campingplatz sehen, er soll die Herrlichkeit Gottes sehen, die sich an einem bestimmten Ort unter den Menschen niedergelassen hat. Die Verheißung hier lautet: Wir Menschen sind dazu bestimmt, dauerhaft mit Gott zu wohnen und seine Herrlichkeit zu sehen.

Und die Folgen dieser Wohnsituation sind atemberaubend. Wie es heißt:

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!... Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.

Was könnte schöner sein als diese Verheißung? Das Leben in der Nähe Gottes bedeutet eine endgültige Befreiung von Todesangst und Vergänglichkeit, von Leid, Trauer und Schmerz. Die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte wird in Aussicht gestellt, wenn es heißt: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Die tiefste Sehnsucht ist es, mit geliebten Personen wieder vereint zu werden, die der Tod uns vorläufig weggenommen hat. Die Erfüllung solcher Sehnsüchte ist „umsonst“, eine reine Gnade, ein bedingungsloses Geschenk.

Diese Verheißung ist unermesslich wertvoller als eine Million Euro zu gewinnen. Aber wir Menschen sind doch misstrauisch. Viele Menschen reagieren auf diese gigantische Verheißung wie das Ehepaar, das eine Million Dollar gewonnen hatte. Sie halten diese Verheißung für Betrug oder Spinnerei. Diese Verheißung einer ewigen Geborgenheit in Gott ist angeblich zu schön, um wahr zu sein.

Es gibt auch Menschen, für die eine solche Verheißung sogar nicht gut genug ist. Es genügt scheinbar nicht, dass Gott verspricht, eines Tages allen Schmerz, alle Gewalt, alle Trauer, alle Todesangst abzuschaffen; er soll es sofort tun, wird verlangt. Es gibt Leute, die Gott vorschreiben wollen, wie er sich zu verhalten hat, weil sie zu ihm kein Vertrauensverhältnis haben. Deswegen wird verlangt, dass Gott sofort Terror und Krieg abzuschaffen hat, und „erst dann werde ich an ihn glauben“ - so lautet die Denkweise eines misstrauischen Menschen.

Es kommt auf Vertrauen an. Es kommt darauf an, ein Vertrauensbeziehung zu Gott zu pflegen. Denn der Kernpunkt aller biblischen Verheißungen ist die Aussage: „Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.“

'This morning we caught a rainbow', 2008, Gordana Adamovic-Mladenovic from Windsor, Canada

Es gibt einen Theologen, der Anfang der 50er Jahre ein christliches Missionswerk gegründet und 50 Jahre lang geführt hatte - ein Werk, das in 191 Ländern tätig ist. Eines Tages saß er zu Hause an einem Tisch und arbeitete, als sein junger Sohn in das Zimmer kam. Der Junge hatte einen Stapel Bücher in den Händen und setze sich an das andere Ende des Tisches, ohne ein Wort zu sagen. Für eine längere Zeit hat niemand geredet. Nach einer Weile sagte der Vater zu dem Jungen: „Mein Sohn, du sollst wissen, dass es mir viel bedeutet, dass Du gekommen bist, um bei mir zu sein.“ Und der Junge erwiderte: „Dass ist der Grund, weshalb ich gekommen bin. Ich wollte einfach in deiner Nähe sein.“ Dieser Theologe schrieb später: „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich wirklich verstanden, wie Gott - mit seinem großen, liebenden Herzen – sich über uns freut und sich danach sehnt, Gemeinschaft mit uns zu haben.“

Dass Gott sich danach sehnt, ewige Gemeinschaft mit uns zu haben, ist das Herzstück aller Verheißungen. Die Frage, die sich für uns ergibt, lautet: wollen wir die Nähe Gottes in Ewigkeit genießen? Wollen wir Gemeinschaft mit Gott? Gott will uns alles schenken, was unsere Herzen brauchen. Es gibt Freude im Himmel, wenn ein Mensch das Geschenk der ewigen Gemeinschaft mit Gott annimmt. Dieses Geschenk anzunehmen, ist ein einfacher Vorgang: so einfach wie ein Stück Brot zu empfangen, wenn wir Abendmahl feiern. Gott will wirklich, dass wir in seiner Nähe bleiben, dass wir uns freuen und dass wir uns in ihm geborgen fühlen. Möge Gott uns helfen zu glauben, dass er es gut mit uns meint – heute und in Ewigkeit.

Die Photographie H&R Block World Headquarters, Kansas City, Missouri', 2008, User:Charvex iat im public domain.
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