Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: Ewigkeitssonntag: Offb. 21, 1 – 4 Was wir als Einziges brauchen

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'Das neue Jerusalem', um 1000, Bamberger Apokalypse Folio 55 recto

Ewigkeitssonntag

Was wir als Einziges brauchen Offb. 21, 1 – 4

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt 2007

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Offb. 21, 1 – 4

Direkt nach diesem Gottesdienst haben wir einen Kleinkindergottesdienst. Und ich werde mit den Kindern über diesen Text sprechen, den wir gerade gehört haben. Und ich bilde mir ein, dass es nicht schwer ist, mit Kindern über Tod und Ewigkeit zu sprechen. Denn es geht dabei um Themen, die so einfach sind, dass sie für Kinder sofort verständlich sind.

Denn was bedeutet es, zu sterben? Es bedeutet, dass die tiefsten Sehnsüchte eines Menschen erfüllt werden, wenn er es zulässt. In diesem Zusammenhang werde ich den Kindern von einer Begebenheit erzählen, die ich erlebte, als ich etwa 5 Jahre alt war. Ich war mit meinen Eltern in einem Supermarkt in einer Kleinstadt in Kalifornien. In der Nähe der Kasse gab es Dinge, die für Kinder verlockend sind. So ist es bis heute geblieben, denn diese Stelle an der Kasse wird heute „Kinderquengelecke“ genannt.

'Supermarket check out', 2005, Velela

Und an dieser Stelle sah ein kleines Kind etwas, was es unbedingt haben musste. Es bettelte, aber die Mutter blieb hartnäckig. Das Kind fing an zu weinen, aber das beeinflusste die Mutter nicht. Dann sagte das Kind die unsterblichen Worte, die Kinder an allen Orten und aus allen Zeiten ausgesprochen haben: „Wenn ich nur diese eine Sache bekomme, dann will ich nie wieder etwas anderes haben.“ Nur diese eine Sache, und dann bin ich bis an mein Lebensende restlos glücklich. Aber die Mutter wusste, dass diese Worte inhaltslos sind.

Und wenn wir heute an unsere Verstorbenen denken, geht es um diese Frage, die jedes Kind kennt: Was ist es, was jeder Mensch unbedingt braucht, worauf er auf gar keinen Fall verzichten kann? Was ist es, was einen Menschen endgültig mit Glückseligkeit erfüllt? Wer diese Sache hat, hat alles, was man braucht und wird nie wieder nach etwas fragen müssen, was noch fehlt. Biblisch gesprochen: Wenn ich diese eine Sache habe, „wird mir nichts mangeln.“ Und wenn ich diese Sache nicht habe, habe ich im Grunde nichts: alles ist nichtig.

Die Antwort lautet: Was wir Menschen als Einziges brauchen ist die dauerhafte Nähe Gottes.

Wir brauchen nur eins: eine innige und unvergängliche Gemeinschaft mit Gott. Wir brauchen Gott, der dauerhaft mit uns wohnt. In dem Text aus der Offenbarung wird diese Verheißung ausgemalt.

„Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen“. Gemeint hier ist die Stiftshütte, in der Gott wohnte, als das Volk Israel durch die Wüste zog. Das Tempelzelt war das sichtbare Zeichen, dass Gott mit seiner persönlichen Anwesenheit unter seinem Volk wohnte. Und die Verheißung hier lautet: er wird bei seinen Menschen wohnen für immer. Und welche Folgen das hat, wird auch ausgemalt: es gibt nie wieder Schmerz, Todestrauer, Leid oder Geschrei. Es gibt eine ewige Geborgenheit, die alle Wunden heilt. Jedes Kind kann dieses Bild verstehen. Denn wenn ein Kind sich verletzt, geht es zu seiner Mutter oder seinem Vater und wird umarmt und getröstet, bis der Schmerz nachgelassen hat.

So ist es, wenn man stirbt. Wir Menschen sind dazu bestimmt, zu einem Volk zu gehören, unter dem Gott dauerhaft wohnt und in Gott werden alle Schmerzen und Wunden geheilt. Manchmal haben Kinder ein instinktives Wissen, wozu sie und alle Menschen bestimmt sind.

Es gibt in diesem Zusammenhang eine wahre Begebenheit. In einer Familie gab es eine Geburt: ein Junge. Bis dahin hatte die Tochter die volle Aufmerksamkeit der Eltern. Die Eltern waren besorgt, wie die Tochter reagieren würde: wird sie eifersüchtig sein? Wird sie sogar dem kleinen Jungen gegenüber aggressiv werden?

Es ging alles scheinbar gut. Aber eines Tages, als der kleine Sohn alt genug war, um reden zu können, kam die Tochter auf die Eltern zu und bat um einen Gefallen. Sie wollte mit ihrem Bruder allein in einem Zimmer sein – und die Tür sollte abgeschlossen sein. Die Eltern waren verunsichert, aber dachten: wir könnten es riskieren, denn wir haben eine Sprechanlage, die uns mit dem Sohn verbindet: wir hören alles, was passiert, und können schnell einschreiten, falls notwendig. Sie hörten – über diese Anlage – wie die Tochter auf ihren Bruder zuging und fragte: „Sag mir, wie ist Gott? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.“

Dieses Mädchen hatte die Vorstellung, dass alle neugeborenen Kinder direkt von Gott kommen und dass sie noch im Gedächtnis haben, wie Gott ist. Dieses Mädchen veranschaulicht hier eine Sehnsucht, die in uns allen steckt: das Verlangen, unbedingt wissen zu wollen, wie Gott ist. Aber in uns Erwachsene ist diese Sehnsucht überlagert. Dass diese kleine Tochter, unbedingt wissen wollte, wie Gott aussieht, entspricht aber dem tiefsten Hunger der Seele.

Wie es in dem Buch Hiob heißt:

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.
(Hiob 19, 25 – 27)

Die Bibel verspricht: wir werden Gott schauen, wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist, wir werden dauerhaft in seiner Nähe sein. Mehr brauchen wir nicht. Und mehr brauchen wir im Moment nicht zu wissen. Die Verheißung, dass wir für eine innige und ewige Gemeinschaft mit Gott vorgesehen sind, enthält alles, was wir brauchen. Uns mangelt nichts.

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Die Abbildung 'Das neue Jerusalem', um 1000, Bamberger Apokalypse Folio 55 recto, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.

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