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Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: Matt. 6, 25 – 34 Sorgt nicht um euer Leben

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15. Sonntag nach Trinitatis: Matt. 6, 25 – 34 Sorgt nicht um euer Leben

Gehalten von Pfarrer Phil Schmidt 2009

'Anemones near Megiddo, Israel
', Aviad2001, 2008

Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Matt. 6, 25 – 34

Es gibt ein Ehepaar, das in London wohnt. Eines Abends, als es spät war, kamen die Beiden aus einer U-Bahnstation und konnten die andere Seite der Straße nicht sehen, weil es einen dichten Nebel gab. Außerdem war es finster. Einen solchen finsteren Nebel hatten sie noch nie erlebt und sie fragten sich, ob sie den Weg nach Hause finden würden. Ein Fremder, der in der Nähe stand, hörte von ihren Sorgen und bot ihnen an, sie nach Hause zu führen. Die Beiden waren skeptisch, denn wie sollte dieser Fremde sie zu einem Haus führen, das er nicht persönlich kannte - durch einen Nebel, der so undurchdringlich war, dass alle Orientierungspunkte unsichtbar waren?

'Ice fog blankets', Saperaud, 2005

Aber dann hat der Fremde gesagt: „Machen Sie sich keine Sorgen; ich bin blind!“ Er erklärte, dass er in dieser Nachbarschaft wohnte, und weil er blind war, hatte er gelernt, durch die Straßen und Bürgersteige zu navigieren, ohne sehen zu können. Er erzählte voller Freude, dass er an diesem Abend schon Duzende von Personen nach Hause geführt hatte, weil er nicht von Sehkraft abhängig war.

Diese Begebenheit kann als Gleichnis dienen. Sorge ist wie ein Nebel - wie eine dichte Wolke, die das Leben einhüllt und verdunkelt. Sorge ist wie eine Dunstwolke, die alles eintrübt. Sie wirkt einengend und erstickend, sie macht Menschen orientierungslos.

Sorge ist auch krankmachend. Es gibt einen Arzt mit dem Namen Charles Mayo, dessen Vater die berühmte Mayo Klinik errichtet hatte. Dieser Arzt sagte: „Sorge beeinträchtigt den Blutkreislauf, das Herz, die Drüsen und das ganze Nervensystem. Ich habe keine Menschen kennengelernt, die wegen Überarbeitung gestorben sind, aber viele, die wegen Verzagtheit zu Grunde gingen.

Wenn Jesus sagt: „Sorgt nicht um euer Leben,“ dann geht es nicht darum zu sagen, dass wir leichtsinnig leben sollten. Seine Worte sind nicht gegen Menschen gerichtet, die kluge Vorsorge treffen, die sorgfältig planen, die Versicherungen abschließen. Sondern es geht um eine grundlegende Verzagtheit, die Gott leugnet, die leugnet, dass Gott vertrauenswürdig ist.

Es geht um die Atmosphäre, die ein Mensch um sich verbreitet. Es gibt Menschen, die so voller Sorge sind, dass sie einen giftigen Dunstkreis ausbreiten. Es ist, als ob sie einen Nebel um sich erzeugten, der kalt und finster ist. Mit ihrem ganzen Wesen vermitteln sie die Botschaft: es gibt keinen Gott, der uns helfen könnte; wir sind einem unpersönlichen Schicksal ausgeliefert; es gibt keinen festen Boden sondern nur Treibsand.

Was Menschen brauchen, ist so etwas wie einen blinden Führer: d. h. jemanden, der sich nicht nach dem richtet, was vordergründig sichtbar ist, sondern der mit seinem inneren Auge etwas sieht, was die anderen nicht sehen.

'In terra pax', 1983, farbig, Jesaja 11, 6-9 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'In terra pax', 1983, farbig, Jesaja 11, 6-9
Walter Habdank. © Galerie Habdank

Damit sind wir angesprochen, die wir zu Christus gehören. Denn es ist uns anvertraut worden, wie die Geschichte dieser Erde ausgehen wird. Was Gott mit dieser Welt vorhat, steht in der Bibel: Gott hat vor, die Welt zu erlösen, so dass Gerechtigkeit und Frieden dauerhaft eintreten. Der Tag wird kommen, an dem Krieg und Hunger abgeschafft sind, Schwerte werden in Pflugscharen umgebaut, der Löwe wird mit dem Lamm in Harmonie leben, Gott wird abwischen alle Tränen von den Augen, der Tod wird nicht mehr sein, Leid, Geschrei und Schmerz werden nicht mehr sein, wie es in dem letzten Buch der Bibel heißt. Die Trennung zwischen Lebenden und Verstorbenen wird aufgehoben. Wir brauchen keine Angst zu haben, was zuletzt aus uns wird: wir sind nicht für Vernichtung vorgesehen, sondern für Herrlichkeit. Diese Vision ist uns Christen anvertraut worden, damit wir Menschen begleiten und führen können, die in einem Nebel der Sorge leben, die den Heimweg nicht kennen, die nicht wissen, wo der Lebensweg zuletzt hinführt.

Aber die Fürsorge Gottes tritt nicht erst in einer weit entfernten Zukunft ein. Schon jetzt sorgt Gott für uns. Er arbeitet im Hintergrund und verwirklicht Segen.

Zum Beispiel: Es gibt einen Mann mit dem Namen Samuel Brengle. Dieser Brengle war bei einer gottesdienstlichen Versammlung, in der ein betrunkener Mann einen Ziegelstein nach ihm warf, der ihn am Kopf traf. Brengle schwebte tagelang zwischen Leben und Tod. Noch 18 Monate danach war er arbeitsunfähig. In dieser Zeit fand er Zeit, um intensiv über seinen Glauben nachzudenken. Das Ergebnis war ein Buch mit dem Titel: „Hilfen zur Heiligkeit.“ Dieses Buch fand einen „phänomenalen Absatz“, wie es hieß. Es gab mehrere Auflagen und wurde in verschiedene Sprache übersetzt. Die Frau des Angegriffenen bewahrte den Ziegelstein auf und schrieb auf den Stein eine Stelle aus dem 1. Buch Mose. Es waren die Worte Josefs zu seinen Brüdern, die ihn in die Sklaverei verkauft hatten: „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ Brengle bekam Besuch von Menschen, die ihm für sein Buch danken wollten. Seine Erwiderung lautete immer wieder: „Gott sei gedankt für diesen Ziegelstein. Hätte es den Stein nicht gegeben, gäbe es auch dieses Buch nicht.“ Gott kann aus Katastrophen Segen schaffen. Deswegen brauchen wir uns nicht zu sorgen, was die Zukunft bringen wird. Denn zuletzt hat Gott alles im Griff.

'Serie Freiwillige Hilfsdienste', NobbiP, 2009

Manchmal hängt Vertrauen davon ab, welche Willensentscheidungen wir treffen. Es gibt eine alte Frau, die nach dem Tod ihres Mannes in ein Pflegeheim musste. Sie saß im Rollstuhl. Hier war eine Frau, die Grund zur Sorge hatte. Am ersten Tag in diesem Seniorenzentrum hat eine Pflegerin diese Frau zu ihrem neuen Zimmer geschoben. Auf dem Weg durch das Pflegeheim erzählte die Pflegerin, dass das Zimmer wunderschöne Vorhänge mit Stickereien hätte und dass freundliche Bilder an den Wänden hingen. Der Frau im Rollstuhl war anzusehen, dass sie sich auf das Zimmer freute, so dass die Pflegerin fragte: „Sie haben das Zimmer doch noch gar nicht gesehen, und Sie freuen sich schon. Das verstehe ich nicht.“ Die alte Dame sagte: „Ich habe mich im Angesichte Gottes ganz klar entschieden, mich über das Zimmer zu freuen.“

Manchmal kommt es darauf an, sich innerhalb einer sorgenvollen Situation vor dem Angesicht Gottes zu entscheiden, wie man zu der Situation stehen wird. Man kann sich dazu entscheiden, sich von Sorgen auffressen zu lassen, oder man kann sich dazu entscheiden, die Sorgen Gott zu übergeben.

Wenn Jesus sagt: „Sorgt nicht um euer Leben“, so ist das nicht so sehr ein Gebot, sondern vielmehr ist es Verheißung. Jesus sagt damit: Du brauchst dich nicht um dein Leben zu sorgen, denn Gott sorgt für dich. Er wird nicht unbedingt deine Wünsche erfüllen, aber er wird aus Krisen und Katastrophen Segen hervorbringen, der dich restlos zufrieden stellt. Und er wird dich durch die Dunkelheit dieser Welt sicher heimführen - in eine himmlische Wohnung, die für dich persönlich längst vorbereitet ist.

Möge Gott uns helfen, alle Sorge auf ihn zu werfen, denn er sorgt für uns.

Die Photographie 'Anemones near Megiddo, Israel', Aviad2001, 2008, wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht. Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren.
Der Urheberrechtsinhaber der Photographie 'Ice fog blankets', Saperaud, 2005, erlaubt es jedem diese Datei frei zu benutzen.
Die Briefmarke 'Serie Freiwillige Hilfsdienste', NobbiP, 2009, wurde von der Deutschen Bundespost bzw. Deutschen Bundespost Berlin herausgegeben. Als amtliches Werk ist sie nach § 5 Abs. 1 UrhG gemeinfrei.

Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de

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