Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: Lukas 11, 5 – 13 Können Sie nachweisen, dass Sie am Leben sind?

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Gemeinsamer Gottesdienst mit der koreanischen Sarange-Gemeinde im Kirchsaal Süd

Sonntag, 17. Mai 2009, 11.00 Uhr im Kirchsaal, Tucholskystraße 40

Gemeinsamer Gottesdienst
mit der koreanischen Sarange-Gemeinde

Merkmale dieses Gottesdienstes:
  • Der Gottesdienst ist zweisprachig (Deutsch / Koreanisch).
  • Das Singen ist lautstark und fröhlich, denn die Glaubensintensität einer jungen asiatischen Gemeinde ist spürbar und ansteckend, und die Lieder aus dem koreanischen Gesangbuch sind gefühlvoll.
  • Der Chor der Sarange-Gemeinde singt mehrmals im Gottesdienst.
  • Nach dem Gottesdienst verweilen wir im Vorraum bei Kaffee und Kuchen.

Wer diese Art Gottesdienst noch nicht erlebt hat, hat etwas versäumt. Denn in diesem Gottesdienst kann man erleben, dass die Christenheit eine lebendige, internationale Gemeinschaft ist.
Man muss Zeit mitbringen, um auch hinterher verweilen zu können.

Lesen Sie hier das Eingangsgebet und die Predigt:

Der Chor der Sarangegemeinde
Mädchen beim Gebet
Mädchen beim Gebet
Pfarrer Kim der Sarangegemeinde mit seiner Übersetzerin
Beisammensein hinterher bei Kaffe und Kuchen
Beisammensein hinterher bei Kaffe und Kuchen
Beisammensein hinterher bei Kaffe und Kuchen
Beisammensein hinterher bei Kaffe und Kuchen

Eingangsgebet

Gott, unser Vater,
du wartest auf unser Gebet.
Wir aber wissen oft nicht, was wir beten sollen.
Hilf unserer Schwachheit auf durch deinen Geist
und schenke uns Frieden und Heil in ihm.
Fülle unsere Seele mit Zuversicht,
dass wir nicht aufhören, zu dir zu rufen
und deiner Güte zu trauen
auch in schweren Tagen,
Wir bitten dich im Glauben an Jesus Christus,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und wirkt in Ewigkeit. Amen.

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt

Rogate: Lukas 11, 5 – 13 Können Sie nachweisen, dass Sie am Leben sind?

Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

Lukas 11, 5 – 13

Es gibt einen Mann mit dem Namen John Crabtree, der während des Vietnamkrieges als Soldat schwer verletzt wurde. Er bekam deswegen eine regelmäßige Geld-Zuwendung von der US-Regierung, die zeitlich unbegrenzt war. Aber eines Tages bekam er eine offizielle Mitteilung, dass diese Zuwendungen eingestellt worden sind. Die Begründung lautete: er sei gestorben.

Der Mann war zunächst schockiert. Dann schrieb er einen Brief an das Verteidigungsministerium, um mitzuteilen, dass er noch am Leben sei. Es gab keine Reaktion. Also versuchte er, die Regierung in Washington anzurufen. Sicherlich können Sie sich vorstellen, wie aussichtslos das ist, eine Regierung anzurufen. Der angeblich Verstorbene wurde am Telefon etwa 20 oder 30 Mal weiter geleitet und musste sein Anliegen jedes Mal wiederholen. Zuletzt fühlte sich niemand für seine Situation zuständig. Er konnte niemanden in Washington überzeugen, dass er, John Crabtree, noch am Leben war.

Zuletzt wandte er sich an eine Fernsehanstalt und bat darum, seine Situation in den Fernsehnachrichten zu bringen. Das wurde auch gemacht. Und als er in einem Fernseh-Interview gefragt wurde, wie er seine Situation empfinde, sagte er: „Ich fühle mich total frustriert. Haben Sie jemals versucht, nachzuweisen, dass Sie am Leben sind?“

Über diese Frage sollten wir nachdenken: Können Sie nachweisen, dass Sie am Leben sind? Das heißt: Können Sie nachweisen, dass Sie nicht nur existieren, sondern dass Sie wirklich leben, dass Sie wahrhaftig lebendig sind? Denn die Bibel verkündet: wer nicht mit Gott verbunden ist, ist in einem Zustand des Todes. Ein Zeichen des wahrhaftigen Lebens ist Gebet. Gebet ist wie Einatmen und Ausatmen. Der Lukastext will uns vermitteln, was Gebet bedeutet. Das Gleichnis erzählt von einem Mann, der um Mitternacht Besuch von einem Freund bekommt. Dazu muss man wissen, wie die Sitten damals im Orient waren: Es war seine heilige Pflicht, diesen Freund großzügig zu bewirten. Wenn er das nicht getan hätte, wäre das eine solch schwerwiegende Pflichtverletzung gewesen, dass der Gastgeber sein Gesicht verloren hätte. d. h. er wäre fast so gut wie tot gewesen.

Der Gastgeber ist so verzweifelt, dass er zu einem Nachbarn geht und ihn aufweckt, obwohl er weiß, wie peinlich es ist, einen ganzen Haushalt mitten in der Nacht aufzuscheuchen. Schließlich gibt ihm der Nachbar Brote, weil er sonst nicht zur Ruhe gekommen wäre.

Dieses Gleichnis veranschaulicht, wie wahres Leben aussieht. Erstens: ein Mensch ist wirklich lebendig, wenn er aus der Tiefe seines Herzens Gott um etwas bittet. Der Gastgeber, der so verzweifelt ist, dass er sich um Mitternacht bei seinem Nachbarn lächerlich macht, ist das Bild eines Menschen, der in der Tiefe seiner Seele aufgewühlt ist. Und so sollen wir zu Gott im Gebet kommen. Wenn das Herz vor Gott jammert, wenn die tiefste Tiefe der Seele vor Gott stöhnt, wenn der ganze Körper beim Beten in Mitleidenschaft gezogen ist, dann ist ein Mensch wirklich am Leben.

Jesus sagt zum Abschluss: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ Der Begriff „Heiliger Geist „ bedeutet die unmittelbare Nähe Gottes. Wer sein Herz vor Gott öffnet, ist schon in der Anwesenheit Gottes. Gebet, das aus der Tiefe der Seele kommt, ist ein Nachweis, dass ein Mensch wirklich am Leben ist. Wenn Gebet ein Stöhnen vor Gott ist, ist der Betende mit Gott verbunden – und mit einem Leben verbunden, das unvergänglich ist. Möge Gott uns helfen, so zu beten wie der Gastgeber in dem Lukasgleichnis, damit wir leben. Amen.

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