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Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: 8 Indizien der Auferstehung Christi

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Predigt: 8 Indizien der Auferstehung Christi

Gehalten von Pfarrer Phil Schmidt zur Andacht in der Osternacht 2001.
In der ursprünglichen Form gehörten Lieder und Lichtbilder zu dieser Andacht

Sir Robert Anderson

Sir Robert Anderson

Es gab einen Anwalt und Kriminologen mit dem Namen Robert Anderson, 1841 in Dublin, Irland geboren. Er studierte Jura und promovierte; er arbeitete eine Zeitlang für den Geheimdienst. Er zog nach London und übernahm verschiedene Ämter in der Regierung. 1888 wurde er Leiter der Detektivabteilung der Londoner Polizei. Seine erste Aufgabe war es, den berüchtigten „Jack the Ripper“ zu finden. Und es wird behauptet, dass er tatsächlich die Identität dieses Wahnsinnigen herausgefunden hatte, aber weil Beweismaterial vernichtet wurde und weil ein Zeuge sich weigerte, vor Gericht auszusagen, war es nicht möglich, den Täter zu verhaften. Mit anderen Worten, dieser Robert Anderson war mit allen Wassern gewaschen; er war ein erfahrener Profi, als es darum ging, Zeugenaussagen zu überprüfen.

Und er hat die Evangelien von seiner Perspektive als Anwalt und als Detektiv untersucht. Er hat sich die Aufgabe gestellt, zu überprüfen, ob die Geschichte von der Auferstehung Christi erfunden wurde oder nicht. Er hat nach Widersprüchen gesucht, die auf Erfindung hinweisen. In diesem Zusammenhang erwähnte er den Fall von zwei Polizisten, die vor Gericht gelogen hatten, indem sie von einem Auto berichteten, das sie angeblich am Tatort eines Verbrechens gesehen hatten. Vor Gericht wurde ihre erfundene Geschichte als Lüge entlarvt, weil sie sich in Widersprüche verwickelten. Robert Anderson schreibt dazu: „Wenn Zeugen sich zusammentun, um ein Lügenmärchen zu erfinden, entstehen Widersprüche, wenn es um Detailfragen geht. Es gelingt ihnen nicht, im Voraus jede Einzelheit der Lüge miteinander abzustimmen. Zeugen, die dagegen wahrheitsgemäß berichten, werden einander ergänzen.“

Auf der anderen Seite, wird ein Richter von echten Zeugen erwarten, dass sie dasselbe Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven berichten, sonst wäre es verdächtig, wenn sie genau dasselbe berichten.“ Sir Robert Anderson hat die Evangelienberichte nach der Perspektive untersucht, ob sie einander ergänzen, ohne einander zu widersprechen.

Und was stellte er fest? Seiner Meinung nach sind die Evangelienberichte zuverlässige, wahrheitsgemäße Zeugenaussagen. Er war überzeugt – anhand seiner Erfahrung mit Zeugenaussagen - dass die Zeugen der Auferstehung wahrheitsgemäß berichtet hatten.

Die Auferstehung Christi lässt sich nicht beweisen. Aber es gibt einige Indizien, die bestätigen, dass die Auferstehung Christi ein Ereignis ist, das tatsächlich stattgefunden hat und nicht erfunden wurde.

Indiz 1: Niemand hat die Leiche vorgeführt

Wenn die Auferstehung Christi eine Lüge oder Täuschung wäre, dann hätte die Christenheit keine Existenzberechtigung. Alles, was die Christenheit ausmacht, hängt davon ab, ob es stimmt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Und die Auferstehung Christi war nicht bloß eine Auferstehung der Seele oder des Geistes, sondern die Jünger bezeugten die Leibhaftigkeit der Auferstehung. Sechs Mal in der Apostelgeschichte wird betont, dass Jesus die Verwesung nicht „gesehen hatte“.

Die Christenheit hatte zwei Feinde: den Hohen Rat in Jerusalem und die Römer. Diese Feinde hätten die Christenheit abschaffen können, wenn sie ein Beweisstück hätten vorführen können: die Leiche Jesu.

Wenn Jesus noch als Leiche im Grab gewesen wäre, wäre es eine leichte Sache, sie zu finden, herauszuholen und vorzuführen. Denn das Grab Jesu war nach heutigen Erkenntnissen, die wissenschaftlich gut fundiert sind, nur 38 Meter von seiner Kreuzigungsstätte entfernt. Der christliche Glaube wäre als Lüge entlarvt worden und es gäbe heute keine Christenheit, wenn es möglich gewesen wäre, eine Exhumierung durchzuführen.

Das Matthäusevangelium berichtet, dass das Hohe Rat mit der Möglichkeit gerechnet hatte, dass die Jünger Jesu seine Leiche aus dem Grab entfernen würden, um hinterher sagen zu können, dass Jesus auferstanden wäre; deswegen haben sie Pilatus dazu gebracht, mit Soldaten das Grab zu bewachen. Aber diese Soldaten konnten die Auferstehung nicht aufhalten. Hinterher heißt es:
„Sie (die Wachsoldaten) verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war. Und sie kamen mit den Ältesten zusammen, hielten Rat und gaben den Soldaten viel Geld und sprachen:
Sagt, seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen ... Sie nahmen das Geld und taten, wie sie angewiesen waren. Und so ist dies zum Gerede geworden bei den Juden bis auf den heutigen Tag.“

Das heißt: auch die Feinde Jesu haben nicht geleugnet, dass das Grab Jesu leer war (vorausgesetzt, dass das Matthäusevangelium eine historische Tatsache berichtet). Wer nicht an die Auferstehung Christi glauben will, muss also das leere Grab erklären. Wenn es die Auferstehung nicht gab, dann haben entweder die Freunde oder Feinde Jesu die Leiche gestohlen. Wenn die Feinde es getan hätten, warum haben sie die Leiche nicht vorgeführt; sie hätten damit den christlichen Glauben mit einem Schlag vernichtet. Wenn die Freunde es getan hätten, warum haben sie ihr Leben riskiert, um eine Lüge zu verbreiten?

Der jüdische Professor Geza Vermes an der Oxford Universität in seinem Buch „Jesus, der Jude“, führt die Gründe vor, weshalb er die Auferstehung Jesu für eine Tatsache hält: „Erstens, die Frauen, die zu der Anhängerschaft Jesu gehörten, entdeckten das leere Grab und waren sicher, dass es sich um sein Grab handelte. Zweitens, das Gerücht, dass die Jünger die Leiche Jesu gestohlen hätte, ist höchst unwahrscheinlich. Rein psychologisch gesehen, ist es nicht glaubhaft zu denken, dass sie - durch die Kreuzigung Jesu erschüttert und niedergeschlagen - die Gefahr des Leichenraubes auf sich genommen hätten. Aber vor allem ist zu bedenken, dass niemand – weder die Freunde noch die Gegner Jesu – mit einer Auferstehung gerechnet hatten; es gab keinen Grund, eine Auferstehung vorzutäuschen.“

Indiz 2: Alle Jünger – außer Johannes - sind innerhalb von 40 Jahren als Zeugen des christlichen Glaubens umgekommen

Das Schicksal der Apostel Jesu lässt sich teilweise rekonstruieren. Zwar handelt es sich um Überlieferungen, die erst nachträglich schriftlich dokumentiert wurden - und diese Überlieferungen sind teilweise mit Legenden ausgeschmückt worden. Aber die schnelle Ausbreitung des christlichen Glaubens ist eine historische Tatsache und bestätigt, dass etwas Außergewöhnliches in Jerusalem stattgefunden hatte. Denn innerhalb der Lebzeit der Apostel wurde die christliche Botschaft trotz brutaler Verfolgung weltweit verbreitet. Wenn die Jünger die Leiche Jesu gestohlen hätten, um behaupten zu können, dass er auferstanden sei, dann wäre diese schnelle Ausbreitung nicht erklärbar. Denn warum sollten sie ihr Leben riskieren für eine Botschaft, die sie selber erfunden hätten?

Sie mussten damit rechnen, selber gekreuzigt zu werden, wenn sie sich öffentlich zu Jesus bekennen. Nach der Überlieferung sind Petrus, Bartholomäus, Philippus und Andreas auch gekreuzigt worden. Warum würde jemand das Risiko auf sich nehmen, für eine Lüge, die man selber erfunden hat, gekreuzigt zu werden? Andere Jünger sind auf gewaltsame Weise umgekommen, weil sie öffentlich die christliche Botschaft gepredigt hatten. Jakobus Zebedäus wurde mit dem Schwert getötet, wie die Apostelgeschichte berichtet. Es wurde berichtet, dass Jakobus Alphäus in Jerusalem von der Tempelmauer geworfen und entweder gesteinigt oder mit einem Stock totgeschlagen wurde, weil er sich weigerte, Christus öffentlich zu verleugnen. Thomas soll mit einer Lanze in Südindien getötet worden sein, Judas Thaddäus und Simon Kananäus sollen in Nordpersien umgekommen sein, Matthäus und Matthias sollen in Ägypten und Äthiopien gewesen sein, und sind auch wegen ihres Zeugnisses umgebracht worden.

Pinchas Lapide, ein jüdischer Religionswissenschaftler, glaubt anhand seiner Untersuchung des Neuen Testamentes, dass die Auferstehung Christi eine Tatsache ist. Und ein Indiz dafür ist die rasche Ausbreitung des christlichen Glaubens im ersten Jahrhundert. Er schreibt folgendes:
„Wenn die geschlagene und zermürbte Jüngerschar sich über Nacht in eine siegreiche Glaubensbewegung verwandeln konnte, lediglich auf Grund von Autosuggestion oder Selbstbetrug – ohne ein durchschlagendes Glaubenserlebnis -, so wäre das im Grund ein weit größeres Wunder als die Auferstehung selbst ... Ausgeschlossen bleibt auf jeden Fall jedwede Art von Täuschung, sei es nun Leichenraub, Scheintod oder eine Wunder-Inszenierung, denn ... das ist unmöglich. Eine Religion, an der Millionen festhalten, kann nicht durch absichtlichen Betrug geschaffen worden sein ... Die Auferstehung gehört also, meines Erachtens, zur Kategorie der wahrhaft wirklichen und wirksamen Ereignisse, denn ohne Fakt der Geschichte gibt es keinen Akt des wahren Glaubens.“

Indiz 3: Eine erfundene Geschichte hätte anders ausgesehen: Frauen wären als Zeuginnen nicht vorgekommen

Eine Begebenheit, die Lapide beeindruckt hatte, war, dass Frauen die ersten Zeugen der Auferstehung waren. Er schreibt dazu folgendes:
„In einer rein erfundenen Geschichte hätte man sich gehütet, ausgerechnet Frauen zu Kronzeugen der Auferstehung zu machen, da sie im rabbinischen Judentum als zeugnisunfähig galten.“
Frauen durften vor Gericht nicht aussagen, denn sie galten als unfähig, eine Begebenheit sachgemäß zu berichten. Dieses Vorurteil wird in dem Lukasevangelium widergegeben, wo die Frauen von der Auferstehung berichten und die Jünger diesen Bericht nicht ernst nehmen, weil sie meinen, er sei „Geschwätz“ der Frauen gewesen.

Indiz 4: Die Körpersprache der Frauen in dem Matthäusevangelium

Jesus wird an den Füßen umfaßt

Jesus wird an den Füßen umfasst

Es gibt eine Stelle in dem Matthäusevangelium, die darauf hinweist, dass eine echte Zeugenaussage vorliegt. Es wird berichtet, dass Maria von Magdala und die „andere Maria“ frühmorgens am Grab waren, haben festgestellt, dass das Grab leer war, hörten von einem Engel, dass Jesus auferstanden ist. Und dann wird folgendes berichtet:
„Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder“. Die Reihenfolge der Handlungen hier ist unlogisch. Es heißt: 1. sie traten zu ihm und 2. umfassten seine Füße und 3. fielen vor ihm nieder. Es müsste heißen: 1. Und sie traten zu ihm und 2. fielen vor ihm nieder und 3. umfassten seine Füße. Und wenn die Geschichte erfunden wäre, dann hätte man es so erzählt. Denn wie kann man die Füße eines Menschen umfassen, wenn man nicht vorher niedergekniet hat? Und warum sollten sie die Füße “umfassen“ wollen?

Eine Bestätigung dieser Reihenfolge der Ereignisse am Grab Jesu gab es in einem Dokumentarfilm von einem jüdischen Jungen, der als Kind in ein Konzentrationslager des Dritten Reiches kam. Er überlebte das Lager und als er herauskam, wurde er von einem alliierten Soldaten mit einer herzlichen Freundlichkeit behandelt. Es war die erste Freundlichkeit, die er seit 8 Jahren erlebt hatte und er war davon überwältigt. Dann wurde er von seinem neuen Freund getrennt, und er dachte, er würde ihn nie wieder sehen. Eines Tages war dieser Junge zu Fuß unterwegs und er sah diesen Soldaten von Weitem wieder. Und was tat er? Er lief auf ihn zu, er umfasste seine Füße und fiel vor ihm nieder. Er hat genau dieselbe Körpersprache vorgeführt, wie die Frauen am Grab. Es ist eine Art Körpersprache, die offenbar entsteht, wenn abgrundtiefe Trauer in die Freude des Wiedersehens verwandelt wird. Diese Körpersprache der Frauen in dem Matthäusevangelium ist offenbar authentisch; wer würde auf die Idee kommen, eine solche Reihenfolge der Körpersprache zu erfinden?

Und Körpersprache kommt überall in den Auferstehungsberichten vor. Es heißt von dem Auferstandenen: „er trat hinzu“, „er nahte sich“, „er stellte sich, als wollte er weitergehen“, „er nahm das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen“, „er trat mitten unter sie“, „er zeigte die Hände und Füße“, „er aß“, „er führte sie hinaus bis nach Bethanien“, „er hob die Hände und segnete sie“, „er hauchte“ seine Jünger an, am See Tiberias „hütete er ein Kohlenfeuer“, „verteilte Brot und Fische“. Diese Körpersprache macht deutlich, dass Jesus eine konkrete Körperlichkeit hatte, wenn auch anders als vorher, und dass er keine Halluzination war.

Indiz 5: Zeugen, Orte und Zeitpunkte der Auferstehungserscheinungen werden konkret genannt

Es wird behauptet, dass die Auferstehung eine Halluzination war, die durch Wunschdenken produziert wurde. Dementsprechend gibt es Leute, die behauptet haben, Adolf Hitler, John Kennedy oder Elvis Presley nach ihrem Tod gesehen zu haben, offenbar aus einem Wunschdenken heraus oder weil man den Tod des Prominenten nicht akzeptieren konnte. Und die Auferstehungserscheinungen Jesu werden manchmal in diese Kategorie hineingestellt, sogar von Professoren.

Elvis

Aber es gibt große Unterschiede zwischen solchen Gerüchten und den Auferstehungsberichten. Zum Beispiel: wie heißen die Zeugen, die Hitler, Kennedy oder Elvis gesehen haben? Sie sind anonym; die Zeugen der Auferstehung sind aber mit Namen bekannt, obwohl sie vor 2000 Jahren gelebt haben.

Oder: wann wurde Hitler, Kennedy oder Elvis gesehen? Wo wurden sie gesehen? Die Zeitpunkte und die Orte der angeblichen Erscheinungen lassen sich nicht mehr feststellen. Die Auferstehungserscheinungen dagegen geschahen am 3. Tag nach dem Todestag, am 8. Tag und waren nach 40 Tagen abgeschlossen. Die Orte, wo Jesus gesehen wurden, werden genau genannt: seine Grabstätte, das Obergemach in Jerusalem, wo Jesus das Pessachfest mit seinen Jüngern feierte, der Weg nach Emmaus und Emmaus selbst, Bethanien, der See Genezareth, der Ölberg. Mit anderen Worten: die Auferstehungsberichte sind konkret; die Gerüchte um Hitler, Kennedy und Elvis sind verschwommen.

Indiz 6: Halluzination ist als Erklärung nicht haltbar

Wenn Sie an Menschen denken, die eine geliebte Person verloren haben, können Sie eine einzige Person nennen, die aus tiefer Trauer heraus sich eingebildet hatte, dass die verstorbene Person von den Toten auferstanden wäre und so konkret erschienen wäre, dass es z.B. eine gemeinsame Mahlzeit gab? So etwas kommt einfach nicht vor. Wenn ein Mensch qualvoll gestorben ist, empfinden die Angehörigen sogar eine Erleichterung, dass das Leiden vorbei ist. Jesus war qualvoll gestorben; wer ihn geliebt hatte, war dankbar, dass er im Grab seine Ruhe hatte. Es ist nicht logisch, zu behaupten, dass seine Anhänger ihn um jeden Preis aus dem Grab herausholen wollten – entweder im Gedanken oder sogar leibhaftig.

Außerdem ist eine Halluzination ein rein privates Erlebnis; es ist kein Gruppenerlebnis. Aber das Neue Testament berichtet, dass der Auferstandene 11 Personen und sogar 500 Menschen gleichzeitig erschienen war. Etwa im Jahre 55
(d.h. 25 Jahre nach der Auferstehung) konnte Paulus schreiben, dass einige von den 500 Zeugen gestorbenen waren, aber die meisten waren noch am Leben. Es sind also Zeugen, die der Apostel Paulus 25 Jahre nach dem Tod Jesu nennen konnte. Elvis Presley ist im Jahre 1977 gestorben. Gibt es irgendjemand, der 25 Jahre später behauptete, dass Elvis von den Toten auferstanden ist (obwohl er angeblich nach seinen Tode gesehen wurde)? Aber im ersten Jahrhundert gab es – nach Auskunft des Apostels Paulus – die Mehrzahl von 500 Menschen, die nach 25 Jahren ernsthaft behauptet hatten, einen Auferstanden gesehen zu haben. Damit ist nicht bewiesen, dass Jesus auferstanden ist; aber es ist eindeutig, dass die Auferstehungsberichte eine ganz andere Qualität haben als die Gerüchte, die Boulevardzeitungen gern verbreiten, wenn sie von angeblichen Toten-Erscheinungen berichten.

Indiz 7: Wie kann eine Weltreligion entstehen, wenn der Stifter nur 3 Jahre gelebt hat?

Alle Weltreligionen außer dem Christentum und dem Hinduismus haben einen Stifter, der jahrzehntelang gewirkt hatte und im Alter starb. Hinduismus ist eine Ausnahmeerscheinung, denn er hat keinen Stifter, sondern ist in einer vorgeschichtlichen Zeit entstanden. Für das Judentum gilt Mose als Gründer: er führte und lehrte das Volk Israel mindestens 40 Jahre lang und starb im Alter von 120 – die Zahl braucht man nicht wortwörtlich zu verstehen, aber es ist klar, dass er ein alter Mann wurde. Sidharta Gautama, der Gründer des Buddhismus lehrte und predigte 45 Jahre lang und wurde 80 Jahre alt. Mohammed berichtete, dass er als junger Mann einen Besuch von dem Erzengel Gabriel bekommen hatte: 23 Jahre lang empfing er Visionen und Worte, die zuletzt den Koran ausmachten. Wie lange er als Wanderprediger gewirkt hat, steht nicht fest, aber der Islam ist offiziell im Jahre 622 entstanden und Mohammed ist 10 Jahre später gestorben, er war 62 Jahre alt.

Was für einen Gegensatz aber ist Jesus als Stifter des Christentums! Seine Wirkungszeit in der Öffentlichkeit war offenbar nicht länger als 3 Jahre, vielleicht sogar nur ein Jahr. Als er am Kreuz starb, war er vermutlich 33 Jahre alt, nicht älter als 37. Er starb als Versager. Er starb als Mitglied des Judentums, er starb, ehe die Christenheit entstanden ist. Als er starb, bestand seine Anhängerschaft aus einigen Frauen und einem einzigen Jünger, die ihm bis zum Tode treu begleitet hatten. Die Kreuzigung war eine totale Niederlage. Ein gekreuzigter Messias galt als von Gott verflucht und war per Definition kein Messias (kein Christus). Jesus ist der einzige Stifter einer Weltreligion, der als totaler Versager und in absoluter Erniedrigung starb. Ohne die Auferstehung ist nicht zu erklären, wie die größte Weltreligion aus einem Moment der absoluten Ohnmacht entstehen konnte. Ohne Auferstehung ist nicht zu erklären, wie die Anhänger Jesu behaupten konnte, dass Jesus der Messias (der Welterlöser) ist.

Indiz 8: Warum wurde Jesus „Herr“ genannt? Warum wurde er angebetet?

'Urbekenntnis des Christentums', PSch

'Urbekenntnis des Christentums', PSch

Das Urbekenntnis der Christenheit lautet: Jesus ist der Herr (Jesus ist Kyrios). Für die ersten Christen war dies ein göttlicher Titel. Denn als es darum ging, bei dem Kaiserkult mitzumachen, bei dem es erforderlich war, den Kaiser als Kyrios anzuerkennen, weigerten sich viele Christen, diese Handlung zu vollziehen – trotz der Drohung der Todesstrafe: für die Christenheit war Jesus allein der „Herr“. Denn in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, der Septuaginta, stand Kyrios als Umschreibung des heiligen Namen Gottes. Bibelstellen, bei denen diese heilige Bezeichnung für Gott vorkommen, wurden auf Jesus übertragen. Ohne die Auferstehung ist es nicht zu erklären, warum die Christenheit Jesus als Kyrios bekennen und im Gebet als Kyrios anreden konnte. Bis heute wird zu Jesus gebetet und er wird dabei mit „Herr“ angeredet. Ohne Auferstehung ist diese Anbetung Jesu völlig undenkbar, denn einen Sterblichen anzubeten ist eine Gotteslästerung.

Glaubensentscheidung

Aber zuletzt lässt sich die Auferstehung Christi nicht beweisen. Es gibt Indizien, die für die Auferstehung sprechen, aber keine Beweise. Die Indizien sind nur deswegen wichtig, weil sie uns zu einer Glaubensentscheidung führen. Die Glaubensentscheidung lautet nicht nur, ob wir bereit sind, zu glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, sondern es geht um etwas viel Größeres. Es geht darum, wer für uns Gott und Herr sein wird.

Es kommt zuletzt auf zwei Möglichkeiten an. Ist der Tod dein Gott, d.h. gehst du davon aus, dass der Tod dich vernichten wird? Oder ist der Gott, der in Jesus seine Macht über den Tod demonstriert hat, dein Gott? Wenn der Tod zuletzt über uns herrscht, dann kann man es sich nicht leisten, etwas im Leben zu versäumen, denn morgen könnte alles vorbei sein. Das Leben ist von Vergänglichkeit und Todesangst geprägt und hat zuletzt keinen Sinn, außer möglichst lange zu leben und möglichst viel zu erleben.

Wenn aber der Gott, der Jesus von den Toten erweckte, unser Gott ist, ergibt sich eine ganz andere Lebensweise: denn nicht Vernichtung, sondern ewige Herrlichkeit ist das Endziel. Man kann es sich leisten, besonnen, geduldig und liebevoll zu sein, denn alles, was dem Willen Gottes entspricht, hat eine unvergängliche Bedeutung. Man steht nicht unter dem pausenlosen Druck, das Leben mit Genuss oder mit sinnvoller Tätigkeit zu füllen. Mann kann ruhiger und gelassener leben: in dem Bewusstsein, dass nur Gott das Leben vollenden kann, denn er allein kann Vergänglichkeit und Todesangst überwinden.

Ein Leben ohne Auferstehungshoffnung ist zuletzt trostlos. Ein Leben mit Auferstehungshoffnung ist voller Verheißung.

'Thomas und Jesus', Ikonen-Museum, Recklinghausen

'Thomas und Jesus', Ikonen-Museum, Recklinghausen

Diese Glaubensentscheidung veranschaulichte Thomas:
„Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Joh 20,24-31)

Thomas ist wie ein Mensch aus unserer Zeit: er ist nicht bereit, etwas nur anhand von Hörensagen zu glauben, sondern er will selber empirisch feststellen, was wahr ist. Als Jesus erscheint, bekommt er die Gelegenheit, festzustellen, dass der Jesus, der am Kreuz starb und dessen Seite von einer römischen Lanze durchbohrt wurde, derselbe Jesus ist, der jetzt vor ihm steht und mit ihm redet. Thomas hätte jetzt sagen sollen: Ja, es stimmt; Jesus ist wirklich von dem Tod zurückgekehrt und er lebt wieder.

Aber das hat er nicht gesagt. Er sagte etwas, was niemand sonst in der Bibel jemals gewagt hätte. Für einen Juden ist es eine Gotteslästerung, zu einem Menschen zu sagen: „Mein Herr und mein Gott!“ Aber genau das tat Thomas. Vorher war er der nüchterne, wissenschaftlich denkende Verstandesmensch, jetzt aber macht er einen Sprung, der weit über allen Verstand hinausgeht. Denn er hat in diesem auferstandenen Jesus seinen Gott gefunden.

Und welche Entscheidung ergibt sich für uns? Die Entscheidung für uns lautet: Wer ist für dich Gott? Es kommt zuletzt auf zwei Möglichkeiten an – nach christlicher Auffassung. Ist der Tod dein Gott, d.h. gehst du davon aus, dass der Tod zuletzt über alles herrscht und dich vernichten wird? Oder ist der Gott, der in Jesus seine Macht über den Tod demonstriert hat, dein Gott? Je nachdem, wie du entscheidest, wirst du dementsprechend leben. Wenn der Tod zuletzt über uns herrscht, ergibt sich eine Lebensweise der Selbstbezogenheit: man lebt für sich selbst, man lebt für Konsum und Erlebnis, man kann es sich nicht leisten, etwas zu versäumen, denn morgen könnte alles vorbei sein; das Leben hat zuletzt keinen letzten Sinn, außer möglichst lange zu leben.

Wenn aber der Gott, der Jesus von den Toten erweckte, unser Gott ist, ergibt sich eine ganz andere Lebensweise: man kann damit rechnen, zuletzt in Gott geborgen zu sein. Nicht Vernichtung, sondern ewige Herrlichkeit ist das Endziel. Man kann es sich leisten, besonnen und geduldig zu sein, Feinden zu vergeben, Liebe zu praktizieren, denn die Auswirkung der Liebe geht nicht verloren in Ewigkeit. Jedes Leben hat einen Sinn, denn jedes Leben ist in Gott aufgehoben. Wer ist also für dich Gott?

Wir danken dem Ikonenmuseum Recklinghausen (www.kunst-in-recklinghausen.de/6im.html) für die Genehmigung, Ikonen aus diesem Museum kostenlos zeigen zu dürfen.

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