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Predigten von Prädikantin Karin Kehr: 2. Kor. 4, 6-10 Glanz in irdischen Gefäßen

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Letzter Sonntag nach Epiphanias

Glanz in irdischen Gefäßen 2. Kor. 4, 6-10

Predigt gehalten von Prädikantin Karin Kehr am 24. Januar 2010

Coulage aus: 'The Light of the World', Alvinysf und 'Weihnachtsstern', 2004, André Karwath aka Aka'

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Amen.

Liebe Gemeinde,

heute müssen wir Abschied nehmen, der Weihnachtsfestkreis geht zu Ende. Nach der Advents- und der Weihnachtszeit geht heute auch die Epiphaniaszeit zu Ende. Als Symbol für die Weihnachtszeit habe ich einen Weihnachtsstern mitgebracht. Dieser Festkreis endet mit einem Christusfest. Die Antependien, der Kanzel- und der Altarbehang haben noch einmal die Festfarbe Weiß, bevor danach dann die Vorbereitung auf die Passionszeit beginnt und am Aschermittwoch die Bußfarbe Violett in die Kirche Einzug hält.

Am heutigen letzten Sonntag nach Epiphanias feiern wir, dass Jesus Christus als Licht des Lebens in die Welt gekommen ist, um die Schatten des Todes zu vertreiben. Auch die Kerze hier vorne kann schon Licht und Wärme verbreiten.

Ich hatte den Vorteil, heute die Lieder aussuchen zu dürfen, vielleicht ist ihnen aufgefallen, dass sie alle von Gott als Licht handeln. Dazu am Anfang das Epiphaniaslied „Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude“. Es ist eines meiner Lieblingslieder aus dem Gesangbuch, vielleicht, weil der jubelnde Text „Gottheit und Menschheit vereinen sich beide. Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah“ durch die Melodie aufgegriffen, unterstützt und weitergeführt wird.

'The Light of the World', 1853-54, Willam Holman Hunt

Auch der heutige Predigttext handelt von Jesus Christus als Licht, das in unsere Welt hineingekommen ist. Im 2. Korintherbrief heißt es im 4. Kapitel in den Versen 6-10:

Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. 2. Kor. 4, 6-10

Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Der Apostel Paulus hatte es nicht leicht. Die Gemeinde in Korinth hatte so langsam den Glauben an ihre alten Götter verloren, sie waren ihnen zu menschlich geworden. Da waren sie offen für neue Religionen. In der Gemeinde der ersten Christen gab es andere Apostel, die davon überzeugt waren, den Heiligen Geist vollumfänglich zu besitzen. Sie demonstrierten daher ihre religiöse Macht und ihr Können vollkommen von sich überzeugt. Sie stellten sich selbst in den Mittelpunkt und glänzten mit ihren Taten. Paulus nahm sich dagegen eher kläglich aus. Schwach und kränklich kam er daher. „Lerne doch erst einmal reden, bevor du versuchst zu predigen“ wurde er verspottet.

Davon unbeirrt stellt er das Wesentliche, die göttliche Heilstat, in den Mittelpunkt.

Ganz bewusst zieht er die Parallele zur Erschaffung der Welt, erinnert an Gott den Schöpfer, der am ersten Tag das Licht von der Finsternis scheidet. Gott sah, dass das Licht gut war, heißt es am Anfang der Bibel. So senkt auch Gott den hellen Schein als Schatz in uns Menschen. Er selbst ist der Handelnde, wir Menschen sind lediglich Empfänger.

Um es noch deutlicher zu machen, wählt Paulus das Bild vom irdenen Gefäß, in das der Schatz hineingelegt wurde. Das irdene Gefäß wird aus Ton hergestellt. Damals war es reine Handarbeit, jedes Stück wurde einzeln geschaffen, jedes individuell im Aussehen. Auch hier findet sich eine Parallele zur Schöpfungsgeschichte. Gott formte den Menschen aus der Erde des Ackers, bei jedem einzelnen Menschen hat er seine Finger im Spiel. Auch wir sind ganz verschiedene Persönlichkeiten. Jeder ist einzigartig. Wie auch das Tongeschirr im Gebrauch des Alltags beschädigt werden kann, es können Ecken abgeschlagen werden, Risse entstehen oder das Gefäß kann auch zerbrechen, so tragen auch wir die Spuren unseres Lebens mit uns. Auch wir haben Schicksalsschläge einstecken und manche Prüfungen bestehen müssen, die uns auf die eine oder andere Art und Weise verletzt haben.

Die Erfahrungen, die Paulus im Predigttext beschreibt, kenne ich auch in ähnlicher Form bei mir. Vielleicht nicht unbedingt existenziell oder lebensbedrohend, aber manchmal wünsche ich mir schon, eine schlagfähige Antwort parat zu haben, wenn ich mit Worten angegriffen werde. Oder brillant, mitreißend und voller Überzeugung vor Anderen zu reden. Nicht unsicher oder zweifelnd zu wirken und keine Worte zu finden.

'Diwali Diya', 2006, dhondusaxena

Wäre es nicht schöner für uns Christen, wenn wir solide, goldglänzende, funkelnde Gefäße wären? Mir fallen da Reliquienschreine ein, die die katholische Kirche besitzt. Ein Knochensplitter eines Heiligen wird geborgen in Gold und Edelsteinen zur Schau gestellt für die Gläubigen. Manchmal ist es gar nicht so leicht, zwischen all der funkelnden und glänzenden Pracht den eigentlichen Schatz zu entdecken.

Als Gefäße für den Schatz, den Gott in uns hineinlegt, müssen wir nicht selbst glänzend und strahlend sein. Gerade durch unsere Unvollkommenheit, Zerbrechlichkeit und Schwachheit strahlt Gottes Herrlichkeit viel stärker nach außen.

Und was wäre, wenn wir den Gedanken, selbst glänzende Gefäße zu sein, einmal weiterspinnen. Dann wären Christen Menschen, die auf alles eine Antwort wissen, nie von irgendwelchen Zweifeln befallen wären und keine Ängste kennen. Würde ein solches Bild eines Christen auf andere suchende Menschen wirklich einladend oder nicht doch eher abschreckend wirken? Wenn jemand ängstlich und voller Zweifel auf der Suche nach einer Gottesbegegnung ist, der würde wohl resigniert umkehren, diese Ansprüche kann er wohl nie erfüllen.

Wir müssen und sollen auch gar nicht vollkommen sein. Gott nimmt uns an, so wie wir sind. Als irdenes Gefäß mit Dellen und Rissen nimmt er uns in Dienst, seine Herrlichkeit in den Alltag dieser Welt zu tragen.

Die Sätze mit denen Paulus unsere Lebenssituation beschreibt, lassen sich in zwei Hälften teilen.

Zählen wir mal die erste Hälfte der Sätze an einer Hand auf:

  • Wir sind von allen Seiten bedrängt.
  • Uns ist bange.
  • Wir leiden Verfolgung.
  • Wir werden unterdrückt.
  • Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe.

Dies ist ein sehr düsteres Bild, das Paulus da zeichnet, da sehe ich schwarz, sehe die Schatten des Todes. Es sind nicht nur die Erfahrungen, die Paulus gemacht hat. Auch Jesus Christus selbst hat diese Erfahrungen in seinem Leben auf der Erde gemacht, diese Situationen durchlitten. Wir sehen hier in das Antlitz des Gekreuzigten. Jesus Christus ist aber nicht nur der gemarterte Mensch, der letztendlich am Kreuz starb, er ist auch der Auferstandene, der den Tod überwunden hat.

Und in dieser Gewissheit, dass zu jedem Zeitpunkt seines Lebens in jeder noch so widerwärtigen und lebensbedrohlichen Situation Paulus nicht allein gelassen ist, sondern Jesus Christus bei ihm ist, kann Paulus mehr sehen als die Schatten des Todes, kann er das Licht der göttlichen Herrlichkeit durch alles hindurch strahlen sehen. Seine Sätze haben einen zweiten Teil. Nehmen wir die andere Hand dazu:

  • Wir ängstigen uns nicht.
  • Wir verzagen nicht.
  • Wir werden nicht verlassen.
  • Wir kommen nicht um.
  • Das Leben Jesu wird an unserm Leibe offenbar.

Beide Hände kann ein Mensch zusammenlegen,
beide Hände kann ein Mensch falten,
beide Hände kann ein Mensch öffnen,
beide Hände einem anderen reichen ...

Unser Leben verläuft in der Spannung zwischen Weihnachtsfestkreis und Passionszeit, es hat Höhen und Tiefen. Wir sind von Gott so angenommen, wie wir sind, als irdene Gefäße mit unseren Dellen, Sprüngen und Rissen. In uns hat Gott den Schatz seiner Herrlichkeit eingelegt. Tragen wir das göttliche Licht weiter in diese Welt, indem wir beide Hände zusammenlegen, falten, öffnen und einem anderen Menschen reichen.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn.

Amen

Das Bild 'The Light of the World', 1853-54, Willam Holman Hunt, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Die Photographie Diwali Diya', 2006, dhondusaxena, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.
Die Photographie 'The Light of the World', Alvinysf, wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht. Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren.
Die Photographie 'Weihnachtsstern', 2004, André Karwath aka Aka, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license.

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