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Predigten von Prädikantin Karin Kehr: 1. Mose 2, 4 – 9, 15 Gott gibt die Menschen nicht auf

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Predigt: 1. Mose 2, 4 – 9, 15 Gott gibt die Menschen nicht auf

Gehalten von Prädikantin Karin Kehr am 31. August 2008

'Creation of moon, sun, etc' from book Monreale, die Kathedrale und der Kreuzgang“, Sizilia, 1976

'Creation of moon, sun, etc' from book Monreale, die Kathedrale und der Kreuzgang“, Sizilia, 1976

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Amen.

Liebe Gemeinde,

wenn wir nach der Schöpfungsgeschichte in der Bibel gefragt werden, fallen den meisten Menschen wahrscheinlich sofort die ersten Worte ein, mit denen die Bibel anfängt. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ Gleich nach diesem ersten Schöpfungsbericht steht in der Bibel noch einmal, wie Gott den Menschen erschuf. Dieser zweite Schöpfungsbericht ist heute unser Predigttext.

Im ersten Buch Mose im Kapitel 2 heißt es:
4 Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. 5 Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; 6 aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. 7 Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. 8 Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. 9 Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen15 Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Der erste Schöpfungsbericht ist eine Beschreibung der Entstehung der Erde. Moderne naturwissenschaftliche Untersuchungen konnten die zeitliche Reihenfolge, die in diesem Bericht enthalten ist, bestätigen.

Unser heutiger Predigttext beschreibt eher die Beziehung Gottes zu uns Menschen. Zuerst machte Gott Himmel und Erde, das wird auch im zweiten Bericht noch einmal wiederholt. Dabei ist Himmel der für uns Menschen noch verborgene Bereich, der Gott vorbehalten ist, in dem eine ganz enge und vollkommene Bindung mit Gott herrscht. Währendessen ist Erde der Bereich, der für uns Menschen zugänglich ist. Also auch wenn wir mit Flugzeugen in den Himmel fliegen oder noch weiter zu fernen Planeten, bleibt es aus biblischer Sicht noch Erde.

Eine Voraussetzung für alles Wachstum ist Regen, ohne ihn ist kein Pflanzenwachstum und kein Ackerbau möglich. Erst wenn das Land vom Nebel befeuchtet wurde kann aus Erde Acker werden. Erst dann kann der Mensch eine Aufgabe übernehmen. Aus dem Staub der Erde wurde der Mensch in Verbindung mit der Feuchte aus dem Nebel von Gott geformt. Das allein reicht jedoch nicht. Auch Menschen können aus Ton mit Hilfe von Wasser Skulpturen formen. Es fehlt noch der Atemhauch Gottes, den Gott in den Menschen einblies, um den Menschen lebendig zu machen. Um ihn zu beseelen. Bei der Geburt muss der Mensch anfangen zu atmen, um lebendig sein zu können. Jeder Mensch trägt von Anfang an einen göttlichen Teil in sich. Martin Luther sagte einmal, wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt. Einen Teil Gottes in mir zu haben, mit ihm ganz eng verbunden zu sein, ist für mich ein faszinierender Gedanke. Es täte uns sicherlich gut, uns immer wieder einmal daran zu erinnern. Nicht nur ich selbst trage diesen Atemhauch Gottes in mir, sondern jeder Mensch auf dieser Erde. Auch daran sollten wir uns im Umgang miteinander immer wieder einmal erinnern. Wenn wir die Würde eines Menschen missachten, missachten wir auch die Ehre Gottes.

Mit dem Einhauchen seines Atems ist die Fürsorge Gottes für seine Menschen aber noch nicht beendet. Er pflanzt den Garten Eden, den Garten der Freude. Er bestückt ihn mit verschiedenen Bäumen, die verlockend anzusehen und gut zu essen sind. Gott versorgt den Menschen nicht nur mit dem unbedingt Notwendigen zum Sattwerden. Im Garten blüht Leben in Fülle. Da wächst überreich, was der Mensch zum Leben braucht. Nicht nur, was gut ist, sondern auch das, was verlockend schön ist, was die Sinne erfreut.

Zwei Bäume werden in dem Predigttext ausdrücklich erwähnt. Der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis. Von diesem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse haben die Menschen dann ja auch gegessen. Sie haben das eine Gebot Gottes missachtet. Es ging ihnen gut im Garten Eden, sie konnten im Überfluss schwelgen, für Leib und Seele war von Gott gut gesorgt. Und sie hatten eine Aufgabe zu erfüllen, den Garten zu bebauen und bewahren. Das reichte ihnen nicht, sie wollten mehr. Nachdem sie Gutes und Böses erkennen konnten, kam das Böse auch in sie. Sie taten auch das Böse. Dies führte zum Ausschluss aus dem Garten Eden, dem Garten der Freude. Zum Glück ist die Geschichte Gottes mit den Menschen hier aber noch nicht zu Ende. Die Bibel geht weiter. Gott gibt die Menschen nicht auf, er geht ihnen nach. Vom Himmel herab kommt er auf die Erde mitten unter die Menschen. Der Mensch kann von sich aus nicht mehr in den Garten Eden zurückgehen. Er ist ihm verschlossen, damit hat er auch keinen Zugang mehr zum Baum des Lebens, der in der Verbundenheit mit Gott das ewige Leben schenkt. Nur Gott allein hat die Chance, diese Verbundenheit wieder herzustellen. Und er nutzt sie von seiner Seite. In Jesus Christus ist Gott zu uns Menschen auf die Erde gekommen. In seinem Kreuz hat Gott den Baum des Lebens mitten auf der Erde aufgerichtet, erreichbar für jeden Menschen. Wenn wir Jesu Christi Leib und Blut im Abendmahl aufnehmen, dann können wir die Verbundenheit zu Gott wieder annehmen, dann kann für uns schon heute ein Stückchen Himmel auf Erden sein.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn.

Amen

'Creation of moon, sun, etc' from book Monreale, die Kathedrale und der Kreuzgang“, Sizilia, 1976. Diese Bild ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.

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