Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten im Jugendgottesdienst: Wir bleiben Troy ...

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Predigt „Wir bleiben Troy ...“

Gehalten von Katharina Hellwig im Kirchsaal Süd:

Manixinho lindo! 2006-2007
, António M.L. Cabral

Wir bleiben troy!! Das ist der Titel dieses Gottesdienstes und auch der Name des Liedes, das wir am Anfang gehört haben. Eine Band, die ihre Hochzeit hatte, noch bevor Ihr alle geboren ward, hat vor drei Jahren ihr großes Comeback mit einer Wiedervereiningung nach vielen Jahren Solokarriere, mit einem genialen Auftritt bei MTV- Unplugged und mit einem Lied, das es geschafft hat, sie innerhalb von wenigen Wochen wieder in die Köpfe all ihrer alten aber auch neuen Fans zurückzuholen: „Troy“. Ein Ohrwurm, der gute Laune macht und der eine ganz klare Aussage macht: Hey! Wir sind wieder da und wir waren nie ganz weg und weil ihr tolle Fans seid, sind wir euch bis heute troy geblieben! „Du hattest gute Zeiten, wir waren mit dabei, wir werden Dich begleiten, wir bleiben troy! Du hattest schlechte Zeiten, wir waren auch dabei, wir werden Dich begleiten, wir bleiben troy!“ In ihrem Refrain kommen die zwei wichtigsten Elemente der Treue vor: Gute und schlechte Zeiten. Zu jemandem zu stehen, wenn es ihm gut geht, man viel Spaß mit ihm hat und eine tolle Zeit miteinander erleben kann, ist einfach. Aber jemandem beizustehen, der an seinem Leben zweifelt, der von schlechten Gefühlen geplagt wird, der sich einsam fühlt und schlechte Laune hat, das ist die wahre Treue!

Wenn Ihr irgendwann einmal mit eurer zukünftigen Frau oder eurem zukünftigen Mann vor einem Traualtar stehen werdet, bekommt Ihr genau diese Frage gestellt: „Wirst Du ihm treu bleiben, in guten wie in schlechten Tagen, wirst Du sie ehren und so weiter und so fort, dann antworte „JA“. Treue ist also das, was wahre Liebe wirklich ausmacht und dabei ist nicht nur die Treue im Bett gemeint, sondern vorallem die des Füreinanderdaseins und die des Gemeinsamdurchstehens.

Und das ist eine Treue, die wir nicht nur bei Pärchen finden, sondern auch in allen anderen Beziehungen zwischen Menschen. Seinem besten Freund, z.B., kann man treu sein, Jahre lang. Man kann immer für ihn da sein, wenn man gebraucht wird, kann ihn aufbauen, wenn er am Boden liegt und kann mit ihm losziehen, wenn alles in Butter ist. Seinen Eltern kann man treu sein, indem man sie nicht enttäuscht, idem man ihnen beweist, dass was aus einem wird, dass sie ihren Job als Vater und Mutter im Wesentlichen gut gemacht haben. Einer Firma kann man treu sein, indem man Jahrelang gute Arbeit leistet und die Allgemeinheit damit nach vorne bringt. Einer Band kann man treu bleiben, sich selbst kann man treu bleiben, Gott kann man treu bleiben.

Treue beschreibt also etwas, dass über längeren Zeitraum hinweg stattfindet. Etwas, das so gefestigt und stabil ist, dass da nichts passieren kann. Wahre Treue kann durch äußere Einflüsse gar nicht oder nur ganz schwer kaputtgemacht werden. Meistens durch Untreue. Treue hat etwas mit wahrer Liebe zu tun, denn nur wahre Liebe gibt mir die Kraft, immer, aber auch wirklich immer und von Herzen zu einer Person zu stehen, ihr treu zu sein. Denn erst die Liebe macht denjenigen so wahnsinnig wertvoll und so befähigt, ihm treu zu bleiben. Auch umgekehrt: Die Liebe zu mir, macht es meinem Partner sehr einfach, mir treu zu bleiben. Dadurch, dass sie mich liebt, bleibt mir meine beste Freundin treu. Ich als geliebtes Kind meiner Eltern, erfahre natürlich ihre Treue als Mutter und Vater und mir selbst kann ich treu sein, indem ich meine Prinzipien nicht aufgebe, mich liebe und mir meines Wertes bewusst bin. Gott liebt mich sowieso, sonst wäre ich ja gar nicht auf der Welt. Und wäre er mir nicht treu, wäre ich bereits tot.

Doch genau wie die Liebe hat auch die Treue Phasen und wahre Treue zeigt sich im Prinzip erst dann, wenn sie auch noch besteht, wenn man sich eigentlich aus den Augen verloren hat oder der eine oder der andere mal durch die Gegend schweift, verschwindet, dann aber doch wieder auftaucht und die Beziehung so weitergeht, als wäre er niemals weggewesen. Treue ist also etwas, das auch auf eine sehr weite Distanz hin funktioniert. Wahre Treue besteht eine Beziehung von München nach Hamburg. Wahre Treue übersteht ein Jahr Ausland des besten Freundes. Wahre Treue reicht von hier unten bis in den Himmel!

Wie in den griechischen Sagen des Odysseus. Er fährt 20 Jahre zur See und erlebt die größten Abenteuer, aber seine Frau Penelope bleibt zu Hause. Keiner rechnet mehr mit seiner Rückkehr. Alle glauben, er hat seine Reise nicht überlebt, er musste seine Erlebnisse mit dem Leben bezahlen. Seine Frau sitzt zu Hause und wartet auf ihn, Jahre lang. Und weil sie schön ist und weil keiner mehr daran zweifelt, dass Odysseus nie wieder zurückkehren wird, stehen die Männer bei ihr Schlange. Die schönsten, klügsten und stärksten Männer halten um ihre Hand an und möchten sie zur Frau nehmen. Doch was macht Penelope? Sie wartet. Sie wartet, weil sie fühlt, dass ihr Mann zurückkehren wird. Sie bleibt ihm treu, 20 Jahre lang. Es gibt nur einen einzigen Mann in ihrem Leben und auf diesen wartet sie. Und er kehrt wahrhaftig zurück. Als alter Mann, aber als der Mann von Penelope, die ihn weder aufgegeben noch betrogen hat. Das ist wahre Treue.

So, wie wir es eben in der Lesung gehört haben: Rut wird von ihrer Schwiegermutter weggeschickt. Diese sagt ihr, sie sei alt und Rut solle lieber zusehen, dass sie loszieht und sich einen Mann besorgt und ihr eine Familie schenkt. Rut steht ihrer Schwiegermutter trotzdem bei, begleitet sie und hat Gottvertrauen darin, dass alles gut werden wird.

Man trägt also den anderen in seinem Herzen, liebt ihn mal mehr, mal weniger, sieht ihn mal mehr, mal weniger, aber man weiß tief in sich drin, dass man zurückkehren wird, dass man treu bleibt.

Thomas D. hat ein Lied geschrieben, das heißt „Liebesbrief“. Darin beschreibt er eine sehr innige Beziehung zu einer Frau, die immer bestehen bleibt, obwohl sie sich ab und zu aus den Augen verlieren und einander oft vergeben müssen. Er sagt: „Und wenn einer von uns beiden wieder sträunend verschwindet, ist die Liebe wie Gebell an den Mond, das uns verbindet“. Eine schöne Metapher, die sagen will: Wir sind zwar beide gerade nicht am selben Ort, aber wir haben trotzdem eine Verbindung zueinander, ein unsichtbares Band, das uns zusammenhält. Wir können einander sicher sein, egal, wo wir uns aufhalten und wie lange wir getrennt sind.

Mit dem Glauben ist es genauso. Auch der Glaube hat seine Phasen. Es gibt Zeiten, in denen glauben wir entusiastisch und mit unserem ganzen Körper und es gibt Zeiten, da rückt der Glaube etwas in den Hintergrund, wird eher Pflicht. Es gibt Abschnitte in unserem Leben, da fühlen wir Gott sehr nah bei uns und können ihn greifen und es gibt die, in denen er sich fern und fremd anfühlt. Trotzdem können wir uns sicher sein, auch in diesen Momenten ist er da. Man kann es mit einem Feuer vergleichen, das wir in uns tragen. Mal lodert es heftig und knistert, mal ist es eine kleine Flamme, die geschützt werden muss, damit sie nicht ausgeht. Auf dieses Feuer müssen wir aufpassen, es darf nicht erlöschen. Jan Delay singt in seinem neuen Lied: „Denn das Wichtigste ist, dass das Feuer nicht aufhört zu brennen, denn sonst wird es ganz bitterlich kalt. Die Flammen im Herzen sind durch nichts zu ersetzen, also haltet es am Laufen, solang bis es knallt!“ Oh, wie Recht er hat! Jeder einzelne von Euch trägt sein eigenes Feuer des Glaubens mit sich herum und Ihr werdet im kommenden Jahr merken, dass es größer und heißer und stärker werden wird. Dann könnt Ihr es füttern und pflegen und Euch daran warm halten und es wird genug Menschen geben, die Euch Holz zur Verfügung stellen, wenn ihr es nur haben wollt.

Wir führen also eine Art Liebesbeziehung zu Gott und diese kann nur funktionieren, wenn wir ihm treu bleiben. In guten Tagen, an denen wir dankbar und fröhlich sind, aber auch in schlechten, an denen wir nicht so genau wissen, für was wir eigentlich dankbar sein sollen und wir schwermütig sind. Unsere Gebete sind Liebesbriefe, denn schon alleine die Tatsache, dass wir beten, ist ein Liebesbeweis, ein Treuebeweis, ein Beweis dafür, dass wir glauben.

In Thomas Ds. „Liebesbrief“ heißt es weiterhin: „Denn da alle Liebenden innerlich immer noch Kind und da die, die reinen Herzens handeln, unsre größten Helden sind, rett ich die Welt mit Deiner Liebe in mir, denn ich bin für Dich da, nein, ich bin wegen Dir hier! Da Dir die Fähigkeit zu lieben, geblieben ist, und die Kraft zu vergeben, ein Bestandteil Deines Lebens ist, wurde ich erweckt und was tief in mir schlief, führt nun Feder und schreibt Dir diesen Liebesbrief...“

Natürlich meint er damit eine Frau, doch diese Zeilen könnten genauso von Jesus Christus erzählen. Er ist reinen Herzens, er hat die Kraft zu vergeben und er erweckt in uns ein Feuer, das es nun gilt am brennen zu halten. In jedem von uns steckt etwas, das schläft und es wartet nur darauf, das es geweckt wird. Bei Thomas D. ist es die Liebe zu einer Frau, bei euch ist es die Liebe zu Gott, die es gilt, zu wecken. Sie ist bereits in Euch, aber manchmal braucht man Hilfe, um sie aufzuwecken oder um sie zurückzuholen. Es kann sein, dass sie schon immer schlief und noch nicht der Moment gekommen ist, in dem sie erwacht. Es kann aber auch sein, dass einer von Euch beiden sträunend verschwunden ist und es Zeit wird, mal wieder eine Verbindung herzustellen...

Ihr sitzt nun hier, habt ein Jahr Konfirmandenzeit vor Euch mit lauter anderen Leuten, die dasselbe vorhaben wie Ihr. Ihr wollt Euren Glauben bestärken, wollt Ihn wieder erwecken, wollt das Feuer des Glaubens in Euch schüren. Wir werden Euch ausreichend Brennmaterialien zur Verfügung stellen. Mit Unterricht, mit Freizeiten, mit unseren Gottesdiensten, aber es liegt an Euch, das Feuer zu pflegen. Eure Beziehung zu Gott zu pflegen, ihm treu zu bleiben, ihm treu zu werden. Er ist Euch bereits treu, sonst würdet Ihr nicht hier sitzen. Es wird ihn mit Stolz erfüllen, dass Ihr Euch so entschieden habt. Keiner weiß, welchen Weg Ihr geht, wie tiefgründig Eure Liebesbriefe werden oder wie groß Euer Feuer, aber eines kann ich Euch versprechen: Ihr habt eine gute Zeit und er ist mit dabei, er wird Dich begleiten und bleibt Dir treu! Und habt Ihr schlechte Zeiten, dann ist er auch dabei und er wird Euch begleiten, denn er bleibt treu.

Amen.

Das Photo 'Manixinho lindo! 2006-2007', António M.L. Cabral, wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht.

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