Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten im Jugendgottesdienst: Lasst uns froh und munter sein

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Predigt „Lasst uns froh und munter sein!“ - Dialogpredigt

Gehalten von Katharina Hellwig im Kirchsaal Süd:

Pfingsten

K.: Ich hab' mir mal überlegt, was bedeutet es eigentlich, von etwas begeistert zu sein? Ich meine, man sagt ja voll oft: Ich bin ja begeistert oder die Begeisterung hält sich in Grenzen oder so...

J.: Also für mich bedeutet Begeisterung eine ausverkaufte Comerzbank-Arena, in der 75. 000 Menschen brüllen „Wer nicht hüpft, ist Offenbacher!“

K.: Nein, ich meinte das anders. Ich dachte mehr so an das Gefühl selbst. Was ist das, begeistert sein?

J.: Na, stell Dir mal vor, Du hast ein beschissenes Schuljahr hinter Dir und die Ferien stehen vor der Tür. Und Du hälst dieses verdammte Zeugnis in der Hand und weißt, Du hast jetzt sechs Wochen Deine Ruhe. Wie fühlst Du Dich dann?

K.: Hm, leichter. Aber Du verstehst nicht, was ich meine. Ich meine etwas Großes, etwas Besonderes, etwas, das mich umhaut. Mich eben...

J.: Begeistert!

K.: Ja! Aber was ist das, wo kommt es her? Fußball? Schuljahresende? Ich weiß nicht... Nee, das ist für mich keine Begeisterung. Oder nein, ich meine, das ist nicht die Begeisterung die ich meine.

J.: Also gut. Gehen wir´s anders an. Stell Dir vor, Du suchst seit Monaten ein bestimmtes Paar Schuhe und suchst und suchtst und suchst und Dir gehen diese schwarzen geilen Dinger mit dem acht Zentimeter- Absatz nicht mehr aus dem Sinn... und plötzlich stehen sie da: Glänzend, elegant, Manolo Blanic eben und Du merkst, wie Dein Herz anfängt zu klopfen und...

K.: Hallo??? Redest Du gerade von Schuhen?? Das ist ja wohl nicht Dein Ernst! Ich meine doch etwas viel Intensiveres!!!

J.: Okay. Sagen wir, Dir ist es gelungen, auf einem OASIS- Konzert in die erste Reihe zu gelangen und Du siehst Noel Gallagher fünf Meter vor Dir. Oder Du hast eine Demonstration gegen das Bestehen der Jungen Union organisiert und es kommen tausende von Leuten. Oder es hat drei Wochen lang geregnet und Du schaust morgens aus dem Fenster und die Sonne scheint und ein Vogel singt oder Deine beste Freundin bekommt ein Kind und Du bist bei der Geburt dabei und siehst, wie es auf die Welt kommt... Man, verstehst Du denn nicht, was ich meine???

K.: Doch, klar. Aber ich meine dieses Wort „begeistern“. Was bedeutet das? Ich meine, wenn ich mich freue, dann kommt das von der Freude. Oder wenn ich beglückt bin, dann kommt das vom Glück, aber woher kommt es, wenn ich begeistert bin?

J.: Hm, vielleicht von Geist?

K.: Ja, genau. Aber wie gehört das zusammen? Weil ich bin ja dann BE- geistert... Wenn ich BE- schenkt oder BE- sorgt bin, dann kommt es irgendwie so von außen über mich, also mir wird es gegeben oder auferlegt oder so... und was glaubst Du, wie das dann mit dem Geist ist?

J.: Ich weiß nicht. Vielleicht ist ja dann auch irgendwie was in Dir oder so. Etwas, dass Dir dann eben dieses Gefühl gibt, diese Begeisterung.

K.: Wie fühlst Du Dich denn, wenn Du begeistert bist?

J.: Naja, glücklich eben. Oder froh. Man kann es schwer beschreiben. Man freut sich halt über etwas oder über eine Situation. Man wird überschwenglich...ja ganau: überschwenglich, das Wort habe ich gesucht!

K.: Wenn ich begeistert bin, dann kribbelt´s.

J.: Wie, „dann kribbelt´s“?

K.: Na, dann merke ich, wie mein Herz schneller schlägt und wie glücklich ich über diesen Zustand bin oder wie toll ich etwas oder jemanden finde. Es kribbelt eben.

J.: Also ist doch irgendetwas in einem?

K.: Ja, vielleicht. Aber was? Und wo kommt es her?

J.: Es muss etwas Mächtiges sein, wenn es solch einen Einfluss auf uns hat. Ist irgendwie beängstigend, findest Du nicht?

K.: Was ist beängstigend?

J.: Na, dass da ein Geist oder so kommt und dann in uns für solch ein Gefühl sorgt...uns von innen heraus irgendwie...

K.: Bewegt!!

J.: Ja, genau, bewegt! BE- wegt, wieder so ein BE- Wort. Man wird bewegt, also auf einen Weg gelenkt.

K.: Ja, es kommt etwas Neues auf einen zu. Es bewegt sich etwas. Es kommt Bewegung ins Spiel.

J.: Stimmt. Überall, wo Begeisterung ist, bewegt sich etwas: Im Stadion, bei Rock- Konzerten bewegt sich die Menge. Mit Demonstrationen will man etwas bewegen, jemanden erreichen. Irgendetwas ist also am Werk. Man wird bewegt. Oder man bewegt andere.

K.: Und man kann nichts dagegen tun. Genauso wie bei Begeisterung. Gegen Begeisterung kann man auch nichts tun. Entweder sie ist da oder nicht. Und wenn sie da ist dann kann man sie auch nicht wegschicken oder so. Sie ist dann da und kann ganz lange anhalten oder nur kurz aber ganz intensiv für einen Moment da sein. Manchmal redet man auch wirres Zeug oder sucht nach den richtigen Worten, wenn man begeistert ist.

J.: Ja! Wie die Jünger an Pfingsten!

K.: Jünger an Pfingsten? Wie bist´n Du drauf?

J.: Du, das ist ne ganz irre Story! Da sitzen die alle zusammen, also die Jünger und plötzlich kommt ein Geist in ihr Haus und schwirrt erst so um die herum und dann...

K.: Wie, „der schwirrt um die herum“?

J.: Das steht da so. Dass ein Brausen vom Himmel kommt und ein Wind das ganze Haus erfüllt.

K.: Ist ja unheimlich...

J.: Ja, ist es auch, aber das Krasse kommt ja noch: Der geht in die rein!

K.: Wie das denn bitte?

J.: Na, das Brausen, der Wind, der geht in sie hinein. Der Geist geht in sie.

K.: Was´n für´n Geist? Der Heilige Geist?

J.: Ja. Er erfüllt sie.

K.: Ah, sie werden also BE- geistert? Und dann? Was passiert dann?

J.: Sie fangen an, in anderen Sprachen zu predigen. Und ganz viele Menschen kommen zusammen, aus ganz vielen verschiedenen Ländern und viele hören ihre Muttersprache und wundern sich, weil sie ja wissen, dass die Jünger Einheimische sind. Also andere Menschen werden erreicht, wie bei der Demo von vorhin. Und sie spüren, dass Gott hier seine Finger im Spiel hat und sind ganz erschrocken, ehrfürchtig und begeistert...

K.: Begeistert... Das muss ja ein wahnsinniges Gefühl gewesen sein, so durchflutet zu werden.

J.: Ja, das hat bestimmt gekribbelt!

K.: Siehst Du! Das sagte ich doch: Begeisterung kribbelt! Aber eigentlich würde das ja bedeuten, Begeisterung ist Religion. Ich wurde irgendwann BE- geistert und deswegen glaube ich jetzt.

J.: Ich denke, es ist ein Gefühl, das so stark ist wie Glaube.

K.: Wow! Wenn ich also begeistert glaube, dann habe ich auch etwas in mir, einen Geist.

J.: Ja, einen kleinen vielleicht.

K.: Meinst Du, jeder hat seinen eigenen?

J.: Quatsch. Es gibt nur den einen. Und der erfüllt einen, wenn man es möchte.

K.: Und wenn man es nicht möchte?

J.: Dann erfüllt er einen auch. Nur weiß man es nicht.

K.: Das würde ja eigentlich bedeuten, dass Gott nicht nur Jesus Christus gesandt hat, um mit uns in eine engere Verbindung zu kommen, sondern dass auch der Heilige Geist ganz nah bei uns ist; noch viel näher sogar, in uns...

J.: Ja, wenn wir uns von ihm erreichen und bewegen lassen, dann können auch wir andere erreichen und bewegen. So wie die Jünger, als sie in anderen Sprachen gepredigt haben.

K.: Und wie erreicht man jemanden am besten mit dem, was man ihm nahe bringen will? Wie bringt man Gottes Wort unter die Menschen? Wie begeistert man sie von ihm?

J.: Na, man schaut, wie man sie am besten erreicht. Z.B. Leute, die gerne traditionell Gottesdienst feiern, für die findet Sonntagmorgen der Gottesdienst statt; oder die, die musikalische Verkündigung bevorzugen, können in die Orgel- Vesper am Samstagnachmittag gehen; für Kinder gibt es Kindergottesdienste und für Jugendliche eben einen Jugendgottesdienst. Jeder Gottesdienst spricht andere Menschen an und erreicht sie durch eine andere Art und Weise. Und das, obwohl alle an das Gleiche glauben, sie brauchen nur einen anderen Weg.

K.: Durch Musik, durch Sprache, durch Spiel...

J.: Ja, stell Dir vor, zwei Pfarrer hätten jetzt dieses Gespräch geführt, dann hätten die meisten hier schon nach zwei Minuten aufgehört, zuzuhören. Und, schau sie Dir an: uns hören sie zu!

K.: Ob sie begeistert sind?

J.: Wir können begeistert sein, dass sie gekommen sind. Ob sie begeistert sind, müssen sie selbst wissen.

K.: Du hast Recht. Danke, dass Du mir das alles erzählt hast. Jetzt weiß ich glaube ich, was in mir geschieht, wenn ich begeistert bin.

J.: Ja, mich hat´s auch gefreut, mit Dir über so etwas zu sprechen. Wir könnten das wiederholen!?

K.: Oh ja! Ich wäre begeistert!

Amen.

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