Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten im Jugendgottesdienst: 2.Samuel 11 Sex

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'David and Bathsheba
', 17th century, Bernardino Mei

„Sex“ 2.Samuel 11


Predigt gehalten von Jakob Hellwig am 24.02.2011 im Kirchsaal Süd

Der liebe Gott sieht alles, auch unter der Bettdecke... Spaß!!
Der ein oder andere wird sich gewundert haben über das Thema des heutigen Gottesdienstes. Warum hat sich das Team, das diesen Jugendgottesdienst monatlich organisiert, das Thema „Sex“ ausgesucht??

Naja, wir versuchen ja schon immer Themen zu finden, von denen wir denken, dass sie euch interessieren könnten. Jetzt bin ich doch ein paar Jährchen älter als ihr, aber so lange ist es auch noch nicht her, dass ich in eurem Alter war. Und daher weiß ich mit 100%iger Sicherheit, dass dieses Thema einen nicht unbedeutenden Stellenwert in eurem täglichen Leben hat. Ob theoretisch oder praktisch, weiß ja jeder für sich... Vielleicht könnt ihr euch noch an die Zeit erinnern, in der Sex keine Rolle für euch gespielt hat, das dürfte ja erst ein paar Jahre her sein. Dann schießen einem auf einmal irgendwelche Hormone durch den Körper und plötzlich werden Süßigkeiten durch einen schweißtreibenden Flüssigkeitsaustausch ersetzt.

Dieser Akt bekommt von jetzt auf gleich einen Stellenwert, der seines gleichen sucht. Wenn man seine Gedanken schweifen lässt, kommt man früher oder später bei dem Thema an. Man fängt unterbewusst an das andere Geschlecht auf seine Tauglichkeit als Partner zu prüfen. Und Sex wird quasi als oberster Punkt einer Messlatte eingeteilt, auf der Freude und Vergnügen gemessen wird. „Boah, dieser Nachtisch gestern: Besser als Sex!“

Und manche Leute verleitet die Lust auf Sex dazu Dinge zu tun, die sie sonst nie gemacht hätten. Bei dem einen bedeutet das nur, dass er wirklich mal seinen ganzen Mut zusammennimmt und das Objekt seiner Begierde anspricht. Bei anderen treten Verhaltensweisen auf, die man mindestens als „höchst unmoralisch“ bezeichnen sollte.

Viele von euch verbinden mit dem Namen David einerseits einen Hirtenjungen, der mit seiner Steinschleuder einen Riesen besiegt hat und andererseits den König von Israel. Ja, es handelt sich um die selbe Person, aber bis aus der einen die andere wird, gibt es noch ein paar Verwicklungen.

Denn zu dem Zeitpunkt, da David vom Propheten Samuel zum König gesalbt wird, herrscht noch ein anderer über Israel, und zwar Saul. Und dass dieser davon nicht unbedingt begeistert ist, kann man sich ja vorstellen. Dann macht sich David durch seine Kriegstaten – z.B. die Goliath-Geschichte – noch äußerst beliebt beim Volk, sodass Saul extrem eifersüchtig wird und David verfolgt.

'David and Saul', 1878,  Ernst Josephson

Da David dem „Gesalbten des Herrn“ - denn auch Saul wurde von Samuel gesalbt - nichts antun will, setzt er sich nicht mit Gewalt zur Wehr. Er kommt sogar zwei Mal in eine Situation, in der er Saul töten könnte, ohne dass jemand es mitbekommen würde und er macht es trotzdem nicht. Obwohl er dadurch zum König eines Landes werden könnte. Dies geschieht dann erst, nachdem Saul in einem Krieg mit den Philistern stirbt.

Bisher kein Sex in der Geschichte, aber dazu komme ich jetzt.
In der Lesung habt ihr eine Geschichte gehört, in der David eine verheiratete Frau beobachtet, die ihm äußerst gut gefällt. Er lässt nach ihr schicken und sie zu sich bringen. Die beiden haben dann Sex, obwohl sie – wie gesagt – verheiratet ist. Da sie auch noch schwanger wird, kann er es nicht einfach dabei belassen und muss einen Weg finden die Affäre zu verheimlichen. Er lässt den Mann der Frau im Krieg in die erste Reihe stellen, damit dieser getötet wird. Danach nimmt er sie selbst zur Frau. In dieser Geschichte spielt Sex eine zentrale Rolle. Warum aber habe ich euch die Vorgeschichte zu Davids Königtum dann erzählt??

Er hat zwei Mal die Möglichkeit einen Mann zu töten und dadurch zum König von Israel zu werden und tut es nicht. Um eine gemeinsame Nacht mit einer Frau zu verheimlichen um sie danach selbst zu heiraten, lässt er ihren Mann quasi töten.
Entweder das Verlangen nach ihr treibt ihn zu dieser Tat, oder er ist gar so verblendet von seiner Lust, dass ihm die Konsequenzen zum Zeitpunkt der Tat gar nicht bewusst sind und er im Nachhinein „nur“ versucht den Schaden für sich zu minimieren. Es würde auch sicher nicht gut beim Volk ankommen, wenn sie von seinem Verhalten erführen, denn „dies war kein Verhalten eines edlen Mannes“.

Aber wie eingangs erwähnt: „Der Liebe Gott sieht alles.“ Es war also nicht nur als Witz gemeint, denn der HERR ist ganz und gar nicht begeistert von Davids Verhalten. Zur Strafe lässt er Davids ersten Sohn sterben. War es das wert??
Ganz sicher nicht, auch wenn der erste Sohn Davids ohne seine Verfehlung ja gar nicht entstanden wäre, da er genau aus der beschriebenen Nacht stammt. Doch man kann ja wohl kaum sagen: „Hat sich doch gelohnt. Hätte er es nicht gemacht, wäre das Kind ja auch nicht auf die Welt gekommen. Also hat er im Endeffekt ja nichts verloren, sondern nur den Sex gewonnen.“

Aber man stelle sich die neun Monate vor, in denen Bath-Seba das Kind austrägt, mit dem Wissen, dass es sterben wird. Dies wird David nämlich prophezeit.
Was kann man also zum Thema Sex aus diesen Geschichten lernen?? Man sollte reflektiert damit umgehen, denn es kann Ausmaße annehmen, deren Konsequenzen man sich nicht bewusst ist. Das muss ja nicht gleich ein Mord sein. Aber Vertrauensbrüche oder verletzte Gefühle treten schnell einmal auf. Sowohl Beteiligte als auch Dritte können davon betroffen sein.
Es scheint Spaß zu machen, wenn man bedenkt was David dafür alles durch zu machen bereit ist.

Achja, schwanger werden kann man davon auch noch...
Aber wir befinden uns hier ja in einem Gottesdienst und nicht in einem Pädagogik-Seminar. Was sagt die Geschichte im Hinblick auf Gott aus??

'König Salomo, Glasfenster in der Kathedrale Notre-Dame in Chartres, um 1230', 1964, Hans Bernhard

Oft wird Gott so dargestellt, dass er im AT als strafender und im NT als verzeihender Gott auftritt. Für mich ist diese Geschichte allerdings ein Beispiel dafür, dass dem nicht so ist. Zwar nimmt er Davids Sünde nicht so hin und bestraft ihn mit dem Tod seines Erstgeborenen schwer. Im zweiten Schritt wendet er sich aber keineswegs von David und seinen Nachkommen ab, indem er ihm mit Salomo einen Sohn schenkt, der als größter König Israels in die Geschichte eingehen soll: „Und der HERR machte Salomo immer größer vor dem Volk Israel und gab ihm ein prächtiges Königreich, wie keiner vor ihm über Israel gehabt hatte.“ (1. Chronik 29, 25)

Was wohl daran liegt, dass David sein Fehlverhalten eingesteht und einsieht, als er vom Propheten Nathan damit konfrontiert wird. Gott vergibt nicht einfach so. Das Bewusstsein dafür und Reue sind Voraussetzung.

Nach Luther sind die Gesetze der Bibel dafür da, dem Menschen seine Sündhaftigkeit aufzuzeigen um dieses Bewusstsein zu entwickeln. Dann wird ein Gott ein verzeihender Gott, wenn vom Menschen das Bedürfnis danach gezeigt wird.

Auch wir werten ja Entschuldigungen unterschiedlich. Man versucht einzuschätzen ob diese wirklich ernstgemeint sind, um danach unsere Bereitschaft zur Vergebung zu bemessen. Wir können da nur auf den Grad der Überzeugung zurückgreifen, mit der die Entschuldigung vorgetragen wurde, Gott sieht in die Herzen. So können wir uns darauf verlassen, dass wir vor ihm gerecht behandelt werden und es nicht auf schauspielerisches Talent ankommt. Das kann Vor- und Nachteile haben, auf den ersten Blick. Darüber hinaus lehrt es uns aber mit uns selbst ehrlich ins Gericht zu gehen, sodass Schauspielerei für das Theater reserviert bleibt. Für mich ist das ein sehr beruhigender Gedanke von Gott so erkannt und behandelt zu werden, wie ich wirklich bin.
Amen

Das Gemälde 'David and Bathsheba', 17th century, Bernardino Mei, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Das Bild 'David and Saul', 1878, Ernst Josephson, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Das Glasfenster 'König Salomo, Glasfenster in der Kathedrale Notre-Dame in Chartres, um 1230', 1964, Hans Bernhard, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.
© Galerie Habdank, www.habdank-walter.de

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