Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten im Jugendgottesdienst: Diamonds are girl’s best friends

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Predigt „Diamonds are girl’s best friends“

Gehalten von Jakob Hellwig:

'Gleichnis vom bösen Knecht', um 1620

Als wir hier das Thema “Sex” hatten, habe ich meine Predigt mit dem Zitat begonnen: “Im Leben dreht sich nicht immer alles um Geld. Manchmal geht es auch um Sex!“ Es dreht sich aber doch sehr viel darum, sodass wir uns gedacht haben, dass auch dieses Thema einen Gottesdienst verdient hat.

Jeder der, hier sitzt, hat etwas damit zu tun und es liefert hin und wieder sehr viel Gesprächsstoff, gerade wenn man bald konfirmiert wird. Ich weiß natürlich, dass wir alle, die wir hier sind, aus reiner Überzeugung in den Konfirmandenunterricht gegangen sind und dass der finanzielle oder materielle Segen am Ende der Konfirmandenzeit mehr oder weniger zufällig hinzukommt. Trotzdem werdet ihr euch bestimmt schon mit euren Freunden ausgetauscht haben, was ihr bekommt und was ihr damit vorhabt. Das ist ja auch ganz normal. Das war bei keinem Team anders als bei euch. Ich hätte euch an dieser Stelle gerne erzählt, was ich damals bekommen habe, muss aber gestehen, dass ich mich nicht erinnern kann. Ist ja auch schon etwas länger her.

Es ist aber auf jeden Fall eine feine Sache, Geld zu bekommen und zu haben, vor allem wenn es einem geschenkt wird. Man muss nicht einmal was dafür machen, und jetzt erzählt mir nicht, dass das Jahr Konfirmandenunterricht eine fürstliche Entlohnung verdient hätte. Vor allem auf den Freizeiten habt ihr soviel Spaß, da könntet ihr uns eher noch was geben!!

Nur kenne ich das allzu gut, wenn man einen Geldregen erwartet, dass man ihn fröhlich verplant, am liebsten gleich mehrfach. „Ich bekomme 200 Euro von meiner Oma, davon kaufe ich mir eine Play Station. Von den 100 Euro meiner Patentante zwei Spiele dafür. Aber irgendwie hätte ich auch gerne ein neues Fahrrad, gut dass Oma mir 200 Euro zur Konfirmation schenkt.“

Und schon ist das liebe Geld wieder weg. Wie gewonnen so zerronnen!! Und was macht man, wenn man kein Geld hat und etwas wirklich, wirklich haben will?? Doch auf die Play Station verzichten? Nee, das ist ja doof. Arbeiten gehen?? Viel zu anstrengend, noch dazu neben der Schule. Klar, man leiht sich was bei jemandem, der genug davon hat.

Es kommt nur leider irgendwann der Tag, an dem er das Geld zurück haben will, denn jeder braucht es, niemand hat unendlich viel Geld.

Das Beispiel mit dem Fahrrad und der Play Station ist natürlich harmlos. Erstens sind die Summen bezahlbar und zweitens hängen keine Existenzen davon ab. Kein Freund von euch würde verlangen, dass ihr eure Familie verkauft, um die Schulden zusammenzutragen. In der Lesung ging es aber um das Wohl einer Familie. Hier ist der König großzügig und erlässt dem Knecht seine Schulden. Da sollte man davon ausgehen, dass dieser dankbar ist und seinem Mitknecht die wesentlich kleinere Summe auch erlässt. Aber nein, er beharrt auf seine 100 Silbergroschen…

Wann habt ihr das letzte Mal den Spruch „Wie du mir, so ich dir.“ In einem positiven Zusammenhang gehört??

Jedenfalls kommt dem König, der ihm die zehntausend Zentner Silber geliehen hat, zu Ohren was der Knecht aus seiner Güte macht, wird daraufhin böse und verlangt seine Silber doch zurück.

Man kann die Situation aber noch weiter zuspitzen bzw. steigern, indem man sie auf die Sünden der Menschen und die göttliche Vergebung bezieht:

Kein Mensch schafft es durchs Leben zu gehen, ohne in irgendeiner Form zu sündigen. Bei manchen sind es kleinere Sachen, bei Anderen größere Vergehen. Jetzt haben wir in der evangelischen Kirche keine Beichte, wo wir hingehen können, um dem Pfarrer zu erzählen, dass wir das und das gemacht haben und er sagt dann: „Bete 15 Vater Unser und du bist von deinen Schulden befreit.“ Ein Pfarrer kann keine Sünden vergeben, das kann nur Gott, durch Jesus Christus. Gott ist wie der großzügige König. „Du musst keine 15 „Vater Unser“ beten, ich vergebe dir auch so.“ Gottes Gnade ist nicht begrenzt wie das Konto eines Geldverleihers, sie ist unendlich.

Jetzt sagen viele: „Das ist ja praktisch: Ich kann machen was ich will und trotzdem komme ich in den Himmel!?“ Was hat Gott denn davon, das zu machen??

Das ist jetzt eine spannende Frage. Reduzieren wir die Situation noch mal auf eine Irdische. Ich leihe dem Michael 100 Euro und sage zu ihm: „Musst sie mir nicht wiedergeben.“ Jetzt ist das Interessante, wie der Michael darauf reagiert. Denkt er sich „Geil, der Jakob verleiht Geld und will es nicht wiederhaben“ und steht zwei Wochen später wieder vor meiner Tür und bittet um Geld?? Wohl kaum. Denn dadurch, dass er das Geld nicht zurückbezahlen musste, ist er noch nicht aus seinem Schuldnerverhältnis mir gegenüber raus. Geld bezahlen muss er trotzdem nicht. Wenn er es zurückzahlen würde, hätte er kein Problem damit, mich wieder um etwas anzupumpen.

Der gewünschte Effekt bei der bedingungslosen Vergebung der Sünden ist also der, dass man, weil man nichts dafür machen muss, in Zukunft nicht mehr sündigt. Die Schuld ist quasi vergeben, aber dadurch, dass man nichts tun musste immer noch vorhanden. Man spricht hier vom „Gerechten und Sünder zugleich“.

Für den Alltag sollte das heißen, dass ich mit der Freiheit ausgestattet, nichts Gutes tun zu müssen, freiwillig Gutes tue. Und mit der Gewissheit, dass mir vergeben wird, ich auch anderen vergeben kann.

Ich will euch natürlich nicht auffordern, auf alles Geld, das ihr verleiht, zu verzichten, auch muss man sich nicht alles gefallen lassen. Viel wichtiger als bei großen Tragödien zu verzeihen, ist es, im Kleinen zu beginnen. Das sind die Situationen, in denen man mit Vergebung den Alltag lebenswerter gestalten kann. Die christliche Botschaft soll keine Regeln beinhalten, die uns einschränken und unterdrücken, sondern welche, die zu einem besseren Zusammensein führen. Und egoistisch gedacht, geht es einem selbst damit auch besser. Im Neudeutschen nennt man so etwas eine „Win-Win-Situation“.

Im Prinzip ist das Vergeben untereinander wie das Teilen der Vergebung Gottes. Man erfährt sie und kann sie deshalb weitergeben. So wie es der Knecht in dem Gleichnis hätte tun sollen. Leider entscheidet er sich dagegen.

Ich hoffe, dass wir uns alle dafür entscheiden.

Amen

Das Kunstwerk 'Gleichnis vom bösen Knecht', um 1620, und dessen Reproduktion gehört weltweit zum "public domain". Das Kunstwerk ist Teil einer Reproduktions-Sammlung, die von The Yorck Project zusammengestellt wurde. Das copyright dieser Zusammenstellung liegt bei der Zenodot Verlagsgesellschaft mbH und ist unter GNU Free Documentation lizensiert.

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