Kirchentag 2001 in Frankfurt. Feierabendmahl in der Bergkirche. Tanz um das goldene Kalb: Was sind Götzen heute? Arbeit und Erfolg
Kirchentag 2001 in Frankfurt
Tanz um das goldene Kalb:
Was sind Götzen heute?
Arbeit und Erfolg
Ansprache gehalten von Gabriele Moog im Rahmen des Feierabendmahls in der Bergkirche.
Ich bin ein ehrgeiziger Mensch; Erfolg macht mir Spaß. Deshalb tue ich viel dafür. Oft klappt es auch. Dann bekomme ich zum Beispiel schicke Zeugnisse, so wie dieses hier – für mein Examen.
Das ist natürlich schön und ich möchte nicht darauf verzichten. Und ich will weitermachen. Will das zweite Examen, meinen Doktor und so weiter. Aber manchmal werde ich gefragt, ob ich mir nicht ein bißchen zu viel zumute. Zu viel Zeit, zu viel Energie verwende. Das fragen mich nicht Leute, die neidisch sind. Das fragen meine Freunde. Menschen, die mich kennen – und, wie ich hoffe, auch mögen. Menschen, für die ich manchmal keine Zeit habe. Weil ich ja unbedingt lernen muß. Oder eine Klausur korrigieren. Oder eine wichtige Akte bearbeiten. Oder ein Referat vorbereiten.
Als ich für mein Examen gelernt habe, hatte ich fast gar keine Zeit. Habe alles abgesagt: Geburtstage, Spieleabende, Kinobesuche, Kaffeetrinken, Gemeindearbeit. Fast ein Jahr lang.
Neulich war Konfirmation. Da ich bei der Konfi-Arbeit mitgemacht hatte, bin ich natürlich da gewesen. Aber den Abendmahlsgottesdienst am Nachmittag konnte ich nicht besuchen, weil mein Haftrichterdienst so lange gedauert hat. Und das Mitarbeiter-Treffen am Abend, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte, ist auch ausgefallen, weil ich bis 2 Uhr nachts an einer Akte saß.
Vielleicht haben meine Freunde recht.
Weiß ich noch, was mir wichtig ist außer meiner Arbeit? Kann ich noch entscheiden, was eine wirklich dringende Aufgabe ist? Nehme ich mir noch genug Zeit zum Leben? Der Ehrgeiz darf mir nicht meine Seele stehlen. Sonst werden die Erfolge hohl. Wenn ich anfinge, aus Unsicherheit zu arbeiten oder um anderes zu überdecken, dann sollte ich spätestens innehalten.
Ich glaube nicht, daß es schon soweit ist. Aber ich bin dankbar, daß mir ab und zu jemand auf die Finger klopft, und mich vom Arbeiten abhält ...
Fürbitte:
Herr, wir bitten Dich,
hilf uns, Deine Zeichen in unserem Leben zu erkennen.
Zeige uns, wo Du in uns wirkst.
Gib uns die Kraft, das loszulassen, was uns von Dir fernhält.
Höre uns, wir rufen Dich!
Das Gemälde 'The Golden Calf, as in Exodus 32:4', vor 1903, James Joseph Jacques Tissot, ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Das Gemälde 'The Adoration of the Golden Calf', etwa 1634, Nicolas Poussin, ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für alle Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 100 Jahren oder weniger nach dem Tod des Urhebers.