Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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"ABC" des Glaubens - Jesus ist „ICH BIN“

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ICH BIN

Jesus ist „ICH BIN“

Zu den markantesten Worten Jesu gehören die „Ich bin“-Aussagen, die in dem Johannesevangelium vorkommen:
  • Ich bin das Brot des Lebens
  • Ich bin das Licht der Welt
  • Ich bin die Tür
  • Ich bin der gute Hirte
  • Ich bin die Auferstehung und das Leben
  • Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben

Weniger bekannt sind die Stellen, an denen Jesus kategorisch sagt: „ich bin“. Im Urtext steht „ego eimi“ (= ich bin), was mehrmals als „Ich bin’s“ oder „ich bin es“ übersetzt wird. Wenn allerdings ein Jude, wie David Stern, das neue Testament für Juden übersetzt, dann kommen an solchen Stellen in großen Buchstaben ICH BIN vor. Dieser jüdische Bibelübersetzer hat 9 Stellen in dem Johannesevangelium entdeckt, bei denen Jesus sich selbst mit „ICH BIN“ bezeichnet.

Zum Beispiel Johannes 8, 24:

Darum habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ICH BIN, werdet ihr sterben in euren Sünden.

Aber nicht nur in dem Johannesevangelium kommt ICH BIN vor. In einer entscheidenden Stelle des Markusevangeliums heißt es:

Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: ICH BIN, und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.
Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei.
(Markus 14, 62 – 64)

Nach der Luther-Übersetzung sagte Jesus: „Ich bin’s“, aber im Urtext steht „Ich bin“. Der Hohepriester meinte, dass er eine Gotteslästerung gehört hatte und war so erschüttert, dass er seine Kleider zerriss als Ausdruck seines Entsetzens. Und die sogenannte Gotteslästerung bestand offenbar darin, dass Jesus sagte: „Ich bin“.

Hat der Hohepriester gewusst, dass er in der Anwesenheit Gottes stand, als er Jesus verurteilte?

Der Hohepriester Kaiaphas zerreist sein Gewand, PSch

Als der Hohepriester Jesus fragte, ob er der Messias sei, hat Jesus geantwortet: „Ich bin“. Der Hohepriester meinte, dass er eine Gotteslästerung gehört hatte und als Ausdruck seines Entsetzens zerriss er seine Kleider.

Aber indem der Hohepriester seine Kleider zerriss, bezeugte er ungewollt eine Wahrheit. Um dieses ungewollte Zeugnis zu sehen, muss man von einer Vorschrift wissen, die es damals gab. Der Hohepriester durfte nur einmal im Jahr in das Allerheiligste des Tempels treten, und das Allerheiligste galt als der Ort, wo Gott persönlich für sein Volk anwesend war. Ehe der Hohepriester diesen heiligen Raum betreten durfte, musste er sein Obergewand ablegen; er trat vor Gott in einem weißen Leinengewand gekleidet. In der Anwesenheit Gottes musste das Obergewand weg!

Als Jesus sagte: „Ich bin“, war es, als ob der Hohepriester spontan wusste, dass er in der Anwesenheit Gottes stand und deshalb sofort mit aller Gewalt sein Obergewand ablegen musste, wie gesetzlich vorgeschrieben. Es ist, als ob der Körper oder die Seele des Hohenpriesters etwas wusste, was sein Kopf nicht eingestehen wollte.

Denn nach dem Sprachgebrauch des damaligen Judentums durfte nur Gott sagen: „Ich bin“. Seit der Offenbarung Gottes im brennenden Dornbusch galt „Ich bin“ als die Selbstbezeichnung Gottes. Jesus setzte sich Gott gleich, indem er sich selbst mit ICH BIN bezeichnete.

Dass ICH BIN für Gott allein „reserviert“ war und dass es als Gotteslästerung galt, sich selbst als ICH BIN zu bezeichnen, wird in der folgenden Begebenheit erkennbar:

Abraham, euer Vater, wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, ICH BIN. Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.
(Johannes 8, 56 – 59)

Die Vollmacht, die in ICH BIN steckt, wurde bei der Festnahme Jesu deutlich

Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger...Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Da nun Jesus alles wußte, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: ICH BIN!... Als nun Jesus zu ihnen sagte: ICH BIN!, wichen sie zurück und fielen zu Boden.
(Johannes 18, 1 – 6)

Um diese Stelle einzuordnen, muss man eine Sitte kennen, die es zur Zeit des zweiten Tempels gab. An dem großen Versöhnungstag sprach der Hohepriester Gebete, bei denen der heilige Name Gottes ausgesprochen wurde. Der Name Gottes bestand aus 4 Konsonanten JHWH. Normalerweise wurde dieser Name nie ausgesprochen. Nur der Hohepriester durfte diesen Namen aussprechen und nur an einem einzigen Tag im Jahr, am Jom Kippur, dem Versöhnungstag. An diesem Tag sprach er den Namen Gottes 10 Mal aus. Und jedes Mal, wenn der Name Gottes ausgesprochen wurde, warf sich die Gemeinde auf den Boden und rief: „Gesegnet sei der Name, die Herrlichkeit seines Königreiches, für immer und immer.
(Quelle: „The Jewish Festivals“, Hayyim Schauss, Schocken Books, New York 1938)

Als Jesus sagte „ICH BIN“, reagierten die Zuhörer, als ob sie gerade den heiligen Namen Gottes am Versöhnungstag gehört hätten. Als Jesus sagte ICH BIN, war Gott selber mit seiner Allmacht im Garten Gethsemane anwesend. Dies bekundeten die Soldaten und die Knechte, indem sie zurückwichen und zu Boden fielen.

Heiliger Name Gottes im brennenden Dornbusch, PSch

Der brennende Dornbusch

Nach dem biblischen Bericht hat Gott seinen heiligen Namen in einem brennenden Dornbusch offenbart.

Im 2. Mose 3, heißt es

Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!
Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.

Der brennende Dornbusch, PSch

Und die entscheidende Stelle in Vs. 14 lautet (Luther-Übersetzung):

Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.

In der Septuaginta, einer griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, die etwa 200 Jahre vor Christus entstand und die im Neuen Testament oft zitiert wird, heißt es an dieser Stelle:

ICH BIN

Gott sprach zu Mose: ICH BIN DER SEIENDE Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »DER SEIENDE«, der hat mich zu euch gesandt.

Im griechischen Text stehen genau die Worte, mit denen sich Jesus selbst bezeichnete, nämlich „Ego eimi“ =“ich bin“. Dementsprechend heißt es in manchen Übersetzungen: Gott sprach zu Mose: „Ich bin, der ich bin“ So sollst du sagen zu den Israeliten: „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt.

Zum Beispiel heißt es in der revidierten Elberfelder-Bibel:

Da sprach Gott zu Mose: „Ich bin, der ich bin“. Dann sprach er: So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Der „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt.

Hans Zimmermann in seiner „Quellensammlung in neun Sprachen“ bietet die folgende wortwörtliche Übersetzung zu Mose 3, 14:

Und es sprach die Gottheit zu Mosche: ICH BIN der = der ICH BIN! Und er sprach: So sollst du sprechen zu den Söhnen Israels: Der ICH BIN schickte mich zu euch!

Das Buch des Propheten Jesaja setzt diese Tradition fort:

Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wisst und mir glaubt und erkennt, dass ich's bin (Septuaginta: Ego Eimi = ICH BIN) Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein.
Ich, ich bin (Septuaginta: ego eimi, ego eimi = ICH BIN, ICH BIN) der HERR, und außer mir ist kein Heiland.
(Jesaja 43, 10. 11)

'Der Seiende - Einzug Jesu in Jerusalem', Ikonenmuseum Frankfurt

Für die orthodoxen Kirchen ist die Offenbarung am brennenden Dornbusch ein wichtiger Anhaltspunkt. Hinter dem Ausdruck „Der Seiende“ stehen im Urtext drei griechische Buchstaben:

ò ω ν

Diese drei Buchstaben („ho Ohn“ ausgesprochen) umringen den Kopf Jesu in Ikonen. Jesus wird mit diesen drei Buchstaben mit dem Gott gleichgesetzt, der sich am brennenden Dornbusch offenbarte.

Wir danken dem Ikonenmuseum Frankfurt (www.ikonenmuseumfrankfurt.de ) für die Genehmigung, Ikonen aus diesem Museum kostenlos zeigen zu dürfen.

PSch