Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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"ABC" des Glaubens - Jesus - die Verkörperung der unmittelbaren Nähe Gottes

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'Jesus geht auf Wasser', Iwan Aiwasowskij, 1888

'Jesus geht auf Wasser', Iwan Aiwasowskij, 1888

Jesus

die Verkörperung der unmittelbaren Nähe Gottes

Die erste Hälfte des Markusevangeliums trägt die Überschrift: Wer ist Jesus? Und Markus beantwortet diese Frage auf eine indirekte Weise. Er verwendet Signalworte, die auf die verborgene Identität Jesu hinweisen.

Ein Lieblingswort des Markus ist das griechische Wort ευΘυσ (euthys), das „unmittelbar“, „direkt“ oder „gerade“ bedeutet. „Euthys“ kommt 41 Mal im Markusevangelium vor. Dieses Wort fällt nicht unbedingt in den Übersetzungen auf, denn der griechische Begriff wird unterschiedlich übersetzt. Luther überträgt ihn mit „eben“, „alsbald“, „sogleich“, sofort“. Weil dieses Wort manchmal so übertrieben häufig vorkommt, wird es von einigen Übersetzern aus stilistischen Gründen einfach übergangen und erscheint nicht, so dass der Bibelleser nicht mitbekommt, dass ein Wort fehlt, das für Markus wichtig war.

Wer aber das Markusevangelium sorgfältig liest, wird merken: wenn Jesus erscheint, passieren Vorgänge „sofort“, „sogleich“, „alsbald“. Und häufig löst die Erscheinung Jesu „Entsetzen“ aus. Es kömmt öfter vor, dass da, wo Dinge „sogleich“ passieren, die Anwesenden oder Dämonen mit „Entsetzen“ reagieren.

Der Ausgangspunkt für das Signalwort, das als "sofort/sogleich/alsbald" übersetzt wird, ist gleich zu Beginn des Evangeliums angegeben. Es heißt:

Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Wie geschrieben steht im Propheten Jesaja: »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bereiten soll.« (Maleachi 3,1) »Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben! (euthys)« (Jesaja 40,3).

Jesus ist derjenige, der dieses Prophetenwort erfüllen wird. Jesus macht den Weg des Herrn „gerade“, „direkt“ oder „unmittelbar“. Denn Jesus ist die Verkörperung der unmittelbaren Nähe Gottes. Deswegen passieren Dinge „sofort“, „sogleich“, „alsbald“, wenn er erscheint. Und deswegen löst seine Anwesenheit „Entsetzen“ aus, denn die unmittelbare Anwesenheit Gottes ist für Menschen überwältigend und Ehrfurcht erregend. Oder eine andere Ausdrucksweise bei Markus für das, was Jesus auslöst, lautet: „sie gerieten außer sich“.

Markus, wie alle Evangelisten, verwendet eine Sprache, die behutsam ist, wenn es um die Identität Jesu geht. Kein Evangelist wagt es, direkt zu sagen: in Jesus von Nazareth, einem Menschen, ist der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde in Palästina leibhaftig erschienen. Aber indirekt, behutsam und voller Ehrfurcht wollen sie genau diese Wahrheit bezeugen.

Im Folgenden ist zu sehen, wie Markus das Wort „euthys“ in seinem Evangelium einsetzt, um die Identität Jesu auszumalen. Da, wo „euthys“ vorkommt, ist das dafür übersetzte Wort in Rot hervorgehoben.

DAS EVANGELIUM NACH MARKUS

Kapitel 1, ab Vs. 9

'Baptism of Christ', 2005

Baptism of Christ, 2005

Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen. Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste; und er war in der Wüste vierzig Tage und wurde versucht von dem Satan und war bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm. Nachdem aber Johannes gefangengesetzt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

'Duccio di Buoninsegna', Berufung der Apostel Petrus und Andreas, 14. Jhd

'Duccio di Buoninsegna', Berufung der Apostel Petrus und Andreas, 14. Jhd

Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten. Und alsbald rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach.

Und sie gingen hinein nach Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten. Und alsbald war in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unreinen Geist; der schrie: Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu vernichten. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und der unreine Geist riss ihn und schrie laut und fuhr aus von ihm. Und sie entsetzten sich alle, so dass sie sich untereinander befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm!
Und die Kunde von ihm erscholl alsbald überall im ganzen galiläischen Land.

Heilung des Aussätzigen', 1988 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Heilung des Aussätzigen', 1988
Walter Habdank, © Galerie Habdank

Und alsbald gingen sie aus der Synagoge und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes. Und die Schwiegermutter Simons lag darnieder und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr. Da trat er zu ihr, fasste sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.

Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen. Und es jammerte ihn, und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will's tun; sei rein! Und sogleich wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein. Und Jesus drohte ihm und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.

Mk 5,38-43 Auferweckung der Tochter des Jairus

'Ilja Jefimowitsch Repin', Auferweckung der Tochter des Jairus, 1871

'Ilja Jefimowitsch Repin', Auferweckung der Tochter des Jairus, 1871

Und sie kamen in das Haus des Vorstehers, und er sah das Getümmel, und wie sehr sie weinten und heulten. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. Er aber trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und die bei ihm waren, und ging hinein, wo das Kind lag, und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihm: Talita kum! - das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich sogleich über die Maßen.

Mk 6,49-51 Jesus wandelt auf dem See

'Der Seewandel Jesu', Charles-François Jalabert, 19 Jhd

'Der Seewandel Jesu', Charles-François Jalabert, 19 Jhd

Und als sie ihn sahen auf dem See gehen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's (im Urtext: ich bin); fürchtet euch nicht! und trat zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen.

Mk 9,14-29 Die Heilung eines besessenen Knaben

Und sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Und sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich alle, liefen herbei und grüßten ihn.
Und er fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen? Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht.
Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!
Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!
Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.
Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als nun Jesus sah, dass das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus.

Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de.
Die Kunstwerke 'Jesus geht auf Wasser', Iwan Aiwasowskij, 1888, 'Der Seewandel Jesu', Charles-François Jalabert, 19 Jhd und 'Ilja Jefimowitsch Repin', Auferweckung der Tochter des Jairus, 1871 gehören zum public domain, weil das copyright abgelaufen ist. Das Kunstwerk 'Duccio di Buoninsegna', Berufung der Apostel Petrus und Andreas, 14. Jhd und dessen Reproduktion gehört weltweit zum "public domain". Das Bild ist Teil einer Reproduktions-Sammlung, die von The Yorck Project zusammengestellt wurde. Das copyright dieser Zusammenstellung liegt bei der Zenodot Verlagsgesellschaft mbH und ist unter GNU Free Documentation lizensiert. Das Bild 'Baptism of Christ', 2005, ist unter GNU Free Documentation lizensiert.

PSch